Kinostart von "Paula" Kompromisslos in Worpswede

Düsseldorf · Der neue Kinofilm "Paula" erzählt das Leben der Malerin Paula Becker. Ein arg konventioneller Film mit toller Hauptdarstellerin.

 Albrecht Abraham Schuch als Otto Modersohn und Carla Juri als Paula Becker im Film "Paula".

Albrecht Abraham Schuch als Otto Modersohn und Carla Juri als Paula Becker im Film "Paula".

Foto: dpa, csa

Im Alter von 31 Jahren ist Paula Modersohn-Becker gestorben und hat der Welt 750 Gemälde und etwa 1000 Zeichnungen hinterlassen. Vielleicht rührte die enorme Schaffenskraft daher, dass sie ihren frühen Tod vorausahnte. Christian Schwochows Biopic "Paula" jedenfalls legt diese Vermutung nahe. "Ich werde nicht lange leben, aber wenn ich drei gute Bilder gemalt habe, gehe ich gern. Drei Bilder und ein Kind", sagt Paula (Carla Juri) zu ihrer Freundin, der Bildhauerin Clara Westhoff (Roxane Duran).

Die Frauen verbringen den Sommer des Jahres 1900 in der Künstlerkolonie Worpswede. Die Lehrer dort nehmen die weiblichen Kursteilnehmerinnen nicht ernst. "Frauen werden nie etwas Schöpferisches hervorbringen außer Kinder" stößt Fritz Mackensen (Nikki von Tempelhoff) verächtlich hervor. Der Apfel, den sie gemalt hat, erinnere ihn eher an einen Kohlkopf. Das exakte künstlerische Abbild der Natur steht im Vordergrund der künstlerischen Einweisungen, aber Paula malt die Dinge und Menschen so, wie sie sie empfindet. Mit erstaunlicher Kompromisslosigkeit verfolgt sie diesen Weg, auch wenn das bedeutet, dass sie zu Lebzeiten gerade einmal zwei Gemälde verkaufen wird.

Als sie den Worpsweder Maler Otto Modersohn (Albrecht Abraham Schuch) heiratet, hofft sie nicht nur auf finanzielle Absicherung, sondern auch auf ein gegenseitiges künstlerisches Einverständnis. In sexueller Hinsicht wird die Ehe aufgrund einer Zeugungsphobie des Gatten zum Desaster. An ihrem 30. Geburtstag verlässt Paula, die sich sehnlichst ein Kind wünscht, Worpswede und fährt nach Paris, wo Maler wie Cézanne gerade mit ihren impressionistischen Werken erste Erfolge feiern.

Trotz widriger finanzieller Verhältnisse geht die junge Malerin hier mit großer kreativer Schaffenskraft zu Werke. Während die Künstlerfreunde in Worpswede Otto raten, seine Gattin zu zügeln oder ins Irrenhaus sperren zu lassen, weigert dieser sich, seine Ehefrau aufzugeben - auch wenn sich Paula in Paris schon längst mit anderen Liebhabern vergnügt und die Scheidung will.

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Foto: Screenshot/Disney

Auf die letzten sieben Lebensjahre verdichten Schwochow und seine Drehbuchautoren Stefan Kolditz und Stephan Suschke in "Paula" das Leben der Malerin und verflechten das Ringen um künstlerische Freiheit und Ausdruckskraft mit den ehelichen Konflikten um private Glücksansprüche und gesellschaftliche Konventionen. Diese Mischung wirkt zwar dramaturgisch stellenweise etwas forciert, aber Carla Juri ("Feuchtgebiete") spielt darüber mit ihrer eigensinnigen Leichtigkeit souverän hinweg. Wenn ihre Paula das Modell mit ruhigem Blick studiert, bevor sie zum Pinsel greift, erkennt man, wie sich die Wirklichkeit in der Wahrnehmung der Malerin verändert.

Wie viele filmische Künstlerporträts leidet auch "Paula" darunter, dass hier von einer unorthodoxen Persönlichkeit in konventionellen Bahnen erzählt wird. Immerhin bemüht sich Kameramann Frank Lamm, die Moorlandschaften Worpswedes und die Farbkontraste im Pariser Boheme-Milieu als Quell künstlerischer Inspiration ins Bild zu fassen und Brückenschläge zum Werk der Malerin herzustellen.

Paula, BRD, Frankreich, 2016 - Regie: Christian Schwochow, mit Carla Juri, Albrecht Abraham Schuch, Roxane Duran, Joel Basman, 123 Min.

(RP)
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