Berlinale-Blog 2012 Jake Gyllenhall ist das hübscheste Gesicht

Berlin · Optischer Höhepunkt der Berlinale ist bisher Jake Gyllenhaal. Der ist Mitglied in der Jury, was den Vorteil hat, dass man ihn mal aus der Nähe sehen kann. Bei den Pressevorführungen zum Beispiel. Da saß Gyllenhaal am Freitag schon um neun Uhr morgens im Berlinale Palast und spielte mit seinem Handy.

Vielleicht tut er das, damit er nicht sehen muss, wie alle ihn ansehen. Vielleicht musste er auch twittern, dass er gerade unglaublich früh in einem Berliner Kinosaal hockt, um gleich einen senegalesischen Film zu sehen über einen Mann, der beschließt zu sterben.

Jedenfalls wirkte Gyllenhaal mit seinem Handy wie ein bockiger Schüler, der das Ding vor dem Unterricht nicht abgeben will. Alle Berlinale-Juroren unterhalten sich gepflegt über Filmkunst, nur der schönste von ihnen, der Prinz aus Hollywood, tippt Kurznachrichten.

Dabei ist Gyllenhaal doch der sehnsüchtige Cowboy aus "Brokeback Mountain". Und er ist Donnie Darko, der verrückte Teenager mit den seltsamen Visionen. Wer den gleichnamigen High-School-Science-Fiction-Film gesehen hat, über einen verdrehten 16-Jährigen, dem ein rosa Hase den Weg durch sein verwirrendes Teenagerleben weist, der muss Gyllenhaal-Fan sein. Auf der Stelle. Und für alle Zeiten.

Also sitze ich vorsichtshalber rechts im Saal, als die Jury ihre Pressekonferenz gibt - auf dem Platz in Sichtachse zum Gyllenhaal-Schildchen. Und dann betritt er den Saal und sieht genauso gut aus, wie Donnie Darko auf der Couch seiner Psychologin oder wie der Schafhirte in den Bergen von Wyoming. Filme lügen also doch nicht.

Doch dann stellt gleich der erste Journalist, eine aus Los Angeles, so eine gemeine Frage: Ob er, Gyllenhaal, als Hollywood-Star sich in der Jury nicht als Außenseiter fühle. Ein Star unter echten Künstlern war damit gemeint, und Gyllenhaal hat die Beleidigung auch gleich verstanden. Nur hat er dann leider nicht lässig hollywoodianisch gekontert, sondern erst mal gar nichts gesagt. Nur fassungslos gelächelt. Also ist Jurypräsident Mike Leigh eingesprungen und hat beteuert, wie willkommen Gyllenhaal in der Jury sei. Was die Situation auch nicht gerade gerettet hat.

Gyllenhaal hat dann jedenfalls noch trotzig gesagt, dass er von jetzt ab immer nur den Jurychef für sich sprechen lassen werde und hat von da an tatsächlich nichts Nennenswertes mehr von sich gegeben.

Wahrscheinlich hat er darum im Kino fleißig SMS getippt. Von jetzt an alles nur noch schriftlich.

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