Hip Hopper in Köln Deichkind — Anarchie auf Zeit für die Seele
Köln · Als der Mann mit der Federmaske auf dem Fass sitzt und eine schwarz-weiße Fahne schwenkt, ist es spätestens klar: Deichkind ist vieles, aber auf keinen Fall bloß Kindergeburtstag für Erwachsene.
Der zweite Teil der Niveau-Weshalb-Warum-Tour führte die Hamburger Hip-Hop-Pioniere in die Lanxess-Arena. Es vereinen sich dort Menschen, die T-Shirts mit "Leider geil"-Aufschrift toll finden, Anzugträger, Leute, die nicht nur Zigaretten rauchen. Deichkind ist Ironie und Anarchie, manchmal mit der Brechstange wie bei "Bück dich hoch", manchmal subtiler wie bei "Like mich", dann wieder subversiv mit "Hört ihr die Signale".
Die Hamburger sind die Band der Stunde. Gerade sind sie noch "für umme", wie man im Norden sagt, in Dresden aufgetreten, wo sich sonst Pegida-Anhänger versammeln. Deichkind ist politisch dieser Tage und zeigt Haltung: "Refugees welcome".
Es ist unmöglich, ein Deichkind-Konzert zu besuchen und nicht daran zu denken, dass man mit diesen Jungs gerne mal einen Abend in einer Eckkneipe verbringen würde. Draußen sagt einer: "Du musst einen Baum pflanzen, ein Kind zeugen, ein Haus bauen und ein Deichkind-Konzert besuchen." Würde nicht schaden, wenn es mehr als eins ist. Anarchie auf Zeit für die Seele.