Dokumentation "The Look" Charlotte Rampling erzählt

(RP). Es hat seinen Grund, dass diese Dokumentation "The Look" heißt und nicht "The Face". Denn Charlotte Rampling, die sich hier porträtieren lässt, hat mehr als nur ein interessantes Gesicht vorzuweisen. Ihre Stärke ist der intensive, einschüchternde Blick. Diese Frau ist nie hilfloses Objekt, sondern eine kluge Frau, die schon alles gesehen hat und der man nichts mehr vormachen kann. Sie gibt dem Mann hinter der Kamera das Gefühl, Objekt zu sein. Dessen ist sie sich bewusst, daher sorgt auch die erste Episode des Films, ihr Gespräch mit dem Fotografen Peter Lindbergh, für einen anregenden Einstieg. Hier unterhalten sich zwei Vollprofis über das Sehen und Gesehenwerden, das Geben und Nehmen, wie man sich öffnet und zugleich verschließt bei einem Foto-Shooting.

Dokumentation "The Look": Charlotte Rampling erzählt
Foto: Piffl

Angelina Maccarone, die Regisseurin kammerspielartiger Lesben- und Transgenderfilme ("Kommt Mausi raus?", "Fremde Haut"), musste für dieses Porträt viel Geduld mitbringen. Dass sie das Vertrauen von Charlotte Rampling gewinnen konnte, lag schließlich am Konzept: kein routiniertes Abhaken von Lebensstationen, keine Aneinanderreihung von Filmausschnitten, sondern in sich abgeschlossene Privatgespräche. "The Look" ist ein Episodenfilm — allerdings auch mit schwankender Qualität. Eher befremdlich ist das Gespräch, das Rampling mit einem jungen, eitlen und nervösen Mann über Schauspieltechniken führt. Mit welchem Recht produziert Rampling sich als Grande Dame des Theaters? Und wer ist der junge Mann, der sich als Regiemeister ausgibt? Nur aus den Begleitmaterialien zum Film erfährt man, dass es sich um ihren Sohn handelt. Wozu diese Heimlichtuerei?

Mit bewundernswerter Offenheit redet sie über ihr eigenes Altern oder den Selbstmord ihrer Schwester. Weniger souverän geht sie mit ihrer uneinheitlichen Schauspielkarriere um. Es hat bei ihr eine "blasse" Phase gegeben, in der die jugendliche Frische nicht mehr und die Reife noch nicht vorhanden waren. Kreative Krisen möchte Rampling nicht besprechen. Das ist ihr Recht, schließlich hat sie ein Image zu verteidigen. Auch darum geht es in "The Look" — das Recht auf ein eigenes Bild.

Bewertung: 3 von 5 Sternen

(RP)
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