Neuverfilmung in 3D "Die drei Musketiere" als Action-Spaß

Düsseldorf (RP). In seiner Neuverfilmung der alten Geschichte von den "Drei Musketieren" verwandelt Regisseur Paul W. S. Anderson den Fecht- und Intrigen-Klassiker in ein fröhliches Action-Spektakel mit 3D-Effekten. Dazu gibt Milla Jovovich gekonnt die Lara Croft im Reifrock.

Ausschnitte zu "Die drei Musketiere"
11 Bilder

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Zu den Erlebnissen, die dem Kino völlig abhanden gekommen sind, gehört der Respekt vor Massenszenen und gigantischen Dekorationen. Man staunt nicht mehr beim Anblick von 10 000 Komparsen, weil man genau weiß, dass sie aus dem Computer kommen. Wie kann ein Film unter solchen Bedingungen noch die Schaulust befriedigen? Gibt es als Alternative zur lieblosen Animation nur die Rückkehr zum echten Statistenheer?

Der Regisseur Paul W. S. Anderson scheint sich darüber Gedanken gemacht zu haben und verblüfft in den ersten Minuten seines Films über "Die drei Musketiere" mit einem unerwarteten Einfall. Er schildert die politische Situation im Frankreich des 17. Jahrhunderts mit Zinnsoldaten, die auf einer Europakarte stehen, beschossen werden und in Flammen aufgehen. Man spürt in diesen Minuten, dass ein kreativer Mensch am Werk ist.

Das Konzept hält er durch. "Die drei Musketiere" ist ein konsequent künstlicher Film, der selbst reale Drehorte wie das Schloss Herrenchiemsee gezeichnet aussehen lässt. Die 3-D-Technik verstärkt diesen Eindruck noch.

Umso lebendiger sind die Menschen, die sich durch die virtuellen oder virtuell erscheinenden Kulissen bewegen. Anderson, bisher spezialisiert auf Actionfilme wie "Resident Evil", hat eine gute Besetzung aufzuweisen. Am stärksten ist Christoph Waltz als intriganter, machthungriger Kardinal Richelieu. Orlando Bloom beweist sein komödiantisches Talent als eitler Herzog von Buckingham. Ein paar amüsante Auftritte hat Til Schweiger als Cagliostro.

Die drei Musketiere sind mit Schauspielern im besten Mannesalter besetzt worden: Ray Stevenson (bekannt aus der Serie "Rom") als Porthos, Matthew Macfadyen als Athos, Luke Evans als Aramis. Dagegen wird D'Artagnan, der sich zu ihnen gesellt, als blasser Teenie-Boy eingeführt. Man denkt, das gibt sich, der Film macht einen Zeitsprung, aber nein. D'Artagnan bleibt so jung. Das ist schon wieder ein Wagnis, das sich auszahlt. Der 18-jährige Logan Lerman macht seine Sache gut, er sieht zwar jünger aus, wirkt aber zugleich reif und ernst.

Was die Motivation der Musketiere angeht, muss man leider feststellen, dass Moral keine Rolle spielt. Kein Kampf für eine bessere Welt, keine Rache für erlittenes Unrecht. Die drei, später vier Musketiere sind gewöhnliche rauflustige Söldner, etwas sympathischer auf den ersten Blick, aber wenn sie eine Palastwache nach der anderen abschlachten, kostet sie das Sympathiepunkte.

Unter diesen Umständen kommt einem die Schurkin Milady de Winter, gespielt von Milla Jovovich, gar nicht mehr so schurkisch vor. Wenn sie gleich zu Beginn mit den drei Musketieren eine wertvolle Zeichnung stiehlt und allein mit der Beute flieht, dann hält sich das Mitleid für die Musketiere in Grenzen. Diese Milady ist nicht schlechter als ihre Komplizen, sie ist nur cleverer.

Frühere Interpretinnen der Rolle wie Lana Turner (1948) und Faye Dunaway (1973) haben dieser Frau ebenso dämonische wie tragische Züge verliehen. Jovovich ist einfach nur eine freche Actionheldin, mit modernster Technik ausgerüstet. Eine Lara Croft im Reifrock, den sie für Kletterpartien ablegt. Aus dem Nichts zaubert sie ein Drahtseil hervor, mit dem sie von einem Turm springt, und um Juwelen zu entwenden, muss sie eine Sicherheitsanlage mit Laserstrahlen passieren. Kein Problem, sie holt ihre Puderdose hervor, pustet hinein, und sofort werden die Strahlen sichtbar. Rad schlagend hüpft sie durch die Gemächer. Beim Kampf mit der Palastwache vollzieht sie Pirouetten in Zeitlupe.

Mit sicherer Hand schafft es Anderson, dass aus all diesen gewagten Zutaten kein Klamauk, keine Genreparodie wird, sondern ein schwungvoller Abenteuerfilm mit viel Humor.

(RP)
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