"Mission: Impossible — Rogue Nation" Tom Cruise ist wieder in Bestform

Düsseldorf · Zum fünften Mal spielt Tom Cruise in "Mission Impossible" den Agenten mit unlösbaren Aufgaben. Ethan Hunt wirkt frisch wie in alten Zeiten. Die Macher setzen noch mehr auf Action – und auf eine eman­zi­pierte Frauenrolle.

Mission Impossible 5 zeigt Tom Cruise frisch wie in alten Zeiten
Foto: dpa, kde

Zum fünften Mal spielt Tom Cruise in "Mission Impossible" den Agenten mit unlösbaren Aufgaben. Ethan Hunt wirkt frisch wie in alten Zeiten. Die Macher setzen noch mehr auf Action — und auf eine eman­zi­pierte Frauenrolle.

Natürlich ist die Lage gleich aussichtslos: Ein Militärflugzeug auf russischem Gelände, ganz fiese Raketen an Bord. Die Männer des IMF, der amerikanischen Agentenabteilung für unlösbare Aufgaben, sollten die Verladung eigentlich aufhalten. Das ging schief, nun sind die Raketen im Flugzeug, die Rotoren brausen schon, der Flieger rollt zur Startbahn. Ein Sprung — und Tom Cruise hängt an der startenden Maschine. Schnell gewinnt das Flugzeug an Höhe - und die Strömung an Sog. Natürlich hält kein Mensch das aus, aber Tom Cruise ist eben Ethan Hunt. Und der springt erst auf, wenn andere loslassen.

Zum fünften Mal stürzt sich Tom Cruise in der "Mission Impossible"-Reihe in tödliche Gefahr und ist als Geheimagent Ethan Hunt die amerikanische Antwort auf James Bond. Die Briten versuchen mit Daniel Craig ja nun schon seit einigen Jahren, einen neuen Agenten-Typus zu etablieren: körperbetont, rau, verletzlich, mehr Draufgänger als Charmeur und genau darum unwiderstehlich. So soll das Genre des Spionage-Thrillers neu belebt werden. Hollywood dagegen setzt beharrlich auf den glatteren, sportlichen, selbstironischen Tom Cruise und dreht an der Actionschraube, schickt seinen inzwischen auch schon 53 Jahre alten Geheimermittler in immer härtere Duelle und versucht durch spektakuläre Stunts zu beweisen, dass das Wort "ausweglos" steigerbar ist.

Und darum steht gleich zu Beginn die gesamte IMF auf der Kippe. Die anarchische Agenteneinheit um Hunt hat sich zuletzt zu viele Fehler geleistet. Das will die CIA ausnutzen, um die konkurrierende Elitetruppe loszuwerden. Doch während die Schreibtisch-Ermittler in Washington ihre Machtspielchen spielen, ist Hunt ja längst im Feld. Er hat noch immer "das Syndikat" im Blick, eine weltweit agierende Verbrecherorganisation, die so geheim operiert, dass selbst die CIA nicht an deren Existenz glaubt.

Hunt jedoch ist dem Syndikat so nahegekommen, dass es zurückschlägt. Fast kommt der Spezialagent ums Leben, doch er hat nun den Chef der Geheimorganisation gesehen, er hat dem Mann mit dem reglosen Gesicht und dem aschfahlen Haar in die Augen geblickt. Er kennt jetzt seinen Gegner.

Bald wird sich herausstellen, dass der Oberverschwörer "Solomon" heißt, selbst mal Agent war, aber bei all seinen Geheimdiensteinsätzen das Gefühl für richtig und falsch verloren hat. Mehr noch, er glaubt nicht mehr an den Unterschied zwischen gut und böse, ist also ein gefallener Engel, ein Nihilist mit der Lizenz zu Töten. Es mag Zufall sein, dass dieser Weltverschwörer einen hebräischen Namen trägt. Dass Vergasung im Zusammenhang mit dieser Figur aber die Waffe der Wahl ist, erscheint endgültig geschmacklos. Da hätte man den Drehbuchautoren mehr Sensibilität gewünscht. Immerhin spielt der Schurke mit der Knarzstimme im Grunde keine Rolle. Er ist nur das dunkle Ziel, auf das Hunt und seine Freunde sich in Etappen über Wien und Marokko zubewegen.

Darum geht es: Um die neuerliche Unmöglichkeit der Mission. Dazu haben sich die Filmemacher neue Elemente einfallen lassen, die der fünften Auflage frischen Unterhaltungswert verschaffen. Gekämpft wird diesmal körperbetont auf nackten Füßen und mit Messern. In spektakulären Szenen nehmen sich all die freigesetzten Agenten im Schnürboden der Wiener Staatsoper gegenseitig ins Visier, während unten Puccinis "Turandot" gegeben wird. Das würde man am liebsten gleich noch mal sehen, als der Schuss passend zur Partitur gefallen ist. Dazu gibt es Verfolgungsjagden auf dem Motorrad, die so schnell hochschalten, als seien sie direkt aus einem Computerspiel in den Film geschnitten. Und natürlich Kämpfe zu Wasser, zu Lande und in der Luft.

Vor allem aber gibt es eine Frauenfigur, die Hunt mindestens ebenbürtig ist: Ilsa Faust. Die Doppelagentin trägt denselben Namen wie einst Ingrid Bergman in "Casablanca". Und wenn es die Schwedin Rebecca Ferguson auch nicht ganz mit ihrer Landsfrau aufnehmen kann, so ist sie doch ein ähnlicher Typ: elegant, beherrscht, in Wahrheit leidenschaftlich. Jedenfalls ist sie kein Revolver-Girl, das in der letzten Szene in der Suite des Agenten das Negligé von der Schulter streift. Rebecca Ferguson spielt gekonnt ihr doppeltes Spiel, ist eine Staatenlose, die sich nur zum Schein instrumentalisieren lässt und die Gunst von Männern nicht nötig hat. Sie kämpft schneller als die anderen, und sie denkt auch schneller. Man sieht sie gern an der Seite von Tom Cruise und wünschte ihr mal eine kurze Pause für ein bisschen Romantik. Aber eigentlich passt das nicht zu ihr. Jedenfalls ist Rebecca Ferguson ähnlich wie Charlize Theron im zweiten Teil von "Mad Max" ein neuer Frauentypus im Actionfilm: Diese neuen Heldinnen wollen den Männern nicht mehr gefallen, buhlen nicht mehr um deren Aufmerksamkeit, sondern machen ihr Ding. Und machen es gut.

"Mission Impossible - Rogue Nation (Schurkenstaat)" ist ein packendes Abenteuer. Tom Cruise zeigt sich in alter Topform mit neuer Selbstironie. Eine gute Mischung.

(RP)
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