"Hedi Schneider steckt fest" im Kino Ein Film über die Ängste einer Frau

Düsseldorf · Gerade hat Hedi noch gewusst, wie man durch den Tag kommt, ohne daran zu verzweifeln. Sie konnte das sogar besser als andere, sie war glücklich.

"Hedi Schneider steckt fest": Ein Film über die Ängste einer Frau
Foto: dpa, som

Die Meckereien ihres Kollegen, ein steckengebliebener Fahrstuhl, die Träume ihres Mannes Uli von einem Job in Afrika, die herrischen Spielkommandos ihres Sohns - alles Dinge, die die Blondine mit Unbeschwertheit beiseite räumte. Aber eines Abends kriegt Hedi keine Luft mehr. Panik steigt in ihrem Körper hoch und drückt ihn auf den Teppich, wo sie sich krümmt, bis der Notarzt mit der Spritze kommt. Plötzlich steckt Hedi fest in einem schwarzen Sumpf aus Angst. Und sie wird nie wieder hinaus finden.

Bei ihrem Spielfilmdebüt "Hotel Very Welcome" ließ die Münchener Regisseurin Sonja Heiss 2007 die Darsteller noch improvisieren. Für "Hedi Schneider steckt fest" arbeitete sie mit einem ausgearbeiteten Drehbuch - auch weil in dieser Geschichte viel von ihr selbst steckt. Heiss berichtet, unter einer Angststörung gelitten zu haben. Am schlimmsten traf sie, dass mit dem Auftreten der Krankheit ihr Humor verschwand. Ihr Film liefert nun keinen konkreten Grund für Hedis Absturz. Es kann jede treffen, sagt er, und das ist richtig: Angst kennt keine Logik. Aber weil ihr der Humor so kostbar ist, müht Heiss sich, Hedis schweren Leidensweg im Ton einer Familienkomödie zu erzählen. Das kann nicht ganz gutgehen.

Alles an Hedi, gespielt von Laura Tonke, ist zu viel, zu gewollt: Erst ihre an der Grenze zur Parodie schrammende Lebenslust, später die an Dustin Hoffmans zackigen "Rain Man" erinnernde Starre. Plötzlich stammelt Hedi wie ein Kleinkind oder spaziert spontan in Tierhandlungen, um den Verkäufer dort aus glasigen Augen zu fixieren, bis es einen gruselt. Psychotherapie, neue Medikamente, keine Medikamente mehr, nichts hilft. Uli (Hans Löw), der sich das alles genau wie Hedi ganz anders vorgestellt hat, flüchtet sich in barmherzigen Ehebruch. Wo sie Hedis Symptomatik in Slapstick packt, findet Heiss nur Klischees. Glaubwürdiger ist ihr Film da, wo er seine verquere Liebesgeschichte erzählt: von zwei Menschen, die sich neu suchen müssen und nicht mehr mögen, was sie vorfinden. Schließlich fahren Hedi und Uli nach Norwegen. Sie wollen versuchen, noch einmal miteinander glücklich zu sein. Als optimistisches Ende ist das gedacht. Aber irgendwie macht es einen traurig.

(RP)
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