Kino-Kritik Mit Herz und Hand: Mit Vollgas dem Traum entgegen
Was tun, wenn man eigentlich noch ganz viel vorhat im Leben und plötzlich ein Herzfehler erkannt wird? Der 63-jährige Neuseeländer Burt Munro macht das, was er schon längst tun wollte: Mit seinem geliebten "Indian"-Motorrad will er einen Geschwindigkeits-Rekord brechen. Zu diesem Zweck reist er zur "Speedweek" nach Utah. Anthony Hopkins zeigt als kämpfender Biker in den sechziger Jahren viel Enfühlungsvermögen.
Es gibt nur wenige Schauspieler, die den Zuschauer durch pure Anwesenheit in ihren Bann ziehen können. Der zweifache Oscarpreisträger Tom Hanks gehört in diese Kategorie, ebenso der wuchtige Franzose Gérard Depardieu und ganz gewiss auch Sir Anthony Hopkins. Egal ob als finsterer Kannibale in "Das Schweigen der Lämmer" oder als nobler Butler in "Was vom Tage übrig blieb", der geadelte Brite beweist stets unnachahmliche Präsenz.
In Roger Donaldsons Drama "Mit Herz und Hand" glänzt Hopkins als eigensinniger Neuseeländer, der einem Lebenstraum nachjagt. Und obwohl er dabei keine großen Worte schwingt, schließt man ihn unweigerlich ins Herz und wünscht ihm bei seinem Vorhaben alles Gute. Von der ersten bis zur letzten Minute ist Hopkins Dreh- und Angelpunkt. Andere Akteure sind lediglich kurzzeitige Weggefährten.
Biopic und Roadmovie
Dank seines fantastischen Hauptdarstellers ist dem Thrillerspezialisten Donaldson ("Der Einsatz") eine warmherzige Mischung aus Biopic und Roadmovie gelungen. Sein Drama, das zu keiner Zeit ins Kitschige abgleitet, basiert auf einer wahren Lebensgeschichte. Bereits Anfang der 70er Jahre widmete sich Donaldson dem kauzigen Tüftler Burt Munro in einem Dokumentarfilm. Und schon damals schwor er sich, ihm irgendwann einen Spielfilm zu widmen.
Nach mehr als 30 Jahren ist es so weit. Dass es in dem Film vordergründig um Motorräder und Geschwindigkeitsrekorde geht, spielt kaum eine Rolle. Wenn Munro mit seiner Maschine zu einer wahren Odyssee durch den Mittleren Westen der USA aufbricht, heißt es vielmehr: "Der Weg ist das Ziel." Auf seiner Reise trifft er auf Transvestiten, Indianer und ungewohnten Rechtsverkehr. Doch der Mann von Down Under meistert alle Schwierigkeiten mit Charme und Humor.
Die Szenen auf der "Speed Week", dem eigentlichen Ziel der Überfahrt, geraten unterdessen zur Nebensache. Und ob Munro die bestehenden Rekorde pulverisiert oder nicht, ist geradezu unerheblich. "Mit Herz und Hand" ist großartiges Erzählkino mit sanften Bildern, ruhigen Tönen und einem Anthony Hopkins in Hochform.