Komödie "Tandoori Love" mit Lavinia Wilson Indische Turbulenzen in der Schweiz

(RP). Liebhaber "Bollywoods" wissen es längst: Wenn die Stars der indischen Traumfabrik ihr Liebesglück singend und tanzend vor Schneegipfeln zelebrieren, dann bilden nur noch selten die Berge in dem von Bürgerkriegen erschütterten Kaschmir die Kulissen, sondern meist die Schweizer Alpen.

Die Kino-Highlights 2010
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Seit den 1960er Jahren haben Hunderte indischer Filmcrews Schweizer Hotellerie und "Heidi-Land"-Folklore schätzen gelernt — aber nicht die Schweizer Küche. Vor zehn Jahren zeigte der Dokumentarfilm "Bollywood im Alpenrausch", wie Luxushotels im Berner Oberland sogar die Errichtung von Küchenbaracken im Garten erdulden müssen, damit die Köche im Tross von Stars wie Shahrukh Khan indische Verpflegungskünste ungehindert entfalten können.

Der Schweizer Regisseur Oliver Paulus machte einen solchen Koch zur Hauptfigur, um exzentrisches Bollywood voller Wucht in eine alpine Dorfidylle einfallen zu lassen: Rajah, der Lieblingskoch einer indischen Filmdiva, wird im Supermarkt beim Anblick der blonden Sonja von der Liebe wie vom Blitz getroffen, und die Korridore zwischen den Kühlregalen werden zur Bühne für eine große Musik- und Tanzeinlage, so unvermittelt, wie es sich für ein großes Bollywood-Melodram gehört. Solche Musical-Einlagen bleiben aber rar. Denn die indische Diva lähmt ihr Filmteam mit Streikdrohungen, weil sie nicht mehr mit Rajahs Speisen verwöhnt wird. Daher stocken die Aufnahmen kühner Liebesduette: sowohl auf Schneehängen wie im Bug des kleinen Ausflugdampfers "Schiller", den die indischen Filmkünstler für die freche Imitation einer "Titanic"-Szene nutzen.

Denn der verliebte Rajah hat in einer Wirtshaus-Küche angeheuert, um der Kellnerin Sonja nahe zu sein. Mit seinen Spezialitäten verwandelt er den "Hirschen" in einen Tempel indischer Kulinarik und die mürrischen Stammgäste in fröhliche Genießer. Und der Wirt ahnt lange nicht, dass er mit diesem Küchenchef einen gefährlichen Rivalen im Kampf um die Gunst der schönen Sonja ins Haus geholt hat. Diese "Tandoori Love" wird ähnlich liebevoll ausgemalt wie einst "Babettes Fest" der Haute Cuisine in dänischer Provinz. Vijay Raaz spielt den zielsicheren Verliebten mit soviel Charme wie einst in Mira Nairs "Monsoon Wedding", und Lavinia Wilson bleibt eine liebenswürdig zaudernde Sonja.

Statt Bollywood- und Tandoori-Künste unbekümmert auszuspielen, bremst sich Regisseur Paulus durch langwierige Versuche, die west-östliche Liebesromanze in faden Beschreibungen schweizerischen Dorfalltags zu verankern. Doch die Idee von indischer Melodramatik in alpiner Provinz entwickelt soviel Vitalität, dass sie über alle Drehbuch-Schwächen hinweg hilft.

Bewertung: 3 von 5 Sternen

(RP)
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