Film-Kritik L.A. Crash: Verstörend und zerstörerisch

Es sind nur 36 Stunden, in denen sich das Leben eines Dutzend Menschen in Los Angeles für immer verändert: Alles beginnt mit einem Überfall und endet mit einer Leiche. Mit seinem Regiedebüt "L.A. Crash" präsentiert Drehbuchautor Paul Haggis ("Million Dollar Baby") ein verstörendes Kaleidoskop aus Rassismus, Angst und Hass. Keiner der Protagonisten kommt ungeschoren davon.

L.A. Crash
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Foto: Universum

Rick Cabot (Brendan Fraser) und seiner Frau Jean (Sandra Bullock) ist von zwei bewaffneten schwarzen Jugendlichen (Chris "Ludacris" Bridges, Larenz Tate) das Auto gestohlen worden. Der Staatsanwalt will den Fall aus Rücksicht auf seine schwarzen Wähler vertuschen, Jean dagegen sieht alle ihre Vorurteile bestätigt.

Unterdessen stoppen zwei Cops (Matt Dillon, Ryan Phillippe) ohne Grund die Luxuslimousine eines schwarzen Ehepaares. Während ihr Mann vor Angst erstarrt ist, muss sich die hilflose Christine (Thandie Newton) von einem der Cops brutal betatschen lassen.

Durch ein Missverständnis macht der iranische Ladenbesitzer Farhad (Shaun Toub) den mexikanischen Schlosser David (Michael Pena) für die Verwüstung seines Geschäfts verantwortlich. In den Trümmern seiner Existenz findet Farhad jene Pistole, die ihm der weiße Waffenhändler zunächst nicht hatte verkaufen wollen.

Explodierende Gefühlswelten

Haggis ist ein aufreibendes Drama über Vorurteile und alltäglichen Rassismus gelungen, das den Zuschauer auch dank des ausnahmslos erstklassigen Schauspielerensembles noch lange verfolgt. In der Liste der besten Filme der Online-Filmdatenbank imdb.com hat es "L.A. Crash" so auch auf Anhieb unter die Top 100 geschafft.

Haggis konfrontiert den Zuschauer mit einer Wirklichkeit, in welcher der amerikanische Traum vom Schmelztiegel der Hautfarben und Kulturen tagtäglich in verwüsteten Geschäften, Hinterhof-Mülltonnen und am Straßenrand im Nirgendwo zu Grabe getragen wird. In Haggis' Megacity L.A. reißt jedes Zusammentreffen der Hautfarben neue Wunden auf und lässt alte nicht heilen. Die Gefühlswelt der Menschen explodiert oder erstickt an einem zerstörerischen Cocktail aus Todesangst, Frustration, Zorn, Scham und Hoffnungslosigkeit.

Der Regisseur betreibt bei all dem buchstäblich keine Schwarz-Weiß-Malerei: Jeder der Akteure hat für sein Handeln, zumindest subjektiv betrachtet, gute Gründe. Dies lässt die ganze Sache aber kein bisschen erträglicher werden - im Gegenteil.

Kaum eine der handelnden Personen lässt Haggis ungeschoren davon kommen, und es sind gerade jene Figuren mit den besten Absichten, die am Schluss um so fataler abstürzen. Am Ende von "Crash" wartet keinerlei Erlösung. Nur ein bisschen Hoffnung.

(afp)
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