Filmfest in Venedig Goldener Löwe geht an melancholische Sketchreihe

Der Goldene Löwe des Filmfestivals von Venedig geht in diesem Jahr an "A Pigeon Sits on a Branch Reflecting on Existence" des schwedischen Regisseurs Roy Andersson. Der Film ist eine Aneinanderreihung von Sketchen, die sich mit dem menschlichen Befinden auseinandersetzen. Fatih Akin ging leer aus.

 Regisseur Roy Andersson feiert seinen Goldenen Löwen.

Regisseur Roy Andersson feiert seinen Goldenen Löwen.

Foto: ap, DS

Die Jury des 71. Filmfestivals von Venedig gab ihre Entscheidung am Samstagabend bei der Preisverleihung bekannt. Mit lakonischem Humor erzählt der 71-jährige Andersson in starren Einstellungen verschiedene Geschichten vom Leben, von Trauer und vom Verlust. Jede Szene wirkt damit wie ein Kunstwerk für sich.

Die Trophäe für den melancholischen Beitrag "En duva satt på en gren och funderade på tillvaron" - so der Originaltitel - ist Anderssons erster Preis beim Filmfest Venedig. Der Film entstand mit finanzieller Unterstützung aus Deutschland.

Die zweithöchste Auszeichnung, der Große Preis der Jury, ging an die Dokumentation "The Look of Silence" des US-Amerikaners Joshua Oppenheimer. Das Werk über Massaker in Indonesien Mitte der 1960er berührte viele Zuschauer. Der Bruder eines Opfers konfrontiert Jahrzehnte nach den Gräueln die Mörder von einst - von Reue ist fast nichts zu spüren. "Dies ist ein Meisterwerk", sagte Jurymitglied Tim Roth bei der Preisverleihung.

Auch der in Berlin lebende Kaan Müjdeci konnte sich über eine Auszeichnung freuen: Für den deutsch-türkischen Beitrag "Sivas" wurde der 33-Jährige mit dem Spezialpreis der Jury ausgezeichnet. Sein Werk, der einzige Debütfilm des Wettbewerbs, handelt von einem Jungen und dessen Kampfhund in einem türkischen Dorf.

Der Russe Andrej Kontschalowski bekam für den dokumentarischen Spielfilm "The Postman's White Nights" den Silbernen Löwen für die beste Regie. Gleich zwei Auszeichnungen gingen an das Drama "Hungry Hearts" des 38-jährigen Saverio Costanzo: Seine beiden Hauptdarsteller, die Italienerin Alba Rohrwacher (35) und der US-Amerikaner Adam Driver (30) wurden als beste Schauspieler geehrt.

Das Filmfest Venedig ist das älteste der Welt. Es gehört neben den Festivals in Berlin und Cannes zu den wichtigsten der Branche. Im vergangenen Jahr hatte zum ersten Mal eine Dokumentation den Goldenen Löwen gewonnen: "Sacro GRA" des italienischen Regisseurs Gianfranco Rosi beobachtet das Leben von Menschen am römischen Autobahnring.

Hier die wichtigsten Auszeichnungen des Wettbewerbs:

- Goldener Löwe für den besten Film: "A Pigeon Sat on a Branch Reflecting on Existence" von Roy Andersson

- Großer Preis der Jury: "The Look of Silence" von Joshua Oppenheimer

- Silberner Löwe für die beste Regie: Andrej Kontschalowski für "Belye Nochi Pochtalona Alekseya Tryapitsyna (The Postman's White Nights)"

- Spezialpreis der Jury: "Sivas" von Kaan Müjdeci

- Preis für den besten Schauspieler: Adam Driver für "Hungry Hearts"

- Preis für die beste Schauspielerin: Alba Rohrwacher für "Hungry Hearts"

(dpa)
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