First Avenger: Civil War Wenn Superhelden Zoff haben

Düsseldorf · Vergangene Woche lief First Avenger: Civil War im Kino an. Und wie in Batman vs Superman treten auch da Superhelden gegeneinander an. Doch wem ist das epische Gebalge besser gelungen?

Auch Freunde können sich in die Haare kriegen. Und im Kinofilm First Avenger: Civil War ist es Captain America, der mit Tony Stark alias Iron Man (Robert Downey junior) einiges zu bereden hat. Das heißt, zu bereden hätte, wenn sie sich nicht zusammen mit anderen Superhelden des Marvel-Film-Universums an die Gurgel gehen würden. So wie beim Comicbuch-Konkurrenten DC, als Batman erst vor wenigen Wochen im Kino einiges mit Superman ausdiskutieren musste.

Bei Superhelden mündet der Gesprächsbedarf aber in actionreichen Keilereien. Doch welchem Film ist der epische Streit besser gelungen. Wir lassen nicht die Superhelden der rivalisierenden Comicbuchverlage Marvel und DC samt ihren jeweiligen Filmpartnern Disney+ (Marvel) und Warner Bros. (DC) gegeneinander antreten, sondern die Filme selbst. Einige kleinere Spoiler lassen sich nicht vermeiden, aber wir verraten nichts Wesentliches. Versprochen.

Die Story In beiden Filmen geht es zunächst um die Folgen des Superhelden-Einsatzes für die "gewöhnlichen" Menschen, deren Leben sie eigentlich beschützen wollen. In Batman vs Superman erleben wir das sehr direkt und unmittelbar — durch die Augen von Bruce Wayne alias Batman (Ben Affleck), der sich durch Trümmer kämpft und dabei einem kleinen Mädchen auf der Suche nach den Eltern und einem verkrüppelten Mitarbeiter begegnet. Das Entsetzen, die Trauer, das Leid sind erfahr- und spürbar als Folge von Supermans (Henry Cavill) Kampf für die Zukunft der Menschheit im Vorgänger-Film "Man of Steel". In Captain America geht man einen sterileren Weg, bei dem nichts so wirklich an den Superhelden haften bleibt. Nachrichten-Beiträge, die Erzählung von Angehörigen: Die Helden werden nicht direkt mit den Folgen konfrontiert. Obwohl sie ihre Hände schmutzig gemacht haben, bleiben sie irgendwie doch sauber.

In beiden Filmen treiben die Konsequenzen ihrer Taten dann die weitere Handlung voran. Zunächst wird in den Blockbustern die Frage gestellt, was Superhelden dürfen und wer ihnen das Recht für ihren Einsatz gibt. In Batman vs Superman stoßen dann aber Persönlichkeiten aufeinander. Und es ist vor allem Bruce Wayne, der eine überaus zwiespältige Figur abgibt. Seine Handlungen sind zwar nachvollziehbar, aber selbstgerecht, verbissen, fast schon fanatisch kritisiert er Superman für das, was er im Grunde selbst tut. Aus der Psychologie der Superhelden ergibt sich die Spannung, die dann in einer epischen Konfrontation mündet.

In Civil War ist es zwar zunächst der Streit darüber, ob sich die Superhelden der Kontrolle der Vereinten Nationen unterwerfen sollen. Dazu kommt dann aber die enge Freundschaft seit Kindheitstagen zwischen Captain America (Chris Evans) und dem Winter Soldier (Sebastian Stan), der im zweiten Captain-America-Film aufgetreten ist. Und da schwächelt der Film, weil er die verschiedenen Konflikte kaum unter einen Hut bringen kann. Was zunächst als ideologischer Konflikt beginnt, wird zur Sorge eines Mannes um das Wohl seines Freundes und mündet dann in eine simple Rache-Geschichte. Am Ende bleibt ein etwas schaler Geschmack. So wie nach dem Genuss von Kartoffel-Chips. Es schmeckt im Moment des Griffs in die Tüte, aber es macht nicht satt und ist nicht mit einem guten Essen vergleichbar.

Unsere Wertung 1:0 für Batman vs Superman

Die Inszenierung Batman-vs-Superman-Regisseur Zack Snyder hat einen Hang zum Pathos. Aber das muss nicht Schlechtes sein. Wenn bei ihm Superhelden aufeinandertreffen, ist das tatsächlich episch. Es hat so viel Wucht, dass man meint, im Kinosessel die Schläge spüren zu können. Vor allem aber ist die Action stets nachvollziehbar. Snyder hatte es zugegeben etwas leichter, weil er sich mit Batman und Superman auf zwei Charaktere konzentrieren konnte. Nebenfiguren gegen da zwar etwas unter, der Auftritt von Wonder Woman (Gal Gadot) ist ihm aber dafür eindrucksvoll gelungen.

Joe und Anthony Russo, die hinter First Avenger: Civil War stehen, dagegen haben ab und an Mühe vor allem in Actionszenen die Ordnung zu behalten. Wenn Gebäude zerstört werden oder Autos sich verfolgen, geraten sie etwas ins Schwimmen. Es gibt bisweilen hektische Schnitte, die es schwermachen, nachzuvollziehen, was genau passiert. Dafür aber haben die Russo-Brüder ihre vielen Superhelden und ihre unterschiedlichen Fähigkeiten im Griff. Sie schaffen es sogar mit Black Panther (Chadwick Boseman) und Spiderman (Tom Holland) zwei neue Charaktere so gut in dem bereits großen Ensemble einzuführen, dass sie anderen etablierten Figuren die Show stellen. Am Ende geht es bei Civil War trotz des Titels nicht so pathetisch und wuchtig zu wie bei Zack Snyder, sondern meist unterhaltsam leicht. Batman vs Superman ist eine Schlacht, bei Captain America wirkt es im Vergleich dann doch eher wie ein Familienkrach — dem man aber gerne zusieht. Am Ende steht da für uns ein unentschieden.

Unsere Wertung 1:1 in der Teilwertung; 2:1 für Batman vs. Superman in der Gesamtwertung

Der Bösewicht Jesse Eisenberg als Lex Luthor Jr. in Batman vs. Superman ist verrückt. Und das nicht auf eine angenehme Art. Unheimlich und stets bedrohlich zieht er die Fäden im Hintergrund und möchte, dass Superman und Batman aufeinander losgehen. Dafür ist er bereit, über alle Grenzen zu gehen — und beschwört noch schlimmere Gefahren herauf.

Baron Helmut Zemo (Daniel Brühl) dagegen ist in First Avenger: Civil War vor allem eins: reichlich überflüssig. Er hat einen Grund für seine Taten, den wir auch erfahren. Wir wissen, worum es ihm geht, aber zur Handlung trägt er nur auf den ersten Blick etwas bei. Die Story hätte sich auch ohne ihn kaum anders entwickelt. Daniel Brühl müht sich zwar redlich ab, aber so ganz weiß man nicht, warum er im Film ist. Zumal sein Charakter auch noch Loki, Thors Bruder und ebenfalls ein Bösewicht, sehr ähnlich ist. Vermutlich wird er in den Fortsetzungen noch eine Rolle spielen. Aber die Russo-Brüder haben es nicht geschafft, ihn in Civil War tatsächlich zu integrieren.

Unsere Wertung Einzelwertung 1:0 für Batman vs. Superman; Gesamtwertung 3:1 Batman vs. Superman

Der Humor Der Humor bei Batman vs Superman ist nicht nur unterentwickelt, sondern er ist so gut wie gar nicht vorhanden. Der Film ist düster. Und die epische Ernsthaftigkeit liegt manchmal wie eine Bleidecke über der Story. Bis auf einige sarkastische Bemerkungen von Batmans Butler Alfred (Jeremy Irons) und einem Satz von Supermans Adoptivmutter Martha Kent (Diane Lane) ist so gut wie gar nichts witzig an dem Film.

Civil War ist trotz des ernsten Themas um einiges leichter. Tony Starks Ironie, Spidermans Unbekümmertheit, Ant-Mans (Paul Rudd) Begeisterung und die Situationskomik zwischen Falcon (Anthony Mackie) und dem Winter Soldier — immer wieder gibt es die Momente, die etwas von der Schwere nehmen, ohne in Plattheiten abzurutschen. Die Russo-Brüder wissen wie man "Comic Relief" einsetzt — zum Wohl der Story. Da führt Captain America eindeutig.

Unsere Wertung Einzelwertung 0:1,5 für Captain America; Gesamtwertung 3:2,5 für Batman vs. Superman

Das Fazit Batman vs Superman ist der düsterere, epischere, wuchtigere der beiden Filme, der es tatsächlich schafft, immer wieder Gänsehaut zu erzeugen und gegen Ende auch für die eine oder andere Träne zu sorgen. Das geht aber auf Kosten einiger Figuren: Doomsday, Lois Lane (Amy Adams) — sie bleiben blass. Leichtigkeit oder Witz sucht man vergebens. Der Film ist ernst gemeint. Und das zeigt er auch in fast jeder Szene. Getragen wird der Film dabei vor allem von Ben Affleck als Batman, der eine seiner größten Schauspiel-Leistungen bietet.

First Avenger: Civil War ist dagegen leichter und schafft es sein großes Ensemble sicher durch die Story zu führen. Auf Kosten seines Bösewichts und mehrerer erzwungener Wendungen: Da bahnt sich eine Romanze zwischen Vision (Paul Bettany) und der Scarlet Witch (Elizabeth Olson) an, nur springt kein Funke davon auf den Zuschauer über. Man hat das aber für den Verlauf der Story benötigt, also musste das so sein. Und Captain America weiß gegen Ende einfach so einige Dinge, über die man bis dahin nie geredet hat. Aber nur so geht dann das Finale auf. Elegantes Storytelling ist das nicht gerade. Der Film leidet darunter, dass er alles auf einmal sein will: eine Fortsetzung des Avengers-Films "Age of Ultron", eine Forstsetzung des grandiosen "Captain America: Winter Soldier" und die Ouvertüre der kommenden Filme im Marvel-Universum. Das ist zu viel für einen Blockbuster, zumal man die Story um die unterschiedlichen Ideologien irgendwann einfach aufgibt — für die Story zweier Freunde und einen etwas simplen Rache-Plot.

Bei aller Leichtigkeit wirkt das am Ende etwas bemüht. First Avenger: Civil War bietet zwar gute Unterhaltung und macht Spaß, aber auch nicht mehr. Er verpasst dafür zu viele Chancen. Und der kurze, erste Auftritt des neuen Spidermans wirkt schon fast wie das herausragendste Ereignis des Films. Das ist kein Kompliment für die Story, bei der am Ende dann doch keiner auf den anderen unversöhnlich böse zu sein scheint. Die Russo-Brüder und Marvel wollten als Reaktion auf die Ankündigung des Batman-vs-Superman-Films neue Wege gehen. So ganz ist es ihnen nicht gelungen.

Unser Fazit 4:3,5 für Batman vs. Superman

Das endgültige Ergebnis? In wenigen Wochen ab dem 19. Mai gehen in X-Men: Apocalypse die nächsten Superhelden aufeinander los und kämpfen um das Schicksal der Erde. Und dieser Film könnte beide, Batman vs. Superman und First Avenger: Civil War, noch in den Schatten stellen.

(jov)
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