"Der Koch" im Kino Diesem Liebesfilm fehlt es an Charme

Düsseldorf · Ralf Huettner hat den Bestseller von Martin Suter "Der Koch" verfilmt. Das Problem an den Werk ist aber, dass er nicht den rechten Ton findet.

"Der Koch" von Ralf Huettner
Foto: dpa, ImY sab

Liebe geht durch den Magen. Die Kochkunst hat dies schon längst erkannt und bastelt an Gerichten, die ihre aphrodisierende Wirkung nicht verfehlen. Daran versucht sich auch Koch Maravan. Nachdem der Asylbewerber aus Sri Lanka seinen Job als Küchenhilfe in einem Züricher Spitzenrestaurant verloren hat, testet er die alten ayurvedischen Rezepte seiner tamilischen Großtante zunächst an seiner Kollegin Andrea (Jessica Schwarz) - mit einschlagender Wirkung. Gemeinsam ziehen die beiden ein Catering-Geschäft auf: "Love Foods" soll helfen, kriselnde Paarbeziehungen zu kitten.

"Der Koch" ist bereits die sechste Verfilmung eines Bestsellers von Martin Suter. Doch dass sich der Charme von Literatur nicht immer auf die Leinwand übertragen lässt, sieht man an diesem unausgegorenen Werk von Ralf Huettner, nach "Vincent will Meer" eigentlich ein Garant für das tragikomische Ausloten ungewöhnlicher Konstellationen. Selbst die Kochszenen, eigentlich ein hochsinnlicher Akt, sehen hier aus wie das Telekolleg "Chemie für Anfänger".

Der Film findet seinen Ton nicht, wabert unentschlossen zwischen Familien- und Flüchtlingsdrama, Politthriller und Liebesfilm. Der Bürgerkrieg in Sri Lanka als Hintergrund der Handlung wirkt wie eine bunte Fototapete. Was es heißt, in der Fremde eine neue Heimat zu finden, thematisiert der Film nicht. Maravan (sympathisch besetzt mit dem Briten Hamza Jeetooa) hat seine Eltern im Kampf verloren. Als sein Neffe zurückgeht nach Sri Lanka, unterstützt der Koch die Tamil Tigers, deren Verflechtungen bis in die Schweiz reichen. An seiner Seite hat er starke Frauen: die Tamilin Sandana, die Deutsche Andrea und das kubanische Callgirl Makeda, die leider anders als im Buch blass bleiben. Eigentlich geht es um Verwandlung, darum, wie man Zutaten verwandelt und auch Menschen sich ändern können. Diese philosophische Ebene kommt jedoch zu kurz. "Der Koch" setzt eher auf Handlung als auf Tiefgang.

(RP)
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