Filmbiografie über die Physikerin Marie Curie

Es ist selbst nach heutigen Standards eine ungewöhnliche Ehe, die Pierre und Marie Curie führten: einander begehrend und respektierend, in ihrem Tun ausnahmslos gleichberechtigt - auch in ihrer wissenschaftlichen Arbeit. Voller Stolz und tiefer Zuneigung schwärmt Pierre vor der gemeinsamen Tochter von Marie als Wissenschaftlerin: "Den Nobelpreis bekommen nur Männer, mit Ausnahme deiner Mutter. Sie ist die erste Nobelpreisträgerin der Welt". Regisseurin Marie Noëlle versucht nun, sich in dem Drama "Marie Curie" der Frau hinter der herausragenden Wissenschaftlerin (1867-1934) zu nähern.

Es sind schöne Bilder, die Noëlle als Kulisse wählt. Sie zeigt Paris-Fotos vom Anfang des Jahrhunderts, ein romantischer Garten inmitten der Stadt, ein helles Haus. Später ein lichtdurchflutetes und dabei immer ein wenig dunkles Appartement für die Zeit mit dem Liebhaber - und vor allem das Labor. Jenem zugigen und undichten Labor, in dem Pierre (Charles Berling) und Marie (Karolina Gruszka) Tag und Nacht forschen - und doch Zeit für ein Familienleben finden.

Natürlich erzählt Noëlle in ihrer filmischen Biografie auch diese Geschichte, wobei sie rücksichtsvoll für ein großes Publikum allzu komplizierte wissenschaftliche Erklärungen ausspart. Sie versucht jedoch auch, Marie Curie als Mutter, Ehefrau und Geliebte zu beschreiben, als eine Frau, die sich täglich unter Männern behaupten muss und doch unbeirrt, mal stoisch, mal fast störrisch ihren Weg geht. Ihre Affäre mit dem jüngeren und verheirateten Wissenschaftler Paul Langevin bietet dafür ausreichend Stoff und ist zugleich die Schwäche dieses Porträts. Noëlle wirft Fragen auf und lässt Ungereimtheiten zu. "Marie Curie" ist so ein hübsch anzusehendes Porträt, das jedoch an seinem eigenen Anspruch scheitert, die Frau hinter der Ikone zu zeigen.

(dpa)
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