Drama "Pippa Lee" mit Robin Wright Penn und Keanu Reeves Fesselndes Frauenleben in Rückblenden

(RP). Auf den ersten Blick ist Pippa (Robin Wright Penn) die perfekte Haus- und Ehefrau. Fast wie eine Krankenschwester kümmert sie sich um ihren herzkranken, dreißig Jahre älteren Mann (Alan Arkin). Und zwischen Küche und Töpferkurs ist die Mutter zweier erwachsener Kinder eine galante Gastgeberin und hilfsbereite Nachbarin, die für jeden ein offenes Ohr hat.

Drama "Pippa Lee" mit Robin Wright Penn und Keanu Reeves: Fesselndes Frauenleben in Rückblenden
Foto: Senator

Doch im Grunde offenbart schon eine anfängliche Szene die Brüchigkeit dieser nur scheinbar patenten Bilderbuch-Existenz. Pippa steht mit traurigen Augen vor einem Spiegel, doch wen sie darin sieht, ist wohl nicht einmal ihr selbst klar, und um diese Uneindeutigkeit zu unterstreichen, wechselt die Großaufnahme zwischen Schärfe und Unschärfe.

Die Rätsel einer Frau

Die Rätsel, die sich hinter dieser Frau verbergen, basieren auf dem Roman "The Private Lives Of Pippa Lee", mit dem Rebecca Miller, Tochter des legendären Bühnenautors Arthur Miller, einen Bestseller schuf, den sie nun auch selbst verfilmt hat. Und wie der Originaltitel vermuten lässt, hat ihre Hauptfigur mehrere Leben geführt, von denen wir in Rückblenden erfahren.

Da war die tablettensüchtige Mutter (Maria Bello) in einem engen Zuhause, dem Pippa schon früh entflohen ist, die bizarre Begegnung mit einer Sadomaso-Lesbe (Julianne Moore), und das ziellose Abrutschen in eine drogengeschwängerte Künstlerszene.

Mehrere Leben in einem

Den Blicken zurück auf die wilde Jugend wird die Unzufriedenheit an der eigenen Anpassung gegenübergestellt, von der die heutige Pippa kurz vor ihrem 50. Geburtstag befallen wird. In der gut betuchten Seniorensiedlung, in die sie gerade mit ihrem Mann gezogen ist, fühlt sie sich unwohl. Sie wird zur Schlafwandlerin, die nachts in den Supermarkt fährt, bis sie in Chris (Keanu Reeves) eine verwandte Seele trifft. Sein Leben steckt wie das ihre in einer Sackgasse.

Es hat zwischendurch schon den Anschein, als würde sich Regisseurin Rebecca Miller in ihren vielen Figuren und Handlungssträngen verzetteln. Und es dauert auch eine Weile, bis sich die wechselnden Ebenen aus Vergangenheit und Gegenwart zu einem Ganzen zusammenfügen. Aber wie Miller hier die tragikomische und bittersüße Selbstfindung einer Frau schildert, wie sie mit Einfühlsamkeit, Überblick und in dezenten Bildern das innere Unbehagen ihrer Hauptfigur am eigenen Dasein nach außen kehrt, das fesselt bis zum letzten Moment. Wenn Pippa, grandios verkörpert von Robin Wright Penn, am Ende aufbricht und auf der Landstraße in ein neues Leben fährt, würde man ihr am liebsten auch dorthin folgen.

Bewertung: 3 von 5 Sternen

(RP)
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