Film-Kritik Der Untergang: Die letzten Tage im Führerbunker

Hitler-Darsteller Bruno Ganz sieht dem Nazi-Führer in Bernd Eichingers neuem Film "Der Untergang" erschreckend ähnlich aus. Der Film stellt die letzten zwölf Tage im Führerbunker unter der Alten Reichskanzlei. Der Film über die NS-Vergangenheit aus deutscher Perspektive kommt am 16. September in die Kinos.

"Der Untergang"
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Bewusst abgeschottet von der Außenwelt zeigt Adolf Hitler private Charakterzüge, sei es die fürsorgliche Strenge, mit der er seiner Privatsekretärin Traudl Junge begegnet, der Kuss mit Eva Braun vor versammelter Bunker-Mannschaft oder die Träne beim Abschied von Reichsarchitekt Albert Speer.

Emotionen müssen bei der Auseinandersetzung mit Hitler aus deutscher Perspektive nach Ansicht Eichingers bewusst zugelassen werden. "Es ist wesentlich, die eigenen Geschichte nicht nur oberflächlich zu beleuchten, sondern aus dem Inneren heraus zu erzählen", betont der Produzent und Drehbuchautor bei der Pressevorführung am Montagnachmittag in Berlin. "Wenn man insgesamt mit Hitler Mitleid hätte, wäre die Intention des Filmes verfehlt. Mitgefühl in bestimmten Momenten zu zeigen, ist meiner Meinung allerdings in Ordnung", erklärt Eichinger.

Der zweieinhalb Stunden lange Film basiert auf dem gleichnamigen Sachbuch von Joachim Fest und den Erinnerungen der Privatsekretärin Junge. "Der Untergang" beschreibt die Zeit vom 20. April, Hitlers letztem Geburtstag, bis zum 2. Mai 1945. Zu diesem Zeitpunkt kämpft die Berliner Zivilbevölkerung um ihr Leben. 465.000 Rotarmisten kämpfen vor den Toren der Stadt um den Sieg über das Nazi-Regime. Im Bunker kämpfen der "Führer" und seine engsten Vertrauten gegen die Angst vor dem Zusammenbruch ihres Reiches. Mit Trinkgelagen und Gesprächen über die wirksamsten Selbstmordarten vertreiben sie sich die Zeit.

"Die Zeit war reif"

Bruno Ganz war für Eichinger und Regisseur Oliver Hirschbiegel der Wunschkandidat für die Hitler-Rolle. "Wenn Bruno Nein gesagt hätte, hätten wir ein großes Problem gehabt", sagt Hirschbiegel. Für den Charakterschauspieler Ganz, der im vergangenen Jahr im Historienfilm "Luther" zu sehen war, war die Figur allerdings nicht unbedingt eine Traumrolle. Hitler zu spielen, fand der Schweizer "eher interessant".

Um sich während der Drehzeit nicht zu sehr mit der Hitler-Figur zu identifizieren, habe er sich zuvor drei Monate lang mit intensiver Lektüre gewappnet. Völlige Distanzierung sei aber beim Spielen einer Rolle gar nicht möglich, erklärt er. Hitler sei ein Mensch gewesen, dem Mitleid und Mitgefühl am wenigsten gegeben waren. "Ich schäme mich jedoch nicht, für Bruchteile von Sekunden Mitleid für ihn aufzubringen", erklärt Ganz.

"Die Zeit ist reif für einen solchen Film", findet Eichinger, der sich seit über zwanzig Jahren mit der NS-Vergangenheit beschäftigt. Die künstlerische Auseinandersetzung mit diesem traumatischen Stoff mache vor allem der Generationswechsel der Bevölkerung möglich. "Der Untergang" kostete 13,5 Millionen Euro. Neben Ganz sind Corinna Harfouch und Ulrich Matthes als das Ehepaar Goebbels zu sehen. Alexandra Maria Lara (Traudl Junge), Juliane Köhler (Eva Braun), Heino Ferch (Albert Speer) und Ulrich Noethen (Heinrich Himmler) komplettieren das Staraufgebot. Kinostart des Films ist der 16. September.

(ap)
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