Hollywood-Superstar Brad Pitt Der schönste Mann der Welt wird 50

Düsseldorf · Hollywood-Superstar Brad Pitt wird für sein Aussehen geliebt und für seine Verlobte bewundert. Das wurmt ihn. Ein Geburtstagsgruß.

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Foto: dpa

Es ist nicht leicht, einen Film mit Brad Pitt zu gucken. Nie denkt man: Dieser Zimmermann, Auftragskiller oder Baseball-Manager wirkt ja wie aus dem Leben gegriffen. Ständig denkt man stattdessen: Das ist der schönste Mann der Welt, er ist mit der schönsten Frau der Welt verlobt, und er hat sich als Zimmermann, Auftragskiller oder Baseball-Manager verkleidet. Bei Brad Pitt kann man die Figur, die einem in den bunten Blättern begegnet, nicht mehr von jenen Charakteren unterscheiden, denen er auf der Leinwand sein Gesicht leiht: Egal, wen er spielt, da ist immer nur Brad Pitt. Natürlich mag das vor allem unser Problem sein. Aber zugleich ist es sein Dilemma.

Früher war es leichter, seine beiden Existenzen auseinanderzuhalten. In den 90er Jahren kam eine Reihe von Filmen ins Kino, die Brad Pitt lebenslange Verehrung gesichert hat — ganz gleich, was er in Zukunft macht. Sie heißen "Interview mit einem Vampir" (1994), Legenden der Leidenschaft (1994), "Sieben" ('95), "12 Monkeys" ('95) und "Fight Club" ('99).

Damals sah man bereits, was Pitt am besten kann: Kaugummi kauen; eine Zigarette auf der Unterlippe balancieren; den Revolver in den Hosenbund schieben; auf einen imaginären Punkt an der Decke starren und über Gewalt philosophieren; so gucken, dass man selbst als Zuschauer die Faust in der Tasche ballt; grinsen. Die Kernkompetenz von Brad Pitt ist, cool herumzustehen, darin gehört er zu den Weltmarktführern, die Vermittlung von Leidenschaft und verwandten Emotionen beherrscht er hingegen nicht so gut.

Pitt weiß das, aber nicht immer will er es auch wahrhaben. Er hatte sein Journalismus- und PR-Studium abgebrochen, als er 1985 nach L.A. kam. Er hatte keinen Plan, aber ein Ziel, er wollte zum Film, und irgendwie schaffte er es vom Gelegenheitschauffeur an die Sets, zunächst an jene von TV-Serien wie "Dallas" und "21 Jump Street". Von dort ging es weiter, und 1991 wurde sein Name eine Marke: Damals verführte er Geena Davis in "Thelma & Louise". Ein denkwürdiger Auftritt, und schon da hieß es selten, der spielt ja toll, sondern zumeist: Der sieht aber verflixt gut aus.

In einer Liga mit Cameron, Spielberg und Co.

In den folgenden Jahren setzte Pitt seine Fähigkeiten ideal ein, drehte mit Terry Gilliam und David Fincher seine besten Filme, und nebenbei verliebte er sich in Juliette Lewis, die er für Gwyneth Paltrow verließ, die er für Jennifer Aniston verließ, die er für Angelina Jolie verließ, mit der er sechs Kinder erzieht. Er stieg auf zu einer der fünf einflussreichsten Persönlichkeiten Hollywoods, wie die Tageszeitung "Guardian" errechnete (die anderen sind James Cameron, Steven Spielberg, Leonardo DiCaprio und John Lasseter).

Er gründete die Firma Plan B Entertainment, die Kinohits wie "Eat, Pray, Love" oder "World War Z" produziert. Er interessiert sich für Architektur, gründete eine Stiftung und baute Doppelhäuser in New Orleans, nachdem die Stadt von Hurrikan Katrina verwüstet worden war. Kurzum: Brad Pitt ist ein ernst zu nehmender Künstler. Allerdings bekommen das weniger Leute mit, als ihm lieb ist, und das wurmt ihn.

An seinem Freund George Clooney kann Pitt beobachten, wie man Beauty und Business austariert. Clooney ist Wortführer des linken Hollywood, er sitzt auf dem Regiestuhl und dreht politische und historische Thriller. Auch Pitts Verlobter gelingt, wonach er sich sehnt: als kluger Kopf anerkannt zu werden, als engagierter Mensch. Angelina Jolie setzt sich für Kinder in Afghanistan ein und inszeniert Filme über den Bürgerkrieg in Jugoslawien.

Rollenwahl teils unpassend

Zuletzt arbeitete Brad Pitt vor allem mit großen Regisseuren, mit solchen zumal, die Avantgarde sind, bei deren Nennung Kenner mit der Zunge schnalzen. Er spielte in "Tree Of Life" von Terrence Malick, in "Inglourious Basterds" von Quentin Tarantino und drehte mit den Coen-Brüdern. Nicht alles gelang, nicht immer tat ihm die exklusive Rollenwahl gut. In "The Counselor" etwa und in dem Oscar-Favoriten "12 Years A Slave", der bei uns im Januar startet, trifft er jeweils auf Michael Fassbender, einen der derzeit besten Schauspieler der Welt.

In jedem der Filme haben die beiden Kollegen eine lange gemeinsame Szene, und man sieht, dass zwischen diesen Künstlern Welten liegen: dort Fassbender, der mit jeder Faser seines Körper die Figur ist, die er spielt. Hier der statische Pitt, der maskiert wirkt, sich ins Gestikulieren rettet und ins Posieren. Die überzeugendsten Auftritte hatte Pitt in den vergangenen Jahren in "Moneyball", wo er als Baseball-Manager vor allem Kaugummi kaut, und in "Killing Them Softly", wo er Vorträge hält, die so beginnen: "Jemanden umzubringen ist eine heikle Sache." Auch in Finchers Meisterwerk "Der seltsame Fall des Benjamin Button" konnte er vor allen Dingen mit seinem Äußeren brillieren.

Am Mittwoch feiert Brad Pitt seinen 50. Geburtstag, und wenn man ihm etwas wünschen dürfte, dann wäre es dieses: Er möge die Rolle finden, die all das vergessen lässt, was wir über Brad Pitt wissen und zu wissen meinen. Die Rolle, in der er zeigen kann, dass er nicht nur Brad Pitt ist, sondern auch: Schauspieler. Die Rolle also, die größer ist als er selbst.

(hols)
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