Franka Potente feiert Geburtstag Ein Fast-Weltstar wird 40

Hollywood · Vor 15 Jahren galt Franka Potente als die Frau, die endlich die Sehnsucht der Deutschen nach einem echten Hollywood-Star aus ihren Reihen erfüllen könnte. Es kam anders. Für das Schöner-Schein-Geschäft ist die zweifache Mutter zu sperrig. Nun wird sie 40 Jahre alt.

Frank Potente in Los Angeles bei der Präsentation ihrer neuen Serie "The Bridge" in der sie unter anderem an der Seite von Diane Kruger spielt.

Frank Potente in Los Angeles bei der Präsentation ihrer neuen Serie "The Bridge" in der sie unter anderem an der Seite von Diane Kruger spielt.

Foto: afp, ap

Es war, als würde sie einen Außerirdischen treffen. Der Hype um die Tatsache, dass Franka Potente 2001 mit Johnny Depp für den Film "Blow" vor der Kamera stand, kannte kaum Grenzen. Eine Deutsche, unsere Franka, trifft den ultimativen Superstar, den modernen James Dean, und sie trifft ihn nicht nur, sie darf ihn sogar küssen.

Tatsächlich lief die Zusammenarbeit wenig glamourös ab — was auch an Potente lag. "Ich hatte nichts Besseres zu tun, weil ich so nervös war und nicht wusste, was ich sagen soll, als ihm gleich aufs Brot zu schmieren, dass ich ,The Ninth Gate' von Roman Polanski total scheiße fand und nicht verstehen konnte, dass er da mitgespielt hat. Super. Ansonsten war ich mit ihm bis zum Ende total klemmig", sagte sie 2006 in einem Interview.

Kein "Wir hatten so viel Spaß", kein "Er ist ein großartiger Kollege", nichts von dem üblichen Geschleime, das Schauspielkollegen übereinander loslassen, um den Film und vor allem sich selbst zu promoten. Franka Potente ist anders. Deutsch, würde manch einer sagen, aber das trifft es nur bedingt.

Rau, unangepasst, ein Charaktergesicht

Nachdem sie in Tom Tykwers Berliner Action-Märchen "Lola rennt" (1998) mit knallroter Miene, hässlichen Klamotten und hilflos-zupackendem Charme durch die hippe deutsche Hauptstadt gehetzt war, liebten sie plötzlich alle.

Die Deutschen liebten sie vor allem dafür, dass die Amerikaner sie liebten, "Run Lola Run" wurde in den USA zum Achtungserfolg und gilt noch heute als Synonym für mutiges, deutsches Arthouse-Kino. Sie war keine klassische Schönheit, sie war rau, unangepasst, ein Charaktergesicht.

Genau das sei es, wonach Hollywood händeringend suche, waren sich damals alle Feuilletonisten einig, eine coole Frau mit europäischer Grandezza, die eine Nische zwischen all den hübschen All-American-Girls füllen werde.

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Zunächst sah es gut aus. Sie drehte mit Depp, ein Jahr später mit Matt Damon in dem erfolgreichen Thriller "Die Bourne-Identität" und zog nach Los Angeles. Doch als sie in der Fortsetzung "Die Bourne-Verschwörung" 2004 nach wenigen Minuten als Wasserleiche endete, bekam der Traum von der großen Hollywood-Karriere erste Risse.

Potente spürte das, und es gefiel ihr nicht. Auf einer Pressekonferenz zum Film erklärte sie, dass sie es aus dramaturgischen Gründen für falsch halte, dass ihre Rolle so früh stirbt. Ein kleiner Affront gegen die Macher des Films, der zumindest unüblich ist. Eine deutsche Schauspielerin, die auf dem Sprung zum Star und nicht seit Jahren in der Traumfabrik etabliert ist, mosert öffentlich am Drehbuch herum. Was größere Rollen in US-Kinofilmen angeht, wurde es bald ruhig um das vermeintliche "Fräulein-Wunder".

Hassliebe zu Los Angeles

Sie trat in Independent-Filmen auf, hatte eine kurze Liaison mit "Herr der Ringe"-Star Elijah Wood und erklärte 2004, dass sie L.A. "scheiße" finde und nun zurück nach Berlin ziehe. Die Drehbücher, die ihr angeboten würden, seien "Bullshit" und überhaupt hasse sie die Stadt, in der es nur um Äußerlichkeiten gehe. Spätestens hier schien die kurze Liebesbeziehung zwischen Franka Potente und der US-Filmindustrie beendet.

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In der öffentlichen Wahrnehmung galt sie als die Gescheiterte, die mit hochtrabenden Plänen nach Amerika gegangen sei und dort mit ihrer Sturköpfigkeit eine große Chance vertan habe. Nun veröffentlichte sie Bücher über Fitness, spielte in zweitklassigen deutschen TV-Produktionen wie "Die Brücke" mit, einem unsäglichen Remake des Klassikers von Bernhard Wicki, und machte höchstens noch mit ihren wechselnden Männern Schlagzeilen.

Doch so ganz ist der Kontakt zu Amerika nie abgebrochen. Immer wieder hatte Potente Gastauftritte in US-Serien wie "The Shield" (2007). Zwei Jahre später spielte sie eine prominente Nebenrolle in einigen Folgen der Kultreihe "Dr. House", eine Art Mini-Comeback-Durchbruch. Die Schauspielagenten jenseits des Atlantiks hatten sie nun wieder auf dem Zettel, und auch in privater Hinsicht war das "Dr.-House"-Engagement wegweisend. Am Set lernte sie ihren heutigen Ehemann Derek Richardson kennen, mit dem sie inzwischen zwei Töchter hat und wieder in Los Angeles lebt.

Tochter spricht nur noch Englisch

Es sei einfach gewesen, auf die Stadt zu schimpfen, sagt sie heute. Dabei müsse man nur nach ruhigen Ecken jenseits des Hollywood-Wahnsinns suchen. "Ich lebe hier seit drei Jahren ganz normalen Alltag. Mit Familie ist man ganz schnell in der Community eingebunden, da hast du dein Leben, deinen Rhythmus." Da ihr Mann kein Deutsch spreche und sie und er Schauspieler seien, käme ein Rückzug nach Deutschland nicht in Frage. Die zweite Tochter wächst nicht mehr zweisprachig auf, zu stressig, sagt Potente.

Inzwischen hat sie es geschafft, allerdings ein Level tiefer, als Fernseh-Schauspielerin. Sie war in den Serien "Psyche" und "American Horror Story" zu sehen, spielte eine prägende Rolle in dem hoch gelobten, aber nach zwei Staffeln abgesetzten historischen Polizei-Epos "Copper" (seit kurzem ist die erste Staffel in Deutschland auf DVD erhältlich) und wird nun in die Serie "The Bridge" einsteigen, in der sie auf eine andere Exil-Deutsche in Hollywood trifft, Diane Kruger. Das könnte ihr aber nicht egaler sein, wie sie betont. "Wir sehen uns weniger, als man annehmen sollte. Und sie werden es nicht glauben, wir haben kaum über Fußball geredet."

Potente, die auch als Romanautorin arbeitet, hat ihren Ausflug als "Deutsche in Amerika" noch in schmerzlicher Erinnerung. Es ist ein Prädikat, das sie endgültig loswerden möchte. Nun, mit 40 Jahren, habe sie eh andere Prioritäten. "Ich gehe während des Tages völlig in meiner Arbeit auf, aber meine wahre Welt ist meine Familie."

(RP)
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