Firth und Kidman sind wieder ein Paar

In "Die Liebe seines Lebens" spielt der Oscarpreisträger einen traumatisierten Veteranen.

 Colin Firth und Nicole Kidman glänzen in "Die Liebe seines Lebens".

Colin Firth und Nicole Kidman glänzen in "Die Liebe seines Lebens".

Foto: dpa, sab

Gelegentlich greift die deutsche Übersetzung eines Hollywoodtitels so weit daneben, dass es schon auf Täuschung hinaus läuft. "Die Liebe seines Lebens" (im Original treffender "The Railway Man") klingt nach dem neuesten Nicholas Sparks-Schmusestück. In Wahrheit ist das Drama von Jonathan Teplitzky vieles, romantisch sicher nicht. Ein aufwühlender Schuld-und-Sühne-Thriller nach der Autobiografie des schottischen Kriegsveteranen Eric Lomax. Ein Lagerkrimi in harten Bildern. Und das Drama einer Ehe im eisernen Griff eines Traumas.

Colin Firth spielt Lomax, einen Mann mit einer Obsession für Züge. Auf dem britischen Gleisnetz verbringt der Veteran in den 80er Jahren seine Freizeit. Er flieht vor etwas, wird es aber nicht los. Lomax ist der Typ, an dessen Abteil man lieber vorbei geht - komisch bebrillt, wortkarg, kauzig. Die Krankenschwester Patti (Nicole Kidman) jedoch setzt sich zu ihm. Und verliebt sich in den Fremden, der so viel über Fahrpläne erzählt und so wenig von sich selbst.

Es wird geheiratet, ein Häuschen an einem windigen Strand bezogen, Lomax müsste glücklich sein. Stattdessen fährt er nachts schreiend aus Albträumen hoch und geht mit seinem Armeemesser auf Polizisten los. Der Grund ist ein Kriegstrauma: 1942 geriet Lomax als Soldat in japanische Kriegsgefangenschaft und kam als Zwangsarbeiter zur "Todeseisenbahn" zwischen Birma und Thailand. Lomax (jung gespielt von Jeremy Irvine) wurde zum liebsten Folteropfer des japanischen Aufsehers Nagase (Hiroyuki Sanada).

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Der Film teilt die Geschichte sauber in zwei Zeitebenen, die stets etwas zu vorhersehbar wechseln. Die kalten, in drückenden Grau- und Beigetönen gefilmten 80er hier, die grellen, von Tropensonne und Gewalt beheizten Kriegsjahre dort.

Firth und Kidman gaben schon in "Ich. Darf. Nicht. Schlafen." ein feines Team ab. Hier sieht man eine wandelbare, schmucklose Nicole Kidman, die Botox und Glamour hinter sich gelassen hat. Colin Firth vertieft seine Paraderolle aus "The King's Speech" - den unterdrückten Sanftmütigen, hinter dessen beherrschter Miene es brodelt.

Als Lomax erfährt, dass sein alter Peiniger noch lebt, greift er sein Armeemesser und steigt ins Flugzeug. Er findet Nagase und sperrt sich mit ihm in der alten Folterkammer ein, entschlossen, die 40 Jahre alten Rollen zu vertauschen. Das Ganze schildert Regisseur Teplitzky, nun qualvoll spannend, als intensive Montage von neuen Szenen und Rückblenden, in denen der Zuschauer Lomax' Erinnerungen an Menschenkäfige und Waterboarding erneut mit ihm durchlebt.

Und dann tut der Film etwas Unerwartetes: Er weigert sich, als schnödes Rachedrama zu enden. Wäre der hoffnungsvolle Schluss nicht wahr, man müsste ihn kitschig nennen.

Lomax, der seinen Dämonen erst mit Pattis Liebe und dann voll Rachsucht entgegentritt - und mit beidem scheitert -, versucht es schließlich mit Vergebung. Und das funktioniert.

(RP)
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