Die Tragikomödie "Angels' Share" Ein Kleinkrimineller mit gutem Riecher

Stuttgart · Alkohol verändert manchmal Menschen. Selten aber wohl zum Positiven. Seinem Talent, Whisky in all seinen Nuancen zu erriechen, verdankt Robbie jedoch im Film "Angels' Share - Ein Schluck für die Engel" den sozialen Aufstieg.

Angel's Share - ein Kleinkrimineller versucht den sozialen Aufstieg
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Nach einer brutalen Schlägerei zu gemeinnütziger Arbeit verdonnert, gerät Robbie an Sozialarbeiter Harry. Der stößt mit dem jungen Mann auf dessen erstes Baby an - und weckt Robbies Leidenschaft für das schottische Nationalgetränk, die ihm letztlich einen Job bringen wird.

"Wir wollten eine Geschichte über diese Generation junger Menschen erzählen, von denen viele in eine hoffnungslose Zukunft blicken", sagt Regisseur Ken Loach, bekannt durch seine zahlreichen sozialkritischen Filme wie "Sweet Sixteen" und "It's a Free World", laut Presseheft. Für "Angels' Share" bekam er in diesem Jahr beim Filmfestival in Cannes den Preis der Jury.

Die Erzählung schwankt zwischen Komödie und Sozialdrama. So zeigt die Kamera den gewaltsamen Ausraster Robbies, der einen Teenager das Augenlicht verlieren und eine Familie verzweifeln lässt. Dass der Täter nach dem Gespräch mit dem Opfer und der Geburt seines Sohnes plötzlich sein Leben um 180 Grad wenden möchte, wirkt zwar etwas plump.

Ungleiches Quartett mit Humor

Doch Robbie ist sich stets bewusst, als einer von Millionen jungen Arbeitslosen immer wieder scheitern zu können. Wie viele der Darsteller hat Paul Brannigan keine Schauspielausbildung - dafür Parallelen zur Hauptfigur. So gabelte Drehbuchautor Paul Laverty den jungen Vater mit düsterer Vergangenheit in einem Gemeindezentrum auf.

Robbie gewinnt bei der Sozialarbeit neue Freunde, allesamt mehr oder weniger gescheiterte Existenzen. Der eine tollpatschig und geistig zurückgeblieben, die andere eine notorische Diebin.

Fast zwangsläufig kommt es zu Reibereien, aber auch viel Spaß. Gemeinsam entdeckt die Clique Robbies Fähigkeit, die unterschiedlichen Facetten des Whiskys zu erschnüffeln. Die neue Leidenschaft bringt sie unter anderem in eine Destillerie, wo sie vom sogenannten Angels' Share, dem Engelsanteil erfahren - dem winzigen Prozentsatz, der Jahr für Jahr spurlos aus den verschlossenen Whiskyfässern verschwindet.

Gelungene Mischung

Bei einer Verkostung erfahren die Freunde vom womöglich teuersten Whisky der Welt - und beschließen, ihren Anteil zu holen. Getarnt in Kilts als - wie es Albert beschreibt - "kleine, freundliche, verkackte Highlander" machen sie sich auf zur Auktion, die ihnen hunderttausend Pfund und Robbie den langersehnten Job bringen soll.

Dass ausgerechnet der Kriminellste der Gruppe sein Leben komplett umkrempeln will und mit einem von Whiskykennern beneidetem Talent gesegnet ist, macht die Geschichte zwar ein bisschen künstlich.

Da er bis zum Schluss aber nicht ganz vom Gaunertum lässt, kann man ihm die abgezapften Liter Edel-Whisky gönnen. Oder wie Autor Laverty - eigentlich mit Blick auf den Engelstropfen - sagt: "Poesie und reiner Quatsch reiben sich da aneinander, ein bisschen Mystik, Vermarktung, Professionalität, Schwindel, Snobismus und die reine Freude an all dem ergeben ein wundervolles, vielschichtiges Gebräu."

(dpa)
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