"Mädelsabend" im Kino "Hangover" für Frauen - nur böser

Düsseldorf · In der Komödie "Mädelsabend" muss Elizabeth Banks ohne Geld und Handy überleben. Viel mehr gibt es nicht zu erzählen. Schauspielerin Elizabeth Banks rettet jedoch den Film.

"Mädelsabend" mit Elizabeth Banks: "Hangover" für Frauen
Foto: dpa, mjh sab

Früher brauchten edle Fräulein in Nöten einen Ritter. Oder zumindest eine Telefonzelle und ein paar Münzen. Die moderne Jungfrau hilft sich lieber selbst. Und sie hat für den Notfall immer ein Handy dabei. Meghan Miles (Elizabeth Banks) hat leider keines. Nicht heute.

Gestern hätte die Fernsehmoderatorin wohl noch einen Drachen besiegen können mit ihrem schnellen Auto und dem Smartphone, in dem ihr Sozialleben steckt. Aber gestern verlor sie auch ihren Job und ihren Freund.

So lieh Meghan sich das neongelbe Minikleid einer Freundin, zog die Nacht betrunken durch Bars und landete schließlich im Bett eines Fremden (James Marsden). Am Morgen danach findet Meghan sich allein in einem verrufenen Bezirk von Los Angeles wieder, ohne Auto, Geld und ohne Handy. Plötzlich ist sie nur noch eine schmutzige, hysterisch durch die Straßen taumelnde Blondine ohne Papiere, ein öffentliches Ärgernis.

Der Titel der Komödie von Regisseur und Drehbuchautor Steven Brill ("Little Nicky") führt schrecklich in die Irre. "Mädelsabend: Nüchtern zu schüchtern" klingt nach einer weiteren Polterabendklamotte im Stil von "Hangover" oder "Brautalarm". Tatsächlich ist der Film ein forderndes, bitterböses Ein-Frauen-Survivalstück. Ein Tag im Großstadtdschungel mit Elizabeth Banks ("Die Tribute von Panem"). Der Mädelsabend jedenfalls ist sehr bald vorbei, das Auto weg und Meghan mutterseelenallein.

Mit Meghans Tragikomik spielt der Film nicht ungeschickt. Es geht um Vorurteile und falsche Wahrnehmung, auch die des Zuschauers. Fast jeder hält Meghan für eine Prostituierte, was kann eine so aufgetakelte Blondine schon anderes sein? Kaum einer hilft ihr, viele reagieren sogar ausgesprochen bösartig.

Wie der kleine Junge, dessen Fahrrad Meghan borgen will und der als Leihgebühr einen Blick unter ihr gelbes Kleid verlangt. Hinter solchem Klamauk steckt durchaus eine Portion Sozialkritik. Es ist auch kein Zufall, dass Meghan nur ein einziges Mal Hilfe findet, und das ausgerechnet bei drei Straßendealern, Aussätzigen wie sie selbst.

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Trotzdem würde Meghans Odyssee bald anstrengend, wäre da nicht Elizabeth Banks. Die 40-Jährige hält die schier endlose Parade von Demütigungen durch ihr sympathisches, vollkommen furchtloses Spiel zusammen.

(RP)
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