Kino-Kritik Goldene Zeiten: Golf und Totschlag in Unna

Unna? Da ist doch bestimmt noch nie ein Film gedreht worden. Weit gefehlt. Regisseur Peter Thorwarth hatte bereits zwei Filme in seiner Heimatstadt realisiert, "Bang Boom Bang - Ein todsicheres Ding" sowie "Was nicht passt, wird passend gemacht", die sich nun vergnüglich mit "Goldene Zeiten" zu einer Art "Unna-Trilogie" runden.

 Film mit internationalem Staraufgebot: Goldene Zeiten

Film mit internationalem Staraufgebot: Goldene Zeiten

Foto: Entertainment GmbH

Und gerade dort - in tiefster Provinz und im gesellschaftlichen Konkurrenz- und Trumpfverhalten - blüht das Diktat "Mehr Schein als Sein" ganz besonders. Was eignet sich als Bühne speziell? Natürlich der Golfplatz. Ein Benefizturnier zugunsten rumänischer Leukämie-Kinder soll da stattfinden, und weil so etwas ohne internationale Prominenz keinesfalls funktioniert, hat man den ziemlich abgehalfterten amerikanischen Fernsehserienstar der 80er Jahre Douglas Burnett eingeladen, der immerhin noch von vielen entzückten Leuten auf der Straße erkannt wird.

Im Zentrum des Geschehens allerdings steht Ingo (der Darsteller hört auf den köstlich bizarren Namen Wotan Wilke Möhring), der sich "Event-Manager" nennt, nach einer Pleite auf dem Neuen Markt wieder bei den kleinbürgerlichen Eltern wohnt und einen Leih-Mercedes fährt. Dem ist es gelungen, Burnett an Land zu ziehen, und er soll das gesellschaftlich also glanzvolle Golf-Event organisieren.

Derweil ist aber Burnett über die schäbige Absteige äußerst wütend (Fernseher fliegt aus dem Fenster - fast in die Fan-Gemeinde plus Lokalpresse), und Bodyguards müssen auch noch her. Die sind aber aus Usbekistan und eigentlich Auftragskiller, und so eskaliert die gesamte Situation langsam. Aber sicher. Zumal, da man schon ahnt, dass der Golfplatz-Pächter den Benefiz-Erlös längst für seine eigene Tasche verplant hat.

Eine figurenreiche Geschichte also in diesem durchaus kurzweiligen Zweistundenfilm, zu der noch diverse Ehefrauen, Models, Nutten und Geliebte stoßen sowie der aasige Bordellbesitzer "Bullet Harry" (Ralf Richter).

Das ist in rotzigen Dialogen flott geschrieben (wenn auch mit zwei, drei weiteren Nebengeschichtchen zweifellos ein wenig überfrachtet), und es ist flott gespielt von Möhring, Wolf Roth und Christian Kahrmann, während US-Serienstar Dirk Benedict als Burnett (der praktisch sich selbst spielt) schauspielerisch und auch bei den Orgien kräftig auf die Pauke haut.

Vor allem ist dies mit einer agilen Kamera (aber nicht zu sehr) und elegantem Schnitt (auch mit geteilter Leinwand) weit oberhalb der üblichen deutschen Actionware anzusiedeln mit einem Temperament, das man den drögen Westfalen sonst nicht unbedingt nachzusagen gewöhnt ist.

Viel heiterer Applaus gab es bei der Düsseldorfer Vorpremiere - obwohl ja durchaus nicht nur Whisky und Geld fließen mussten, sondern auch Blut.

(Rheinische Post)
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