Film-Kritik Land of the Dead: Human Fastfood

Politisch korrekt ist dieser Film nicht, den Regisseur und Autor George A. Romero da gedreht hat, denn "Land of the Dead" ist mitnichten ein platter Zombie-Streifen. Die USA werden hier dargestellt wie ein Totenreich, in dem die wandelnden Leichen die wenigen Lebenden bedrohen, ihre festungsartigen Städte bevölkern und aus dem Fleisch und Blut der Bewohner nur eine kleine Zwischenspeise machen.

Land of the Dead
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Land of the Dead

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Foto: UIP

Wer die USA unter dem jetzigen Präsidenten nicht mag, der mag Filme drehen wie Oscar-Preisträger Michael Moore. Es geht aber auch ganz anders, wie der 65-jährige Romero ebenso schockierend wie eindrucksvoll beweist. Denn wehe denen, die dort in die Hände der Zombies fallen: Sie werden von diesen auf der Stelle in Stücke gerissen und aufgefressen. Doch wer von den Zombies, die wie desorientiert durch ein zerfallenes Land wanken, ins Visier hochgerüsteteter Eingreiftruppen der Städter gerät, hat seine unheimlich Restexistenz ebenso verwirkt. Denn die lebenden Toten sind allesamt zum Abschuss freigegeben, wovon die Truppe um Riley und Cholo rücksichtslos Gebrauch macht. Beide Männer dringen mit ihren Leuten immer wieder in die Zombie-Zonen ein, um dort Vorräte aus der Zeit vor der Apokalypse, deren Ursachen unbekannt bleiben, zu erbeuten.

Der Mann der sich das ausgedacht und für die Leinwand inszeniert hat, besitzt einen legendären Ruf: 1968, damals ein junger Student, hatte Romero mit mühsam zusammengekratzten 10.000 Dollar den in Schwarzweiß gedrehten Gruselstreifen "Nacht der lebenden Toten" produziert, der seitdem ein Klassiker des Genres geworden ist. Seitdem hat Romero weitere Male seine Zombies losgelassen, doch entstanden diese Filme in großen Zeitabständen. Romero will nicht nur Kasse machen: "Filmemachen ist eine guter Plattform, um seine Meinung auszudrücken. Ich glaube, dass es ziemlich einfach ist, in Filmen eine Botschaft zu transportieren, und ich bin davon überzeugt, dass es manchmal auch eine Pflicht ist, dass zu tun."

Romero lässt wenig Zweifel über seine Absichten

Die Botschaft seines neuen Films ist eine vernichtende Kritik an den gegenwärtigen gesellschaftlichen Zuständen der USA. Romero geisselt eine Regierung, die "verdrängt, was ihr nicht gefällt". In einem Interview hat er das kürzlich näher erläutert: "Die Regierung kapselt sich ab von der Realität, sie drehen ihr den Rücken zu und hoffen, dass das ausreicht. In "Land of the Dead' wird genau das beschrieben: Die Elite der Restmenschheit lebt in einem hohen Glasturm, während alle anderen keine Chance auf den sozialen Aufstieg haben und in verfallenen Häusern leben. Auf der untersten Stufe stehen dann die Zombies, die nicht umsonst wie Obdachlose angezogen sind."

Ob und wie diese sozialkritische Tendenz des Films vom breiten Publikum verstanden wird, ist unklar. Aber Romero lässt wenig Zweifel über seine Absichten, manchmal trägt er fast schon ein wenig zu dick auf. Etliche grausige Gewaltszenen sind Bestandteil der Handlung, für zarte Gemüter ist das unerträglich und selbst für abgebrühte Kinobesucher immer noch harte Kost. Aber das wird aufgewogen durch Romeros Kunst, diese angsteinflößenden lebenden Toten mit all ihrer Hässlichkeit als Wesen zu zeigen, die anzurühren vermögen. Und die eine Ahnung davon geben, dass wir über unzähligen Gräbern leben, in denen Menschen verwesen, die so waren wie wir (noch) sind.

Von den mitwirkenden Akteuren seien Dennis Hopper als fieser Machthaber Kaufman, Simon Baker als der Sympathieträger Riley und John Leguizamo als Haudrauf Cholo genannt. Lobend erwähnt gehören natürlich alle, die von den in diesem Filme vollbeschäftigten Maskenbildnern in Zombies verwandelt wurden und damit ihres realen Aussehens beraubt wurden. Sie haben ihre stärkste Szene, wenn sie sich mit schwankenden Schritten auf die Stadtfestung zubewegen und dann einer nach dem anderen in den Fluß springen, um auch diesen natürliche Schutzwall zu überwinden. Dass der Film erst ab 18 Jahren freigegeben ist, hat gute Gründe. Aber auch wer älter ist, sollte sich gut überlegen, ob er sich Romeros finster-grausige Zombievision zumuten darf. Denn solche Filme sorgen für Albträume.

(ap)
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