James Bonds linkischer Bruder "I Spy" - Agentenkomödie mit Eddie Murphy

Frankfurt/Main (rpo). Eddie Murphy versucht sich in der Agentenkomödie "I Spy" als James Bond - mit zweifelhaftem Erfolg. Zwischen zweitklassigen Actionszenen verlieren die mittelmäßigen Gags jegliche Komik.

Der eine ist ein schüchterner Vor-sich-hin-Wurstler, der andere ein Großmaul und Profilneurotiker, der sich keinerlei Zwang antut. Ein klassisches Antiheldenpaar muss sich also in der Actionkomödie "I Spy" zusammenraufen und nebenbei die Welt retten. Das Großmaul spielt - na, wer wohl - Eddie Murphy, zuletzt in derselben Rolle in "Showtime" mit Robert De Niro zu sehen.

Und da es sich um eine Agentenparodie handelt, ist der weibliche Part mit Famke Janssen besetzt, der einstigen Bösewichtin aus "007-Goldeneye". Auch das Action-Amuse-Gueule zu Beginn imitiert das James-Bond-Menü und zeigt, bevor die eigentliche Handlung überhaupt beginnt, Agent Alex (Owen Wilson) bei einer atemberaubenden Verfolgungsjagd, die jedoch anders als beim glamourösen Bond fast im Desaster endet.

So erntet Alex wieder mal eine Standpauke statt eines Lobs von seinem Chef. Und als es an die Verteilung der Spionagewerkzeuge für den neuen Auftrag geht, kriegt der zweitklassige Agent nur einen Koffer mit Retro-Technik, darunter eine lächerlich große Spionagekamera. Umso schlimmer, dass sein neuer Partner vor Selbstbewusstsein fast platzt: Der Championboxer Kelly kämpft in Budapest (Ungarn) um den Weltmeistertitel und ist bei Gundars, dem gefährlichsten Gangster der Hemisphäre, auf eine Party eingeladen.

Bond lässt grüßen

Nebenbei will Gundars unter den Abgesandten von Schurkenstaaten einen gestohlenen Spionagebomber versteigern, der - hier lässt der neue Bond grüßen - auf Knopfdruck unsichtbar wird. Kelly, der Alex Zugang zu der Wunderwaffe verschaffen soll, gerät mit dem pflichtbewussten Agenten erwartungsgemäß sofort in den Clinch. Wenigstens bekommt Alex bei dem Einsatz eine Chance, sich an die heimlich verehrte Kollegin Rachel heranzumachen, die ebenfalls mit von der Partie ist.

Wer mag sich wohl noch an die Fernsehserie "Mit Tennisschlägern und Kanonen" aus den Sechzigern erinnern, die laut Presseheft als Vorlage dient? Anders als zum Beispiel das ironisch überdrehte "Austin Powers"-Serienremake ist "I Spy" ein achtlos abgedrehter Streifen voller langweiliger Klischees, der das Spaß-Potenzial seiner Hauptdarsteller meist verschenkt.

Dabei gehört der verbale Schlagabtausch der beiden so unterschiedlichen Komiker zu den besten Momenten: Owen Wilson, der zuletzt in "Die Royal Tenenbaums" und "Zoolander" so herrlich herumblödelte, markiert hier gekonnt ein armes Würstchen, dem Kelly Hilfestellung leistet - wenn Alex etwa sich endlich an Rachel herantraut und Kelly ihm mittels Spionagemikro heißblütige Liebeserklärungen aus einem Marvin-Gaye-Song souffliert.

Doch Eddie Murphy, der am Anfang noch so enthemmt herumquasselt, als ob er die Ohren von Ringgegnern und Zuschauern zum Bluten bringen wollte, muss später zu oft den Mund halten und in Actionszenen von erstaunlicher Banalität durch Budapest hetzen. Die osteuropäische Metropole, ebenso fotogen wie Prag, ist ein noch unbeackertes Feld für Kameramänner, und so lassen es die beiden Amis mit Vorliebe in den prachtvollen K.u.K.-Baudenkmälern wie den Jugendstil-Bädern und der Metro knallen.

Bei der Abfolge zweitklassiger Actionszenen verhungern derweil die Gags am ausgestreckten Arm, und man kann dieser anämischen Komödie jetzt schon eine Karriere in der Videothek voraussagen - aber bestimmt keine Fortsetzung. Ab 9. Januar ist "I Spy" in den Kinos zu sehen.

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