Französischer Musikfilm erobert die Herzen Die Kinder des Monsieur Mathieu: Musik im Herzen

Besonders lustig waren die Zeiten nicht, in denen Regisseur Christophe Barratier seinen neuen Film "Die Kinder des Monsieur Mathieu" anlegt: 1949 war schon für den Normalbürger ein schwieriges Jahr. Besonders hart aber trifft es die schwererziehbaren Jungs in der Anstalt von Fond-de-l'Etang. Als ein neuer Lehrer es mit Musik versucht, platzt der Knoten.

Die Kinder des Monsieur Mathieu
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Die Kinder des Monsieur Mathieu

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Foto: Constantin Film, München

Denn für diese Außenseiter der noch unter den Kriegsfolgen leidenden Gesellschaft war eigentlich kein pädagogisches Konzept oder gar Verständnis vorgesehen. Das Rezept hieß indes: Härte und Strenge. Das befolgt in der Fond-de-l'Etang in unerbittlicher Weise auch der dortige Leiter Rachin. Doch eines Tages kommt ein schüchterner, glatzköpfiger Hilfslehrer namens Clement Mathieu - und verändert alles.

Das ist die bewegende Geschichte des französischen Films "Die Kinder des Monsieur Mathieu", der am 2. September in die Kinos kommt. In seinem Herkunftsland ist der Film einer der größten Publikumserfolge der letzten Jahre geworden.

Und er hat einen eher unscheinbaren Darsteller zum Star gemacht, der als Schauspieler, Autor und Regisseur in Frankreich schon lange kein Unbekannter, aber eben nie wirklich berühmt war: Gérard Jugnot. Als arbeitsloser Musiklehrer, der in der Anstalt einen Knabenchor von hoher Qualität formt, hat der 53-jähriger Pariser die Rolle seines Lebens inne.

So anrührend, wie Jugnot diesen bescheidenen, doch als Pädagoge außergewöhnlichen Mann spielt, so anrührend ist der gesamte Film. Gewiss liegt das Geheimnis seines überwältigenden Erfolgs darin begründet. Und es kommt da ein Frankreich auf die Leinwand, das es nicht mehr gibt, es ist also ein gerüttelt Maß Nostalgie mit im Spiel. Aber die Vergangenheit wird schon deshalb nicht allzu verklärt, weil keineswegs unterschlagen bleibt, mit welchen brachialen Methoden damals Jugendliche diszipliniert wurden, deren familiäre Erziehung als gescheitert galt. Das schließt nicht aus, dass sich inzwischen wieder manch einer jene Methoden heimlich herbeiwünscht.

Im besten Sinne ein altmodischer Film

Doch auch wer so denkt, kann nicht leugnen, wie besser der Weg ist, den Mathieu im Umgang mit den Jungs sucht. Der Hilfslehrer setzt nämlich auf die Zauberkraft der Musik. Einem seiner Schützlinge, dem hübschen Pierre, wird das zu einer großen Dirigentenkarriere verhelfen, für die anderen wird es zu einer zentralen Lebenserfahrung: Gute Musik mobilisiert das Beste im Menschen.

Der Komponist Bruno Coulais hat eine ergreifende Filmmusik geschaffen, die den Knabenchor ebenso zur Geltung bringt wie glockenreine Sopranstimme des zwölfjährigen Jean-Baptiste Maunier, der in der Rolle des Pierre eine echte Entdeckung ist. Einige der Lieder und Melodien sind in Frankreich schon Kult geworden.

"Die Kinder des Monsieur Mathieu" ist im besten Sinne ein menschenfreundlicher und ganz altmodischer Film. Der Zuschauer wird nicht mit reißerischen oder spektakulären Effekten bombardiert, sondern erlebt, wie ein leicht chaplinesker Biedermann mit leidenschaftlicher Seele entwurzelte und verwilderte Jungs kultiviert.

Regisseur Barratier, ein ausgebildeter Gitarrist, streift manchmal die Grenze zum Sentimentalischen. Aber er drückt nie berechnend auf die Tränendrüse. Wenn die Besucher des Films trotzdem zutiefst berührt werden, dann ist das in seiner hoffnungsvollen Botschaft begründet: Nichts ist verloren, solange es Menschen wie Clement Mathieu gibt.

(ap)
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