Kinostarts Zwei Schwestern stecken fest im Rollenspiel ihres Lebens

Der Film "Oktober November", der ab Donnerstag in den deutschen Kinos läuft, ist ein eigenwilliges Familiendrama mit hervorragendem Schauspieler-Ensemble.

Nora von Waldstätten und Sebastian Koch in "Oktober November".

Nora von Waldstätten und Sebastian Koch in "Oktober November".

Foto: dpa, mjh

Sie kann ein kaltes Gesicht machen, Nora von Waldstätten, die in "Oktober November" eine Schauspielerin spielt, eine, die ihre Rollen verbissen studiert, vor der Kamera perfekt ist, aber krank wird am eigenen Ehrgeiz. Gegen die Depressionen half ihr der letzte Liebhaber, doch der hat Ehefrau, Familie und bewundert sie zu sehr. Darum drängt Sonja ihn aus der kühl möblierten Wohnung, lässt sich ein Bad ein, starrt ins Nichts.

Wie anders ist ihre Schwester, die mit Mann und Sohn beim sturen Vater in den Bergen lebt. Sie bewirtschaftet ein muffiges Hotel, nur selten kommen Ausflugsgäste, aber das Leben fühlt sich echt an am Rande der Alm.

Als der Vater (Peter Simonischek) bei einem Herzinfarkt fast stirbt, kommt Sonja in die Berge. Die ungleichen Schwestern verbringen plötzlich wieder Zeit miteinander, vergleichen ihre Leben - und machen sich die Unterschiede bald zum Vorwurf. Verena hält der Schauspielerin vor, auch im Privaten immer nur eine Rolle zu spielen, niemals echt zu sein. Sonja spürt den Frust der Schwester am Leben in der Gastwirtschaft und bemerkt scharf, dass sie sich das selbst ausgesucht habe. Dabei sind die Schwestern einander ähnlicher, als sie denken. Auch Verena spielt nur eine Rolle in der heilen Familie und Sonja steckt ebenfalls fest im falschen Leben, wenn das auch äußerlich glamouröser erscheint. Doch beide sind nicht ehrlich, und es fehlt ihnen an Nachsicht mit sich selbst. Dabei könnten sie die vom Vater lernen, der beim Herzinfarkt für kurze Zeit in eine andere Welt blickte, aber seinen Töchtern fehlt dafür die Empfänglichkeit.

Regisseur Götz Spielmann erzählt eine konventionelle Geschichte, doch tut er es in guten, knappen Dialogen und wohlbedachten Bildern, die Atmosphären wie Enge oder menschliche Kälte sichtbar machen. Dazu hat er ein starkes Ensemble. Neben von Waldstätten und Simonischek ist ein wortkarger Sebastian Koch in einer starken Rolle zu erleben. So ist "Oktober November" das erwartbare Rollenkonflikt-Drama zwischen zwei ungleichen Schwestern. Doch der Film entwickelt seine eigene Stimmung, in die man sich gern ziehen lässt.

Bewertung: geht so

(RP)
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