Film-Kritik Dark Water: Vorsicht, es tropft!

Wenn die Zeiten schlecht sind und das Konto leer, muss man bisweilen in einem kleineren Appartement unterkommen. Schön ist das nicht, aber meistens geht es gerade noch. Bei Dahlia und ihrer Tochter Ceci ist das anders: Nicht nur, dass es von den Wänden tropft, auch ein wachsender Wasserfleck macht beiden zu schaffen. Denn im Thriller "Dark Water" kehrt mit der steigenden Feuchtigkeit auch der Schrecken ein.

Dark Water
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Foto: Touchstone Pictures/Buena Vista

Die junge Mutter Dahlia (Jennifer Connelly) hat schon bessere Zeiten erlebt. Ihre Scheidung zehrt massiv an ihren Nerven und Finanzen. Mit ihrer fünfjährigen Tochter Ceci (Ariel Gade) muss sie aus Geldnot in einem schäbigen Appartment am Stadtrand von New York unterkommen. Ein Wasserfleck, der größer und größer wird, macht Dahlia misstrauisch, und es geschehen unheimliche Dinge.

Der junge japanische Gruselfilm ist mit "Dark Water" endgültig in Hollywood angekommen. Nach "The Ring" und "The Grudge - Der Fluch" setzte sich diesmal der brasilianische Regisseur Walter Salles ("Central Station") an eine US-Neuverfilmung der Marke J-Horror.

Für Salles entpuppt sich die Vorlage als Glücksgriff. Kaum ein Plot aus dem Land des Lächelns lässt sich wohl derart praktikabel auf die westliche Kultur übertragen. Neben dem Grusel geht es inhaltlich um internationale Werte wie Liebe und Familie. Menschen wie Dahlia, die um ihre Tochter kämpft, gibt es überall. Und auch ihr Zuhause in dem ungemütlichen Mietshaus versprüht einen universell abschreckenden Charme. Salles musste sich weniger um eine kulturelle Anpassung, als um die Geschichte selbst kümmern, in der bereits ein Wasserfleck an der Decke für Gänsehautklima sorgt.

Dabei setzt der Drama-Spezialist seinen Schwerpunkt gar nicht so sehr auf die unheimlichen Begebenheiten in der Wohnung, sondern vielmehr auf den familiären Ansatz. Dabei geht es nicht nur um Dahlias Scheidungskrieg. Auch sämtliche Nebenfiguren sind von der sozialen Kälte New Yorks betroffen. Sie haben sich ihr Büro im Auto eingerichtet und gehen alleine ins Kino. Oder sie schauen sich in ihrer Mittagspause Pornofilme an, wie der wortkarge Hauswart, der auf den Häuserblock aufpasst. Alle sehnen sich nach familiärer Geborgenheit und spannen dadurch einen geschickten Bogen zu Dahlia.

"Dark Water" ist ein stimmungsvoller Gruselthriller, der auf atmosphärische Bilder, eine hintergründige Story und weniger auf Schockelemente Wert legt. Mit Oscar-Preisträgerin Jennifer Connelly, Tim Roth und Pete Postlethwaite ist er vortrefflich besetzt. Nicht zu vergessen ist auch der ewige Nebendarsteller John C. Reilly ("Chicago"), der als Makler einen glänzenden Gastauftritt hat. Die schäbige Wohnung preist er an wie ein Fünf-Sterne-Hotel. Dies ist einer der großartigsten Momente des Films und für die Geschichte bedeutsamer als das schwarzbraune Wasser, das von der Decke tropft.

(ddp)
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