Joel und Ethan Coen "Filme müssen nicht politisch sein"

Mit "Hail,Caesar!" bringen die Coen-Brüder eine Komödie über das Hollywood der 50er Jahre ins Kino.

Hail, Caesar mit George Clooney im Kino: Komödie der Coen-Brüder
Foto: 186

Berlin (dpa) Die Brüder Joel (61) und Ethan (58) Coen drehen schon seit langer Zeit gemeinsam Filme, oft schreiben sie die Drehbücher und führen auch zusammen Regie. Mehrfach haben sie bereits Oscars gewonnen. Ihr Film "Hail, Caesar!" hat gerade die Berlinale eröffnet, nun kommt er auch in die Kinos. Darin schauen die Brüder Joel und Ethan Coen hinter die Kulissen des Hollywood der 1950er Jahre: Als einer der Stars (George Clooney) vom Set eines epischen Sandalenfilms entführt wird, stellt das einiges auf den Kopf. In Berlin lief der amüsante Film außer Konkurrenz und wurde positiv aufgenommen.

"Hail, Caesar!" erzählt von einer längst vergangenen Zeit. Hat sich Hollywood verändert, seit Sie dabei sind?

Joel Coen Hollywood verändert sich immerzu. Es verändert sich als Reaktion auf sich wandelnde Märkte - und auf neue Wege, mit denen man Filme kommerziell nutzen kann. Als wir damals begannen, fing gerade die Heimunterhaltung an. Videos und später DVDs wurden ein wichtiger neuer Markt. Menschen sehen Filme heute anders - einfach, weil die Wege andere sind.

Hat Sie beide das beeinflusst?

Joel Coen Nein, glücklicherweise und seltsamerweise nicht. Wir hatten uns früh genug etabliert, unsere Arbeitsweise hat sich nicht wirklich verändert. Möglicherweise wird es uns in der Zukunft aber betreffen, wenn wir zusehen müssen, wie wir unsere Projekte finanziert bekommen.

Haben Sie einen besonderen Bezug zu den 50er Jahren?

Ethan Coen Da ist keine besondere Faszination. Wir wussten einfach, dass wir Georges Charakter vom Set eines epischen Films entführen lassen wollten.

Joel Coen Anfang der 50er gab es Filme wie "Quo vadis?". Damals gab es auch noch dieses große Hollywoodsystem, diese Fabrik fürs Filmemachen. Es war aber auch der Beginn des Niedergangs, wie Filme gemacht werden. Es gab neue Einflüsse, die sich auf dieses alte System auswirkten.

Fernsehserien boomen derzeit. "Fargo" etwa basiert lose auf einem Ihrer Filme. Können Sie sich vorstellen, selbst eine Serie zu drehen?

Joel Coen Ich glaube, wir haben noch nie einen Film gemacht, der länger als zwei Stunden und fünf Minuten lang war. Oder? Ethan Coen Zwei Stunden und zwei Minuten. Das war "No Country for Old Men". Joel Coen Wir tendieren also eher dazu, etwas Kürzeres zu machen.

Es gibt ja immer wieder Fragen, warum Ihre Filme keine politischen Inhalte haben. Warum nutzen Sie die Plattform nicht, die Sie haben?

Ethan Coen Ich finde, das ist eine blöde Frage.

Joel Coen Ich glaube auch, dass die Frage offenbart, wie falsch das Verständnis über Menschen ist, die sich Geschichten ausdenken. Du setzt dich nicht hin und sagst: Ich mache jetzt einen Film über die Flüchtlingskrise. So läuft das nicht. Jeder, der Drehbücher schreibt, wird genau das sagen. Deswegen ist diese Frage total absurd. Haben Menschen eine Verpflichtung, sich Sorgen um solche Dinge zu machen? Natürlich, man lebt ja in dieser Welt und macht sich darüber Gedanken. Aber muss es sich deswegen auch in deiner Arbeit widerspiegeln als Autor oder Klempner? Nicht unbedingt.

(RP)
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