Jamie Foxx vergeudet sein Charisma

Unausgegorener Actionfilm: "Sleepless" von Regie-Talent Baran bo Odar.

Mit dem Computer-Hacker-Thriller "Who Am I" landete der Schweizer Regisseur und Absolvent der Münchner Filmhochschule Baran bo Odar einen Überraschungserfolg an den deutschen Kinokassen. Aber das hiesige Kino bietet für Genre-Filmemacher nach wie vor kaum Perspektiven. Und so wurde auch Odar - wie seinerzeit Roland Emmerich oder Robert Schwendtke - von Hollywood abgeworben, wo man gute Handwerker erkennt und zügig unter Vertrag nimmt.

In dem Actionthriller "Sleepless" hat Odar nun mit Jamie Foxx und Michelle Monaghan zwei veritable Stars vor der Kamera und ein solides Budget von geschätzten 30 Millionen Dollar im Rücken. Nicht schlecht für einen dritten Kinofilm - fehlt nur noch ein gutes Drehbuch. Auf den ersten Blick kommt der Film als Mischung zwischen "Stirb langsam" und "Taken" durchaus vielversprechend daher. Hauptaustragungsort ist ein Casino in Las Vegas, das mit seinen Spielautomatenhallen, Luxus-Suiten, Wellness-Bereichen und Parkhaus-Labyrinthen eine kompakte, aber abwechslungsreiche Kulisse abgibt.

Als der Undercover-Cop Vincent (Jamie Foxx) mit seinem Kollegen Sean (Tip "T.I." Harris) in einer blutigen Schießerei auf eigene Rechnung 24 Kilo Kokain erbeutet, muss er schon bald feststellen, dass er sich mit dem Falschen angelegt hat. Denn hinter dem geplatzten Deal steckt nicht nur der Casino-Besitzer Stan Rubino (Dermot Mulroney), sondern ein noch viel mächtigeres Drogenkartell. Ruckzuck lässt Rubino Vincents 16-jährigen Sohn Thomas (Octavius J. Johnson) entführen. Die Rückführung der Drogenlieferung scheitert, als die ehrgeizige Agentin Jennifer Bryant (Michelle Monaghan) aus der Abteilung "Internal Affairs" Vincents Machenschaften auf die Spur und in Besitz des Kokspaketes kommt.

Zwischendrin blutet der Held in bester "Stirb langsam"-Qualität, was ihn wenige Sekunden später nicht von weiteren halsbrecherischen Keilereien abhält. Die Angelegenheit wirkt allerdings trotz rasanter Schnittgewitter zunehmend ermüdend, weil die Figuren wie wandelnde Genreklischees ohne Zusatzcharakterisierungen ziellos durch den Film irren. Vermeintlich überraschende Plotwendungen werden vorab ordentlich durchtelefoniert. Selbst ein interessantes Gesicht, wie das von Jamie Foxx, dessen Anwälte die Produktion auf Charisma-Verschwendung verklagen sollten, kann die dramaturgische und inszenatorische Ratlosigkeit dieses unausgegorenen B-Movies nicht kaschieren.

Sleepless - eine tödliche Nacht, USA 2016 - Regie: Baran bo Odar, mit Jamie Foxx, Michelle Monaghan und Gabrielle Union, 90 Min.

(RP)
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