Kino-Hit Was kommt nach "Avengers: Infinity War"?

Düsseldorf · Der neue Superhelden-Film "Infinity War" zählt bereits wenige Tage nach dem Kino-Start zu einem der erfolgreichsten Teile der Marvel-Geschichte. Doch wie will man das überraschende Ende nächstes Jahr im Nachfolger "Avengers 4" auflösen? Wir suchen nach Antworten. Achtung: Spoiler-Gefahr!

 Szene aus dem Film "Avengers: Infinty War" mit Benedict Cumberbatch, Robert Downey Jr., Mark Ruffalo und Benedict Wong (v.l.).

Szene aus dem Film "Avengers: Infinty War" mit Benedict Cumberbatch, Robert Downey Jr., Mark Ruffalo und Benedict Wong (v.l.).

Foto: ap

Der neue Superhelden-Film "Infinity War" zählt bereits wenige Tage nach dem Kino-Start zu den erfolgreichsten Teilen der Marvel-Geschichte. Doch wie will man das überraschende Ende nächstes Jahr im Nachfolger "Avengers 4" auflösen? Wir suchen nach Antworten. Achtung: Spoiler-Gefahr!

Nach zweieinhalb Stunden im Kinosessel muss der Zuschauer am Ende von "Avengers Infinity War" erst einmal tief durchatmen — und kann kaum glauben, dass schon 150 Minuten vorbei sind. Der Film ist nicht nur actiongeladen, sondern auch episch, witzig, traurig, bewegend und tiefsinnig. Mit einem Bösewicht, der weniger verrückt als tragisch ist. Doch nach dem überraschenden und fast schon verstörenden Ende stellt sich eine große Frage: Wie will Marvel das alles nächstes Jahr in "Avengers 4" wieder auflösen?

Die Fortsetzung trägt noch keinen Titel, weil jedes weitere Wort bereits ein Spoiler wäre — so die Brüder Anthony und Joe Russo, die hinter den beiden Avengers-Filmen stehen. Darum spekulieren wir nun ein wenig, wie die Story fortgesetzt werden könnte. Das heißt aber auch: Im Folgenden gibt es jede Menge Spoiler zu "Infinity War". Wer den Film also noch nicht gesehen hat, sollte jetzt aufhören, weiter zu lesen.

Das Ende von "Infinity War" kann noch nicht endgültig gewesen sein. Schließlich wissen wir, dass es noch einen Spiderman-Film mit Tom Holland als freundliche Spinne aus der Nachbarschaft geben wird. Und auch die "Guardians of the Galaxy" werden noch ein drittes Kino-Abenteuer erleben. Aber wie soll das möglich sein, nachdem sich ein Großteil der Helden in Staub aufgelöst hat?

Dr. Strange (Benedict Cumberbatch) hat es gesagt: Er hat mehr als 14 Millionen potenzielle Ausgänge des Kampfes gegen den Titanen Thanos (Josh Brolin) gesehen. Doch nur ein Weg führt am Ende zum Erfolg. Später dann gibt er den Infinity-Stein der Zeit einfach her, um Tony Starks (Robert Downey Jr.) Leben zu retten — obwohl er vorher verkündet hat, dass er ihn und Spiderman opfern würde, um diesen Stein und das "Auge von Agamotto" zu beschützen. Das lässt die Vermutung zu, dass in "Avengers 4" eventuell die Zeit zurückgedreht wird. Bis zu einem Punkt, bevor der Thanos den Infinity-Gauntlet nutzt und das halbe Universum auslöscht.

Dafür indes wird man dem Titanen den Handschuh wieder abnehmen müssen, um damit dann in die Vergangenheit zu reisen. Tony Stark könnte dabei eine entscheidende Rolle spielen. Das würde auch der Grund sein, warum er überleben musste.

Die Lösung hat aber einen großen Nachteil: Sie käme der berühmten Bobby-unter-der-Dusche-Szene in der TV-Serie "Dallas" gleich, die eine komplette Staffel sinnlos machte — weil alles nur ein Traum war. "Infinity War" würde dadurch entwertet werden, das Ende so vieler Helden hätte keine Bedeutung gehabt und keine Nachwirkung. Alles wieder gut und wieder auf Anfang. Liebe Fans, wir haben euch reingelegt und manipuliert. Am Ende wäre diese Lösung darum zu simpel und zu enttäuschend.

Der Infinity-Gauntlet mit allen Steinen bietet aber noch mehr Möglichkeiten, als nur die Zeit zu manipulieren. Mehrmals wird im Film gezeigt, dass er auch die Realität verändern kann. Verschmelzt man den Ausgang von "Infinity War" mit einer alternativen Realität, in der die "Ausgelöschten" noch leben— dann könnte das eine Wirklichkeit schaffen, in der eben nicht das halbe Universum vernichtet worden ist. Indizien dafür gibt es. So sind Set-Fotos aufgetaucht, in denen man aus der Ferne Captain America (Chris Evans) sieht. In seiner alten Uniform und im Streit mit Tony Stark.

Die Folgen einer solchen Verschmelzung von Realitäten sind nicht absehbar. Aber möglicherweise würden sich die "Ausgelöschten" erinnern, dass sie gestorben sind. Sie wären traumatisiert, was dann in den folgenden Filmen eine Rolle spielen könnte. Zudem würde es Marvel das Tor öffnen, um neue Figuren ins Spiel zu bringen.

Nachdem Disney+ das Studio 20th Century Fox gekauft hat, besitzt der Mickey-Mouse-Konzern nun auch die Rechte an den X-Men aus dem Marvel-Comic-Universum. Die Verschmelzung der Realitäten wäre dann die Erklärung, warum Professor X, Magneto und Wolverine nun auch bei den Avengers mitmischen. Ob mit oder ohne X-Men scheint diese Lösung besser als eine "simple" Zeitreise zu sein. Die Frage wäre nur, wer diese Aufgabe übernehmen wird.

Die Lösung müssen indes nicht die überlebenden Helden sein. Sie könnte in Thanos selbst liegen. Zwar sieht man ihn zum Schluss, als er sich scheinbar zufrieden hinsetzt und den Sonnenaufgang genießt. Aber davor gibt es eine seltsame Szene, in der er die junge Gamora trifft. Auf die Frage, was ihn sein Sieg gekostet habe, antwortet Thanos melancholisch: "Einfach alles." Vielleicht bereut der Titan sein Handeln, er erkennt möglicherweise seinen Fehler und seine verdrehte Logik — und möchte selbst alles wieder ungeschehen machen.

Allerdings ist sein Gauntlet ziemlich in Mitleidenschaft gezogen worden. Wir wissen auch nicht, ob überhaupt noch alle Infinity-Steine an ihrem Platz sind oder ob sie sich vom Handschuh gelöst haben und nun wieder weit im Universum verstreut sind. "Avengers 4" könnte darum erneut in eine Jagd nach den Steinen münden. Gegen finstere Mächte, die Thanos durch sein Handeln auf den Plan gerufen hat.

Der Titan wäre dann der erzwungene Teil eines Superhelden-Teams, was definitiv zu einigen Konflikten führen würde. Am Ende würde er sich vielleicht selbst opfern, um für seine Schuld zu bezahlen. Das wäre möglich, aber mit dem Tod von Thanos würden Fans nicht so viel verbinden wie mit dem Tod anderer Figuren — die ihr Leben für andere geben.

Selbst wenn der Gauntlet mittlerweile unbrauchbar wäre, einen neuen Handschuh für die Steine könnte Eitri (Peter Dinklage) in Nidavellir schmieden. In "Infintiy War" haben wir zumindest die Gussform gesehen, die wieder benutzt werden könnte — um erneut alle Steine einzusetzen. Doch hat der erschöpfte Thanos überhaupt noch die Macht, ihn zu benutzen? Falls er überhaupt den Überlebenden helfen möchte. Und wenn nicht, wer könnte den Gauntlet tragen und benutzen?

Im Film gibt es einen deutlichen Hinweis: Captain America hat die Kraft, den Handschuh offen zu halten. Wir sehen das zum Ende von "Infinity War". Selbst Thanos blickt in dem Moment etwas irritiert, weil er das nicht erwartet hat. Erst recht nicht von einem Menschen. Das könnte ein Zeichen sein, dass "Cap" in "Avengers 4" den Gauntlet benutzt.

Aber ebenso würde Iron Man dafür in Frage kommen. Mithilfe seines Anzugs hätte Tony Stark wahrscheinlich das Potenzial dafür. Es würde erklären, warum sein Überleben für Dr. Strange plötzlich so wichtig war. Und es würde die Klammer schließen: Der Erfolg des ersten Iron-Man-Films trat 2008 die Marvel-Welle im Kino los. Sein womöglich letzter Auftritt im Marvel-Universum könnte den großen Storybogen beenden, der sich seitdem bis zu "Infinity War" und "Avengers 4" spannt.

Unwahrscheinlicher ist, dass Thor (Chris Hemsworth) ihn benutzt oder sogar der Hulk (Mark Ruffalo) ihn tragen wird. Beide wären dazu wahrscheinlich in der Lage. Für Thor scheint indes etwas anderes vorgesehen zu sein. Der Hulk ist zu unbeherrscht, um ihn zielgerichtet einzusetzen — falls er jemals sein Trauma nach der Niederlage im Kampf gegen Thanos überwindet und wieder erscheint. Im Film hat er Bruce Banner danach im Stich gelassen.

Und Adam Warlock? In den Comics hat er die Macht, den Gauntlet zu tragen. In den Filmen indes tauchte der Name bislang nur einmal auf: in einer der Post-Credit-Szenen in "Guardians of the Galaxy Vol. 2". Es ist unwahrscheinlich, dass er darum in "Avengers 4" eine prominente Rolle spielen wird. Zumal James Gunn als Guardians-Mastermind bereits gesagt hat, dass Adam erst im dritten Teil der skurrilen Milano-Crew wichtig werden wird.

So oder so werden viele der "Ausgelöschten" wieder auftauchen. Aber nicht alle Helden werden das Ende überleben. Schon in "Infinity War" sind die Zeichen überdeutlich, dass Thor tief in seinem Herzen nur noch ruhmreich untergehen möchte: Seine gesamte Familie ist tot, seine Freunde sind tot, fast sein gesamtes Volk ist vernichtet ebenso wie seine Heimat. Und in Nivadellir nimmt er bereits sein eigenes Ende in Kauf, um die Axt "Sturmbrecher" zu schmieden.

Thor wird sich darum in "Avengers 4" opfern. Das scheint so gut wie sicher. Auch Captain Americas Chancen stehen schlecht. Nicht nur, weil Schauspieler Chris Evans gesagt hat, dass nach "Avengers 4" Schluss für ihn sei. Um das Ende von "Infinity War" aufzulösen, werden Opfer nötig sein. Und Cap hatte schon in seinem ersten Film-Abenteuer gezeigt, dass er bereit ist, für das Überleben vieler alles zu geben. Es passt zu seiner Figur. Und die Legende von Captain America? Mit Bucky Barnes (Sebastian Stan), dem "Winter Soldier", stünde jemand zur Verfügung, der die Uniform tragen könnte. In den Comics tat er das.

Und was wird aus Iron Man? Tony Stark fühlt sich schuldig. Er hatte in "Avengers 2" Ultron geschaffen. Er hat einen Keil in die Superhelden-Truppe getrieben. Er hat seinen "Ziehsohn" Spiderman sterben sehen. Er würde vermutlich sein Leben geben, um alles ungeschehen zu machen. Und dass er mit Pepper (Gwyneth Paltrow) in "Infinity War" über ein Kind gesprochen hat, könnte ein weiterer Hinweis sein, dass er sterben wird. Quasi in dem Moment, in dem er eine Zukunft plant, löst sie sich für ihn auf. Es wäre ein tragisches Ende für Iron Man. Aber eins, dass zu Tony Stark passen würde.

In der Post-Credit-Scene von "Infinity War" schickt Nick Fury (Samuel L. Jackson) eine Nachricht an Captain Marvel (Brie Larson). Und sie wird für das Marvel-Universum das sein, was Superman in der DC-Welt ist: eine überaus mächtige Figur. Wozu genau sie fähig sein wird, erfahren wir 2019. Voraussichtlich im März, zwei Monate vor "Avengers 4", wird sie ihren ersten Kino-Auftritt haben.

Der Film wird indes eine Hintergrundgeschichte erzählen und in den 1990ern spielen — als Nick Fury noch keine Augenklappe benötigte. Zumindest sprechen erste Set-Fotos dafür. Der Film wird also nicht nur die Superheldin und ihre Fähigkeiten erklären, sondern wahrscheinlich auch, wie Nick Fury ein Auge verlor. Welche Rolle Captain Marvel dann in "Avengers 4" spielen wird, lässt sich indes noch nicht sagen.

(jov)
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