"10 Milliarden - Wie werden wir alle satt?" im Kino Wie die Welt in Zukunft satt wird

Düsseldorf · Zehn Milliarden. Auf diese Zahl steuert die Weltbevölkerung zu – und das provoziert Fragen. Zum Beispiel jene, die der Kölner Dokumentarfilmer Valentin Thurn in seinem neuen Film stellt: Wie werden wir alle satt?

Kino: "10 Milliarden - Wie werden wir alle satt?"
Foto: 2015 PROKINO Filmverleih GmbH

Zehn Milliarden. Auf diese Zahl steuert die Weltbevölkerung zu — und das provoziert Fragen. Zum Beispiel jene, die der Kölner Dokumentarfilmer Valentin Thurn in seinem neuen Film stellt: Wie werden wir alle satt?

Diesmal zieht er los in die Welt, um zu erkunden, welche Wege zur Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung bereits beschritten werden. So landet er in Salatfabriken, Hühnchenmästereien und im Labor eines Genetikers, der aus Zellen Fleisch züchtet, auf dass in Zukunft für einen Hamburger kein Tier mehr sterben muss.

Doch all diese Versuche, über Effizienzsteigerung die Massen satt zu bekommen, entpuppen sich bei Thurn als Sackgassen. Weil Massenproduzenten nun mal auf ihren Gewinn achten, mehr vermarktbarer Ertrag aber keineswegs effizienteren Umgang mit den Ressourcen bedeutet. Thurn stellt die gängige Marktlogik in Frage und zieht Ökobilanz. Das heißt, er betrachtet auch Kosten wie das Auslaugen der Böden, die Verelendung von Billiglohn-Arbeitern in der globalen Massenproduktion oder den Wasser- und Düngemittelverbrauch, den Konzerne Landwirten aufzwingen. Und auf einmal ist das Mehr an Produkten der Massenproduktion keine ehrliche Antwort auf die Frage nach der zukünftigen Welternährung. Thurns gefilmte These lautet: Kurzfristige Gewinnsteigerung mit ihren langfristigen Folgen wird das Ernährungsprobleme für kommende Generationen noch verschärfen.

Doch dabei lässt es der Filmemacher nicht bewenden, und das ist die Stärke seines Films. Thurn sucht nach Alternativen, und die liegen für ihn im Kleinen. Er besucht Frauen in Afrika, die auf kleinen Parzellen wieder unterschiedliches Gemüse für den Eigenverzehr anbauen, um sich vor den Ernteausfällen der Monokulturen zu schützen. Er trifft Familien in Indien, die wieder alte Reissorten anpflanzen, die sich im Klima ihrer Heimat bewährt haben. In selbst geführten Samenbanken lagern sie diese Sorten ein. Und er erzählt von Bio-Bauern und Solidarischen Landwirtschaftsprojekten in Deutschland, von Menschen also, die mit viel Einsatz und Enthusiasmus daran arbeiten, dass es wieder Saison-Gemüse aus der Nachbarschaft gibt, dessen Anbau und Transport keine Ressourcen vergeudet.

Filmisch ist das alles konventionell. Thurn geht es um die Botschaft. Sein Zurück zu Kleinproduktion und bewusster Ernährung wird Skeptiker auf den Plan rufen, die der Weniger-ist-Mehr-These misstrauen. Doch der Film hat diesen Zweiflern einiges an Argumenten und Aufbruchsgeist entgegenzusetzen. "10 Milliarden" ist ein Mutmachfilm - nicht nur für Ökobewegte.

(RP)
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