Drama "Miral" von Julian Schnabel Einseitiges Politdrama

(RP). Im Jahr 1948, kurz nach der Staatsgründung Israels, stößt die Palästinenserin Hind Husseini (Haim Abbas) morgens an einer Straßenkreuzung auf eine Gruppe von 55 Waisenkindern. Sie nimmt sie auf in ihr riesiges Haus, und als in den nächsten Monaten immer weitere Kinder dazukommen, gründet sie das Al-Tifel Institut, das ein Heim und eine Schulausbildung bietet, welche die "palästinensische Identität" bewahren soll. Über einige Jahrzehnte hinweg erzählt "Miral" nun vom Schicksal Hind Husseinis und einigen ihrer Zöglinge – darunter die Titelheldin – und wird dabei auch zu einer Art Schnelldurchgang durch die israelisch-palästinensische Historie.

"Stichtag" - Roadmovie mit Robert Downey Jr.
9 Bilder

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(RP). Im Jahr 1948, kurz nach der Staatsgründung Israels, stößt die Palästinenserin Hind Husseini (Haim Abbas) morgens an einer Straßenkreuzung auf eine Gruppe von 55 Waisenkindern. Sie nimmt sie auf in ihr riesiges Haus, und als in den nächsten Monaten immer weitere Kinder dazukommen, gründet sie das Al-Tifel Institut, das ein Heim und eine Schulausbildung bietet, welche die "palästinensische Identität" bewahren soll. Über einige Jahrzehnte hinweg erzählt "Miral" nun vom Schicksal Hind Husseinis und einigen ihrer Zöglinge — darunter die Titelheldin — und wird dabei auch zu einer Art Schnelldurchgang durch die israelisch-palästinensische Historie.

Der Film hat seine Geschichte der Realität entnommen, aber so, wie er sie nacherzählt, zögert man trotzdem, sie auch als wahre Geschichte zu bezeichnen. Und dies nicht etwa, weil der amerikanisch-jüdische Regisseur Julian Schnabel die palästinensische Perspektive eines Konflikts vorstellt, sondern weil sein Film vor lauter Goodwill zum pathetischen Sprechblasenkino wird. Immer wieder nimmt Schnabel unerlaubte Abkürzungen zur Emotion, präsentiert seine schönen Heldinnen Hind und Miral (Freida Pinto) ikonenhaft in sattem Licht und gibt dick Musik dazu, statt genauer hinzusehen, wer in diesem Institut eigentlich aufgenommen wird, wie es finanziert und organisiert ist, wie dort gearbeitet, gelernt, gelebt wird.

Auch dramaturgisch rutscht dieser Film ins manchmal schon Unbeholfene ab, die junge Miral etwa ist in einer Szene mit ihrem Vater noch aufgeklärte Polit-Aktivistin, in der nächsten aber schon wieder grenzenlos naiv, so dass der Freund ihr (und damit natürlich uns) die Sache der Palästinenser ausführlich erklären muss. Überhaupt zeigt der Film nur verkürzte, aber nie wirklich verdichtete Biografien. Nach exzellenten Werken wie "Basquiat" oder "Schmetterling und Taucherglocke" hat Schnabel leider einen oberflächlichen Film über ein komplexes Thema gedreht, an dem man außer den guten Absichten nur wenig loben kann.

Bewertung: 1 von 5 Sternen

(RP)
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