Isla Fisher in "Shopaholic" Die Wahrheit über Frauen und Shopping

Frankfurt/Main · Wer schon immer wissen wollte, wie Frauen wirklich ticken, bekommt in Kürze erste Hilfe im Kino. In der grellen Kauf-Komödie geht es aus Damensicht um die wahren Bedürfnisse im Leben: Kleider, Schuhe, Schönheit. Als wahrer Gewinn erweist sich zudem die wundervolle Isla Fisher in der Hauptrolle. Ihr Freund, Borat-Komiker Sacha Baron Cohen, hatte ihr zum Ausflug ins Komödienfach geraten. Volltreffer!

Isla Fisher - diese Frau hat es nicht leicht mit Borat
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Isla Fisher - diese Frau hat es nicht leicht mit Borat

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Dieser Geruch neuer italienischer Lederschuhe! Dieser samtweiche Kaschmirschal, den man immerzu streicheln will! Die einmalige Gelegenheit, beides zum "Schnäppchenpreis" zu erwerben: Die am 12. März anlaufende Komödie "Shopaholic" drückt zumindest bei der Zielgruppe die richtigen Knöpfe. Wenn Rebecca in ihrer Therapiegruppe für Kaufsüchtige von edlen Klamotten schwärmt, bekommen auch die Zuschauerinnen glänzende Augen. Doch Rebecca verfällt nicht nur gelegentlich dem Kaufrausch. Sie shoppt, bis die Kreditkarte glüht.

Die Konsum-Farce ist ein Nachzügler jener "Ich kaufe, also bin ich"-Frauenkomödien, in denen Mädels dynamisch die New Yorker Fifth Avenue rauf und runter stöckeln, um in Boutiquen und Luxuskaufhäusern ihre Beute, meist sauteure Designerstücke in grellen Farben, zu erlegen.

Auch träumt Journalistin Rebecca von einem Job in einem Glamourmagazin für Frauen. Doch wie im Mutterschiff des Genres, "Sex and the City", sind Beruf und Männer eigentlich Nebensache und gerade gut genug, um die Prada-Tasche zu bezahlen. So läuft das hysterische Geschehen auch hier darauf hinaus, dass sich das klamme Aschenputtel den solventen Märchenprinzen angelt - der prompt neben der quirligen Rothaarigen so prickelnd wirkt wie ein Sparbuch neben einem Hedge-Fonds.

Ich kaufe - also bin ich

Dass Rebeccas unmöglicher Balanceakt zwischen Designerkleidern und überzogenem Konto dennoch gute Laune macht, liegt einmal an Newcomerin Isla Fisher ("Die Hochzeitscrasher"). Das kleine australische Energiebündel schwindelt sich als Kleider-Junkie mit einer Riesenportion Charme durch die Finanzwelt und erinnert mit ihrer Tollpatschigkeit an die Heldinnen der sorglosen Screwball-Komödien vergangener Tage. Ihr als Borat-Erfinder berühmt gewordene Freund Sacha Baron Cohen hatte ihr geraten, mal das Komödien-Genre auszuprobieren.

Statt im Modemagazin Alette landet Rebecca mit ihrer Bewerbung nämlich bei einem Wirtschaftsblatt. Ihr Chef ist von dem Paradiesvogel inmitten graumäusiger Finanzfachkräfte so angetan, dass er Rebecca eine Kolumne überträgt. Dank der handfesten Schilderung ihrer Konsumenten-Nöte wird sie zum neuen Finanzstar. Nun muss sie sich nur noch den Inkasso-Eintreiber vom Leibe halten.

Und wie in Screwball-Komödien drückt P. J. Hogan ("Die Hochzeit meines besten Freundes") in seiner Verfilmung des Bestsellers von Sophie Kinsella kräftig auf die Tube: Schränke platzen vor Kleidern, Ballkostüme lösen sich auf, Frauen kreischen, peinliche Enthüllungen passieren grundsätzlich vor großem Publikum. Börsenlatein entziffert sie dank Ratgeberbüchern à la "Finanzen für Dummies".

Die kurzatmige Handlung wartet mit ein paar surrealen Einschüben auf - und mit hochkarätigen Nebendarstellern. John Goodman gibt den bärig-kleinbürgerlicher Vater und Kristin Scott-Thomas mit Verve die Oberzicke mit französischem Akzent.

Slapstick zur Finanzkrise

Doch so offensiv dieses Treiben seine Dämlichkeit ausstellt, so fühlt Rebecca doch unfreiwillig den Puls der Zeit mit der Finanzkrise. Wenn die süße Hochstaplerin an der Kasse ihre Kreditkartensammlung wie eine Ziehharmonika auffaltet, demonstriert sie, wie es eine Gesellschaft geschafft hat, jahrelang über ihre Verhältnisse zu leben - auch wenn ihre 9.000 Dollar Schulden "peanuts" sind angesichts der Fantastilliarden, die Banker verbrannt haben.

Man mag es erfrischend oder obszön finden, wie ungerührt diese überdrehte Komödie die "Ladies who shop" mit obdachlosen "bag ladies" kurzschließt - jedenfalls wird hier nicht schmallippig Verzicht gepredigt. Letztlich wird die Käuferin zur "Schnäppchen"-Verkäuferin und heizt, ganz im Sinne von Frau Merkel, kräftig den Konsum an.

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