"Am grünen Rand der Welt" Banales Drama über Hochmütigkeit

London · Die falschen Männer waren schon immer das Verhängnis selbst der intelligentesten Frauen. Das lehrt die Geschichte und inspiriert seit Jahrhunderten Geschichtenerzähler und Romanautoren.

Am grünen Rand der Welt – Bilder des Kinofilms
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Bilder aus "Am grünen Rand der Welt"

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Die Waise Bathsheba (Mulligan) lebt bei ihrer Tante ein unkonventionelles Leben: Sie kann hart arbeiten, ist gebildet und reitet am liebsten im Herrensitz - vorausgesetzt, sie fühlt sich unbeobachtet, denn so weit beugt sie sich den Konventionen des viktorianischen Englands dann doch. Das bleibt Schafzüchter Gabriel Oak (Matthias Schoenaerts) nicht verborgen. Prompt macht er ihr einen Heiratsantrag. Dann sei sie versorgt und könne auch ein Klavier haben. Bathsheba lehnt ab. Sie will sich nicht unterordnen. Und ein Klavier hat sie schon.

Wenig später wendet sich das Blatt für beide: Bathsheba erbt einen großen Gutshof und entscheidet, diesen ohne Verwalter selbst zu leiten. Nun kreuzen diverse Männer auf, die allesamt abblitzen. Doch ausgerechnet der schnöselige Offizier Frank Troy (Tom Sturridge), der die junge Frau mit einem phallischen Säbelspiel betört, gewinnt die Gunst der selbstbewussten Gutsbesitzerin. Es folgen Irrungen und Wirrungen, verheerende Feuer, mit Gabriel gemeinsam gerettete Ernten, vertrauliche Gespräche, der finanzielle Ruin und viele, viele farbenprächtige Blumen, putzige Tiere und endlose Landschaften der Südwestküste Englands. In einer Landleben-Zeitschrift geht es nicht hübscher zu. Die Mühen des ländlichen Lebens wiegen da nicht mehr so schwer, die kleinen und großen Schicksalsschläge auch nicht.

Der ehemalige Dogma-Regisseur Thomas Vinterberg schwelgt geradezu in den opulenten Bildern und lässt Carey Mulligan wahlweise banal-leidend oder naiv-lächelnd dreinblicken. Einen wirklich komplexen, widersprüchlichen Charakter, wie ihn Thomas Hardy angelegt hat, verkörpert sie nicht. Vinterberg, der mit dem drastischen Familienfilm "Das Fest" seinen Durchbruch schaffte, scheut sich nicht vor Kitsch. Der ist zum Ende des Films kaum noch zu ertragen. Viel ärgerlicher aber ist, dass er ein Kostümepos geschaffen hat, in dem letztendlich eine Frau doch nur durch einen Mann ihr Glück findet.

(RP)
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