Neuer Film "Mortdecai" Johnny Depp kann nur noch Klamauk

Düsseldorf · Das wäre mal ein Thema für eine psychologische Betrachtung: große Schauspieler, die in populären Rollen hängengeblieben sind. Bruno Ganz ist ein Beispiel, der kommt von seiner Art zu spielen im "Untergang" nicht mehr los. Robert De Niro ist ein anderes Beispiel; ihm scheint das Gesicht während der Dreharbeiten zu "Meet The Fockers" eingefroren zu sein, und nun sieht er auf alle Zeit so aus, als leide er an Sodbrennen.

Johnny Depp in "Mortdecai".

Johnny Depp in "Mortdecai".

Foto: dpa, sab

Und auch Johnny Depp gehört in diese Reihe, er hat von den "Piraten der Karibik" mindestens eine Lieferung zu viel gedreht, ist sich selbst auf hoher See verloren gegangen und muss nun auf ewig Captain Jack Sparrow sein — wenn auch in wechselnden Masken: In "Lone Ranger" spielte der 51-Jährige mit Hilfe derselben Marotten und Manierismen einen Indianer und nun in "Mortdecai" einen windigen Kunsthändler.

Der Film ist trotz Staraufgebots eine ziemliche Klamotte geworden, und das liegt auch daran, dass man es allmählich über hat, Johnny Depp chargieren zu sehen. Die Handlung orientiert sich lose an den Mortdecai-Romanen des britischen Schriftstellers Kyril Bonfiglioli. Die in den 70er Jahren erschienene Trilogie handelt von einem unsympathischen und übergewichtigen Kunsthändler namens Charlie Mortdecai, und wer die Jeeves-und-Wooster-Romane von PG Wodehouse mag, findet bei Bonfiglioli das bösere Gegenstück.

Eine Verfilmung hätte also etwas werden könne, eine gallige und politisch unkorrekte Satire zum Beispiel, aber in diesem Film ist von all dem Sarkasmus nicht mehr viel übrig. Der von Depp gespielte, zwar immer noch überkandidelte, aber nicht mehr übergewichtige Aristokrat Mortdecai ist pleite und soll der Polizei helfen, einen Kunsträuber zu stellen. Es geht zwischen London, Oxford und Moskau hin und her, und zwischen den schnellen Schnitten streicht sich Johnny Depp oft über den Bart, und noch häufiger hebt er die Augenbrauen, weil englische Adlige das nun mal so machen.

Seine Gattin wird von Gwyneth Paltrow gespielt, die so hager aussieht, dass man sie gern zu einem Becher Sahne einladen würde. Ewan McGregor als Polizist versucht, einigermaßen unbeschadet durch den Film zu kommen. Es gelingt ihm weitgehend, obwohl auch er sich am Ende nicht mehr wegducken kann. Da weist Regisseur David Koeep seine Darsteller an, sich reihum zu übergeben. Man kennt sowas aus Tom-Gerhardt-Filmen. Der Höhepunkt dieser Produktion ist der Auftritt eines schönen Rolls-Royce Silver Cloud. Das Auto wird alsbald zuschanden gefahren und im Kugelhagel zersiebt.

Das Wrack hat Symbolwirkung.

(RP)
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