Jennifer Aniston überzeugt in "Cake" als Charakter-Darstellerin

Bisher feiert Jennifer Aniston vor allem als robuste Komödiantin ihre größten Publikumserfolge. Sie begeisterte ebenso in der Rolle der neurotischen Rachel im TV-Hit "Friends" wie als Nymphomanin in der Kinosatire "Kill the Boss". In "Cake" von Regisseur Daniel Barnz zeigt sie nun ihre Stärke als facettenreiche Interpretin eines komplizierten Charakters. Die Fans dürften begeistert sein, wie souverän der Star auch im ernsten Fach agiert.

Die 46-Jährige verkörpert mit großer Intensität und wandelbarer Mimik eine Frau in den angeblich besten Jahren. Doch das Leben dieser Claire wird von chronischen Schmerzzuständen geprägt. Mit Tabletten und Alkohol versucht sie, der Pein zu entkommen. Was natürlich nicht funktioniert. Auch der Gang in eine Selbsthilfegruppe bringt keine Erleichterung. Dort aber hat Claire eine Begegnung, die Hoffnung aufkommen lässt.

Leidensgefährtin Nina (Anna Kendrick) ist in den Suizid geflüchtet. Könnte das auch ein Weg für Claire sein? Immer wieder erscheint ihr die Tote. Ein bizarrer Dialog beginnt. Daraus erwächst Claires Wunsch, Ninas Witwer kennenzulernen. Roy (Sam Worthington) kann Claire vielleicht aus ihrer Gefangenschaft in Schmerz und Sucht befreien. Doch Claire, die vor allem sich selbst hasst, macht es niemandem leicht, sie zu lieben. Ein Happy End ist also ungewiss.

Die Stärke des Films liegt weniger in der erzählten Geschichte. Doch das Spiel der Akteure hat großen Sog. In den USA bekam die Schauspielerin viel Lob dafür, dass sie sich ungeschminkt der Kamera ausliefert und Mut zu äußerlicher Hässlichkeit zeigt. Entscheidender aber ist, dass sie auch die innere Hässlichkeit der Figur bloßlegt. Jennifer Aniston offeriert kein gefühlsduseliges Betteln um Sympathie für Claire. Vielmehr zeigt sie schonungslos, wie der Schmerz die Frau verbittern lässt. Claire kann schließlich selbst Menschen, die ihr helfen möchten, nur noch mit Hysterie und Schroffheit entgegentreten.

Erstaunlicherweise hat es trotz guter Kritiken und Publikumszuspruch nicht für eine Oscar-Nominierung gereicht. Immerhin bekam Aniston einen der Hauptreise des Santa Barbara Film Festivals, einem wichtigen US-amerikanischen Festival.

(dpa)
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