"5 Zimmer Küche Sarg" im Kino Belebender Film über Untote

Hollywood · "5 Zimmer Küche Sarg" ist eine wunderbare Grusel-Komödie. Die Vampir-WG von Viago, Vladislav, Deacon und Petyr kämpft mit denselben Problemen, wie andere Wohngemeinschaften auch - nur eben doch ein wenig anders.

 Die Vampir-WG frönt manch eigenartigem Hobby.

Die Vampir-WG frönt manch eigenartigem Hobby.

Foto: dpa, ImY bsc

In der Küche stapelt sich das blutige Geschirr. Und Petyr räumt seit einer Ewigkeit die Knochen vor seinem Sarg nicht weg, weil er das mit seinen 8000 Jahren offenbar nicht mehr nötig hat. Die Vampire Viago (Taika Waititi), Vladislav (Jemaine Clement), Deacon (Jonathan Brugh) und Petyr (Ben Fransham) haben die gleichen Problemen wie jede andere Männer-WG. Gerangel um den Abwasch, einseitige Ernährung, schlaflose Nächte.

Das Miteinander leidet weiter, als Petyr den coolen Mittzwanziger Nick (Cori Gonzales-Macuer) zum Vampir und neuen Mitbewohner macht. Noch dazu ist ein Filmteam im Haus, das die Vorbereitungen der Vampire zum Ball der Untoten dokumentiert - Wellingtons Großereignis für Blutsauger, Werwölfe und Zombies.

Man lernt über Blutsauger so manches dazu im neuen Film der neuseeländischen Kultkomiker Taika Waititi und Jemaine Clement ("The Humorbeasts"). Etwa, dass auch eine 862 Jahre alte Sagengestalt ein echter Spießer sein kann. Oder dass eine Horde düsterer Vampire unter bleichen Großstadt-Nachtschwärmern gar nicht auffällt.

Traditionell bringen Vampirfilme ihr Publikum vor Angst zum Schreien; dass man zwischendurch so oft lacht wie hier, kommt seltener vor. Als Form wählten Waititi und Clement die "Mockumentary". Ihr Pseudo-Dokuteam folgt den Vampiren durch ihren Alltag, womit der Film geschickt vom Zwang einer stringenten Handlung befreit wird.

So genügt "5 Zimmer Küche Sarg" sich selbst als gruselige Anekdotensammlung. Hinter der improvisiert wirkenden Spontaneität steckt Kalkül - und viel Genrewissen. So sieht sich die Bande gelegentlich einen Sonnenaufgang auf Youtube an. Weil Vampire kein Spiegelbild haben, kommt es allabendlich zu Krisen bei der Kleiderwahl. Und ein Vampir muss von seinem Opfer hereingebeten werden, doch Wellingtons Clubtürsteher wollen Viagos Clique diesen Gefallen nicht tun.

Munter wühlt der Film sich auch durch die Mottenkiste der Kino-Beißklassiker: Homosexuelle Unterströmungen in der WG verweisen auf Tom Cruise und Brad Pitt in "Interview mit einem Vampir".

Anarchischer Kino-Spaß wunderbar kurzweilig. Und für einen Film über Untote extrem belebend.

(RP)
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