Hopkins und Farrell liefern sich ein Duell der Seher

Charles Ambrose kann in die Zukunft sehen. Der Serienmörder weiß genau, wann das FBI am Tatort sein wird. "4:16" steht auf einem Kärtchen an der Wohnung einer Ermordeten. "Ein Bibelvers?", fragt Ermittlerin Katherine Cowles. "Nein, die Uhrzeit", antwortet der pensionierte Psychoanalytiker John Clancy (Anthony Hopkins). Der behält als Einziger den Durchblick: "Er ist uns weit voraus - und wir tun genau das, was er von uns will", sagt er über den Mörder (Colin Farrell). Clancy und Ambrose sind Kontrahenten - und teilen doch eine Gemeinsamkeit: Sie können in die Zukunft sehen.

Hopkins und Farrell - auf den ersten Blick klingt die Besetzung wie ein Versprechen auf einen großartigen Film. Doch dieses Versprechen löst "Die Vorsehung" nicht ein; viel mehr als ein starkes Ensemble hat das internationale Spielfilmdebüt des Brasilianers Afonso Poyart nicht zu bieten. Und darum geht es: Seit Wochen werden Menschen getötet. Als die Ermittler Joe Merriwether und Katherine Cowles (Abbie Cornish) nicht mehr weiter wissen, bitten sie Clancy mit seinen seherischen Fähigkeiten um Hilfe. Ambrose tötet Menschen, um sie vor dem Schmerz einer tödlichen Krankheit zu bewahren.

Merriwether und Cowles scheinen, wenngleich überzeugend gespielt, wie aus dem Setzkasten. Der Eine: erfahren, Dreitagebart, verbeultes Sakko. Die Andere: jung und tough, mit streng zurückgebundenem Haar und Hosenanzug. Hopkins spielt den ergrauten Psychoanalytiker natürlich groß. Früherer Partner von Merriwether, lebt Clancy vereinsamt zwischen unausgepackten Kartons in der Pampa. Farrell gibt den Ambrose als kühlen Mörder, der an das Gute seiner Mission glaubt. Herausgekommen ist Popcorn-Kino, das an der selbstgestellten Aufgabe scheitert, die großen Fragen des Lebens zu beantworten. Ist der Tod besser als ein Leben in Schmerz? Und wenn ja: Wer hat das Recht, das zu entscheiden?

"Die Vorsehung", USA 2013, 101 Min., Regie: Afonso Poyart, mit: Anthony Hopkins, Colin Farrell, Jeffrey Dean Morgan

(RP)
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