Trauer um Jerry Lewis "Er brachte uns ein halbes Jahrhundert zum Lachen"

Los Angeles · Jerry Lewis brachte jahrzehntelang Menschen auf der ganzen Welt zum Lachen. Jetzt ist der Komiker und Entertainer im Alter von 91 Jahren gestorben. Hollywood trauert um ein "Genie".

Jerry Lewis: Bilder aus seinem Leben
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Bilder aus dem Leben von Jerry Lewis

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Mit Würdigungen und Trauerbekundungen reagierten Hollywoodstars am Sonntag auf den Tod von Jerry Lewis. Nach Angaben seiner Sprecherin war der US-amerikanische Komiker und Entertainer im Alter von 91 Jahren in Las Vegas gestorben. Auch seine Familie habe den Tod bestätigt, meldete das "Las Vegas Review-Journal". Demnach starb er friedlich im Kreise seiner Angehörigen.

"Jerry Lewis war ein unbestreitbares Genie, ein unfassbarer Segen, das Absolute der Komödie", schrieb der Komödiant Jim Carrey (55) auf Twitter. Film-Star Carl Reiner (95) twitterte, er trauere um eine "wahre Komik-Ikone". Sie habe ihn schon als Kind verehrt, schrieb Popstar Cher (71) über "Darling Jerry" und erinnerte an gemeinsame Auftritte.

"Jerry war ein Pionier in Comedy und Film. Und er war ein Freund", teilte Oscar-Preisträger Robert De Niro (74) mit. Er habe das Glück gehabt, ihn noch in den letzten beiden Jahre einige Male zu treffen. Bis zum Ende habe er seinen Witz bewahrt. "Wir werden dich vermissen", schrieb der Hollywood-Star. Unter der Regie von Martin Scorsese hatten sie zusammen die Tragikomödie "The King of Comedy" (1982) gedreht.

Auch Bette Midler, Celine Dion, Whoopi Goldberg, Goldie Hawn, Octavia Spencer, William Shatner und Samuel L. Jackson zählten zu den vielen Stars, die den Komiker am Sonntag würdigten.

Trauer um Wohltäter und Entertainer aus dem Weiße Haus

Das Weiße Haus trauerte ebenfalls um "einen unserer größten Entertainer" und Wohltäter. "Er hat uns alle über ein halbes Jahrhundert hinweg zum Lachen gebracht, und sein unglaubliches wohltätiges Werk hat das Leben von Millionen berührt", hieß es in einer am Sonntagabend (Ortszeit) veröffentlichten Erklärung.

Als Schauspieler, Regisseur und komischer Kauz, aber auch als Wohltäter hat Jerry Lewis einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Als der US-Komiker 2014 einen zweiten Stern auf dem berühmten Walk of Fame in Hollywood erhielt, blödelte er herum und biss Regisseur Quentin Tarantino in die Hand. Der feierte ihn danach trotzdem als "Schatz" und "einen der größten Schauspieler und Regisseure in der Geschichte des Kinos".

Seine Karriere erstreckte sich über sieben Jahrzehnte. Zunächst wurde er als eine Hälfte des Komiker-Duos Martin und Lewis in den 1940er und 50er Jahren berühmt, dann wirkte er bis zu den 70ern als Slapstick-Filmstar und Regisseur. Schließlich spielte er größere Rollen in Hollywood und auf dem Broadway. Lewis arbeitete auch noch mit über 90. "Ich frage mich auch manchmal, wo ich die ganze verdammte Energie hernehme", sagte er 2014 dem Magazin "GQ".

Schon als Kind süchtig nach Applaus

Die Liebe zur Bühne bekam Lewis, der 1926 in Newark im US-Bundesstaat New Jersey als Joseph Levitch geboren wurde, von seinen Eltern. Vater Danny Levitch, ein Nachtclub-Sänger, brachte mit seinem komischen Talent auf der Bühne den Saal zum Kochen. Sein Sohn, der nach eigener Aussage mit "Schminke im Blut" aufwuchs, wurde süchtig nach Applaus und tingelte schon mit 18 als Alleinunterhalter durch die Clubs.

 Jerry Lewis' Stern auf dem "Walk of Fame" in Hollywood zieren die ersten Blumen.

Jerry Lewis' Stern auf dem "Walk of Fame" in Hollywood zieren die ersten Blumen.

Foto: dpa, DD hjb

Den Durchbruch schaffte er, als er 1945 den neun Jahre älteren italo-amerikanischen Schnulzensänger Paul Dino Crocetti kennenlernte, der sich Dean Martin nannte. Martin sei für ihn "der große Bruder, den ich nie hatte" gewesen, erzählte Lewis dem "GQ". Sie waren das perfekte Paar: Der gut aussehende Martin in der Rolle des seriösen Charmeurs, Lewis als blödelnder Kindskopf und tollpatschiger Clown.

Chaplin gab ihm Tipps für die Filme

"Sie waren wie Rockstars, bevor es Rockstars gab", schrieb die "New York Times". Damit landeten sie auf Olymp des Unterhaltungsgeschäfts: Von Charlie Chaplin holte sich Lewis Tipps für das Schneiden seiner Filme, und der alternde Stan Laurel erzählte ihm viele Abende lang von seinen Frauengeschichten.

Doch nach rund zehn gemeinsamen Bühnen-Jahren zerstritten sich Lewis und Martin und sprachen 20 Jahre kein Wort mehr miteinander. Nach der Versöhnung schrieb Lewis das Buch "Dean and Me — A Love Story". Aber auch solo begeisterte er die Massen. Er drehte Kassenknüller wie "Der Regimentstrottel", "Geisha Boy", "Hallo, Page" und "Geld spielt keine Rolle".

"Der verrückte Professor" bleibt unvergesslich

Als Höhepunkt seiner Blödelkunst gilt "Der verrückte Professor" von 1963, der 33 Jahre später mit Eddie Murphy neu verfilmt wurde. "Mein Baby" nannte Lewis den Film. Aber auch in dramatischen Rollen wie an der Seite von Robert De Niro in Martin Scorseses "The King of Comedy" (1982) feierte er Erfolge. Lewis spielte in mehr als 80 Kino- und Fernsehfilmen und führte Regie in über einem Dutzend anderer. Nicht alle Projekte waren erfolgreich.

Sein Film über einen deutschen Zirkusclown, der nach einem abfälligen Kommentar über Adolf Hitler ins Konzentrationslager kommt, wo er jüdische Kinder erst zum Lachen bringt und sie dann in die Gaskammern führen soll, kam nie an die Öffentlichkeit. Der 1972 gedrehte "The Day The Clown Cried" galt lange als Kino-Mythos und Film-Phantom. In einem Dokumentarfilm des deutsch-australischen Grimme-Preisträgers Eric Friedler, der 2016 zu Lewis' 90. Geburtstag ausgestrahlt wurde, äußerte er sich erstmals ausführlich dazu.

Ein Misserfolg bremste ihn zehn Jahre lang

Er sei mit dem Filmprojekt gescheitert. "Ich habe schlechte Arbeit abgeliefert, als Autor, als Regisseur, als Schauspieler, als Produzent. Bei meinem Versuch, dieses große Menschheitsverbrechen von der Realität in die Fiktion hinüberzubringen, besetzten die Gräuel mein ganzes Denken und Fühlen." Der Misserfolg beschäftigte Lewis so sehr, dass er mehr als zehn Jahre lang keinen Film mehr drehte. Am Ende hat er seinem Ruf aber kaum geschadet.

Für seinen Einsatz im Kampf gegen Armut und Krankheiten bekam der siebenfache Vater 2009 einen Ehrenoscar. Seit 1966 stand er 45 Jahre lang als Gastgeber einer TV-Mammutshow für Muskelkranke auf der Bühne. Erst mit 85 Jahren trat er kürzer und gab diesen Einsatz auf.

Seinen letzten Spielfilm stellte er 2013 beim Filmfestival in Cannes persönlich vor. In "Max Rose" spielt er einen Mann, der nach dem Tod seiner Frau feststellt, dass ihre jahrzehntelange Ehe auf einer Lüge aufgebaut war. Mit 87 Jahren zog Lewis dort seine gewohnte Spaßvogel-Show ab. Bei der Pressekonferenz blödelte er rum, schielte auf Kommando und steckte die Übersetzungskopfhörer in die Nase.

Der "verrückte Clown" konnte auch ernst sein

Ernst sein konnte der "verrückte Clown" — wie er sich selbst bezeichnete — aber auch: Vieles in seinem Leben sei harte Arbeit gewesen, sagte Lewis. "Wenn ich auf mein Leben zurückblicke und alles Revue passieren lasse, werde ich müde. Ich muss mich hinsetzen." Er sei aber "sehr stolz" auf das Geleistete.

Lewis war zum zweiten Mal verheiratet. Er hatte sechs Söhne — davon einer adoptiert — sowie eine adoptierte Tochter. Das Entertainment-Multitalent hatte selbst viele Gesundheitsprobleme, wie Prostatakrebs, einen Herzinfarkt, chronische Rückenschmerzen und eine schwere Lungenkrankheit.

(juju)
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