"Zurück in die Zukunft" Angekommen in der Zukunft

Düsseldorf · Im 80er-Jahre-Kultfilm "Zurück in die Zukunft" reist Marty McFly ins Jahr 2015. Viele Visionen der Macher sind heute bereits Realität.

In Zurück in die Zukunft reist Marty McFly ins Jahr 2015: Welche Visionen sind heute Realität?
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Die Zukunft ist ein Mysterium, ein ewiges Rätsel, das sich erst offenbart, wenn die Zukunft zur Gegenwart geworden ist. Vielleicht entbrennt daraus die Faszination dafür, sie sich vorzustellen. Selbst den großen Dichter Johann Wolfgang von Goethe interessierte die Frage nach dem Künftigen: "Wir blicken so gern in die Zukunft, weil wir das Ungefähre, was sich in ihr hin und her bewegt, durch stille Wünsche so gern zu unsern Gunsten heranleiten möchten." Das wollten auch Hollywood-Visionär Steven Spielberg und Regisseur Robert Zemeckis, als sie Anfang der 1980er an der Science-Fiction-Komödie "Zurück in die Zukunft" ("Back to the future") arbeiteten und sich eine Welt 30 Jahre in der Zukunft vorzustellen versuchten.

In Zurück in die Zukunft reist Marty McFly ins Jahr 2015: Welche Visionen sind heute Realität?
Foto: DPA (3), Thinkstock (2), Schaller, Seybert

Frei nach Friedrich Schiller, der sagte, dass sich nichts Wahres von der Zukunft wissen ließe, konnten sie ihrer Fantasie freien Lauf lassen - und trafen bei ihren Zukunftsprognosen doch erstaunlich oft ins Schwarze.

Schwebende Autos, intelligente Kleidung, Flachbildschirme und 3D-Werbung - so stellte sich Spielberg die Zukunft vor. In seinem Werk "Zurück in die Zukunft II", das bis heute als Kultfilm von drei Generationen gefeiert wird, siedelt er seine futuristischen Fantasien im Jahr 2015 an. Marty McFly (Michael J. Fox) reist mit dem Wissenschaftler Emmett Doc Brown (Christopher Lloyd) in dessen Zeitmaschine, einem umgebauten DeLorean, von 1985 exakt 30 Jahre in die Zukunft. Am 21. Oktober 2015 eröffnet sich den beiden eine Welt, die erstaunliche Parallelen zu unserer Gegenwart aufweist. An anderer Stelle aber hinkt das reale 2015 noch hinterher.

In Sachen Kommunikation hatten die Produzenten den richtigen Riecher: Zwar verständigen sich Marty McFly und Doc Brown nicht mit Smartphones, die es in abgespeckter Version schon seit den späten 1990ern gibt, sondern mit Walkie-Talkies. Dafür funktioniert das Telefonieren mit einer Technik ähnlich unserem heutigen Skype. Den kostenfreien Chat-Dienst von Microsoft gibt es seit 2003. Im Film sieht man sein Gegenüber ebenfalls auf einem Flachbildschirm - dass die Tage des Röhrenfernsehers gezählt sind, ahnte man 1985 also schon -, während man miteinander spricht.

Auch das Thema Datenschutz lässt aufhorchen, denn auf dem Bildschirm eingeblendet sind Daten des Anrufers, die viele von uns auch heute über soziale Netzwerke preisgeben: Name, Hobbys, Vorlieben, Haustiere. Willkommen im Jahr 2015. Das ist längst Realität. Kleiner Fauxpas: Die Kündigung kommt im Film per Fax - warum die Macher dachten, dass dieses Gerät noch 30 weitere Jahre durchstehen würde, ist fraglich.

Der Reiz der Sci-Fi-Filme liegt nicht zuletzt in ihrem Spiel mit dem technischen Durchbruch, der nächsten revolutionären Erfindung, die das Leben vereinfacht. Spielberg und Co. waren vorsichtig zurückhaltend - Raumschiffe und die Besiedlung des Mars kommen in ihrer Vision daher nicht vor. Doch allerlei fliegende Fortbewegungsmittel schafften es auf die Leinwand, fliegende Autos etwa oder das Hoverboard, eine Art schwebendes Skateboard.

Autos bleiben in unserer Realität noch auf dem Boden. Die Branche hat derzeit alle Hände voll damit zu tun, eine selbstfahrende Version zu testen. Doch Visionen hat die Automobilbranche trotzdem: Allen voran brachten Toyota und Volkswagen bereits vor Jahren schwebende Autos ins Gespräch. Die Idee eines Kreativwettbewerbs aus China: Der fliegende VW-Wagen wird über Magneten angetrieben und schwebt auf Knopfdruck knapp 50 Zentimeter über dem Boden. Realität wird das erst einmal nicht - am VW-Skandal sieht man, dass die Branche mit der aktuellen Technik noch genug zu tun hat, bevor der nächste Schritt kommt. Dafür wird das Auto der Zukunft im Film mit Kompost betankt - auch das ist längst keine ferne Zukunftsmusik mehr.

Und das kultverdächtige Hoverboard? Der Filmkonzern Universal hat jetzt den ersten Werbespot für das Board veröffentlicht - allerdings wirbt er für ein fiktionales Produkt. Tüftler in den USA basteln seit Jahrzehnten an einem Prototypen. Das kalifornische Unternehmen Hendo hat inzwischen ein schwebendes Skateboard entwickelt, das die Boards durch Magneten abheben lässt. Und auch der japanische Autohersteller Lexus hat im August dieses Jahres den Prototypen eines funktionierenden Hoverboards vorgestellt. Marktreif sind sie beide aber noch nicht.

Den Sprung von der Leinwand in die Realität hat eine andere Technik geschafft: Per Daumen-Scan lassen sich Türen öffnen und Menschen identifizieren. Da kann die Realität schon mithalten. Auch die Entsperrung des Smartphones per Daumenabdruck ist längst kein Hexenwerk mehr.

Den Konzern Apple hingegen hat man unterschätzt: Statt den Hype um das Unternehmen vorherzusehen, wurde der Apple-Computer im Film in den Antiquitätenladen verfrachtet. Beim Thema 3D lag man hingegen goldrichtig: Im Film schießt der Werbespot für "Der weiße Hai 19" dreidimensional über die Straße - der Kinohit hat es jedoch nur bis zum vierten Teil gebracht. Gag am Rande: Als Regisseur war Steven Spielbergs Sohn Max aufgeführt, der im Jahr 1985 gerade geboren worden war.

Anders als in manchen Science-Fiction-Filmen wirkt die Kleidung in "Zurück in die Zukunft" fast bieder - und passt damit ins Bild des realen 2015. Zwar gibt es das eine oder andere futuristisch anmutende Kleidungsstück, doch warten die Fans des Films seit Jahrzehnten auf zwei bestimmte Produkte: die "Power Laces" und die Superfunktionsjacke. Im Film trägt man Nike-Schuhe mit Schnürsenkeln, die sich selbst zubinden. Nike-Designer Tinker Hatfield kündigte jüngst an, dass es zu McFlys "Ankunftstag" am 21. Oktober 2015 endlich "Power Laces" geben soll. Wie sie funktionieren, ist nicht bekannt.

Auch andere Tüftler, die über die Plattform Kickstarter Geld sammeln, wollen so bald wie möglich die sich selbst bindenden Schuhe auf den Markt bringen. Die Superfunktionsjacke, die sich der Größe des Trägers automatisch anpasst, gibt es hingegen noch nicht.

In der Hollywood-Zukunftsvision ist jedoch nicht alles Gold, was glänzt. So hat die Inflation dafür gesorgt, dass eine Pepsi-Cola knapp 50 US-Dollar kostet. So weit ist es im realen 2015 zum Glück noch lange nicht. Auch wurde im Film ein ganzer Berufszweig ausgelöscht: Rechtsanwälte wurden zur Vermeidung von Bürokratie abgeschafft - vielleicht eine Idee, die manch einem durchaus gefallen könnte.

Vieles, das in "Zurück in die Zukunft II" vorausgesehen wurde, gibt es im Ansatz schon - Autos, die durch die Zeit reisen können, existieren jedoch weder im realen Jahr 2015 noch im Film-2015. Der im Film bereits 1985 erfundene Zeitreise-DeLorean bleibt Fiktion. Und streng genommen gehörte er ohnehin nicht zu Steven Spielbergs Zukunftsvisionen: Ursprünglich war die Idee, Marty McFly in einem Kühlschrank durch die Zeit reisen zu lassen.

(RP)
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