"A Long Way Down" nach Nick Hornby Missratener Film, großartige Schauspieler

Der Film zum Roman "A long way down" von Nick Hornby hat ein schlechtes Drehbuch und tolle Schauspieler. Das kann man Glück im Unglück nennen.

"A Long Way Down" nach Nick Hornby: Missratener Film, großartiger Schauspieler
Foto: dpa, sab

Dieser Film ist völlig missraten, und dennoch schaut man ihn sich gerne an. Der Grund sind die Schauspieler, sie passen eigentlich nicht zusammen, aber es entwickelt sich etwas zwischen ihnen, das man gemeinhin Chemie nennt. Irgendwann haben sie den Zuschauer so weit, dass er seinen Kopf ausschaltet und schmunzelnd nur mehr auf sein Herz hört, und das Herz darf in der britischen Tragikomödie mehrfach wohlig seufzen.

Nick Hornby veröffentlichte 2005 die Romanvorlage zum Film. Das Buch ist charmant, Hornby schreibt über vier lebensmüde Menschen, die sich in der Silvesternacht auf dem Dach eines Hochhauses treffen. Sie stammen aus unterschiedlichen Milieus, aber sie haben denselben Entschluss gefasst: Sie wollen nicht mehr weiterleben. Nick Hornby macht aus dem tragischen Stoff eine Komödie, er gießt viel schwarzen Humor in die Geschichte, er ist gallig und bitter, aber an den entscheidenden Stellen schreibt er mit einer Warmherzigkeit, die wohltuend ist.

Der Film zum Buch beginnt denn auch vielversprechend, er vertraut ganz auf seine Dialoge, und die sind an dieser Stelle tatsächlich bemerkenswert. Pierce Brosnan spielt einen TV-Moderator, dessen Karriere im Tief steckt. Er steht also da, er mag nicht mehr, und bevor er sein Leben wegwirft, zündet er sich eine Zigarre an. Derweil betritt Toni Collette (die Mutter aus dem Film "About A Boy") das Dach. Obwohl das ihre letzte Tat auf Erden sein soll, hat sie es eilig.

Deshalb fragt sie Brosnan ausgesucht höflich: "Brauchen Sie noch lange?" So absurd geht es weiter. Brosnan ist Gentleman und will der Dame den Vortritt lassen, und nach und nach kommen eine höhere Tochter (Imogen Poots) und ein Lieferjunge (Aaron Paul) hinzu, auch sie haben sich aufgegeben. Man freundet sich an, wird zu einer Gemeinschaft, und weil es ohnehin heftig zu regnen beginnt, beschließt man, es noch einmal zu versuchen: Sechs Wochen geben sie einander. Wenn sich dann nicht alles zum Besseren gewendet hat, werden sie springen. Sie geben sich die Hand darauf und fahren in Brosnans Range Rover heim.

Diese Ouvertüre ist großartig, aber es gibt keine Entwicklung in diesem Film. Die Charaktere bleiben Karikaturen, das Elend, in dem die Figur, die von Toni Collete gespielt wird, mit ihrem schwerstbehinderten Sohn lebt, wird entweder beschönigt oder pathetisch überhöht. Man spürt, dass Regisseur Pascal Chaumeil einen Seelentröster-Film im Stil von "Notting Hill" drehen wollte. Er hätte sich dafür allerdings eine andere Vorlage suchen müssen. Er macht aus dem Drama eine Farce und erkennt nicht die Komödie in all der Tragik.

Die Schauspieler machen daraus das Beste, sie chargieren, sie übertreiben und überziehen, dass die Funken fliegen. Und es ist ziemlich nett anzusehen, wie Brosnan den blasierten Promi gibt, wie er zum Anführer wird, mit den Leidensgenossen in Urlaub fährt und es sich dort noch einmal gutgehen lässt.

Quatsch mit Herz bleibt zwar Quatsch, fühlt sich aber besser an.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort