Natalie Portman und Chris Hemsworth in "Thor 2" Nichts Neues vom Donnergott

Düsseldorf · Und täglich grüßt das Murmeltier: Eine neue Verfilmung der Marvel-Comics wird ab Donnerstag in den Kinos zu sehen sein. "Thor 2 – The Dark Kingdom" bietet nur seichte Unterhaltung. Die Überraschung dabei: Nicht mal als Actionspektakel überzeugt der Film.

Szenenbilder zu "Thor 2 - The Dark Kingdom"
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Und täglich grüßt das Murmeltier: Eine neue Verfilmung der Marvel-Comics wird ab Donnerstag in den Kinos zu sehen sein. "Thor 2 — The Dark Kingdom" bietet nur seichte Unterhaltung. Die Überraschung dabei: Nicht mal als Actionspektakel überzeugt der Film.

Steckt die Traumfabrik in einer Krise? Immer mehr Stimmen werden laut, dass Hollywood Angst habe, neue, innovative Themen anzupacken. Stattdessen würden die großen Produktionsfirmen in der Traumfabrik Projekte unterstützen, die zwar den Zuschauer nicht überraschen, dafür aber bestmöglich nicht enttäuschen — und das mit geradezu abschreckenden Produktionskosten. Nicht erst seitdem Star-Regisseur Steven Soderbergh öffentlich auf dieses Dilemma hinwies, wurde dem mächtigen System ein Tiefpunkt attestiert.

Eben jene Kritiker durften zwar mit dem Erfolg des fast schon experimentell anmutenden Meisterwerks "Gravity" kurzfristig aufatmen (er dominierte wochenlang die Kino-Charts) - bisweilen ist das aber nur ein Einzelfall. In alte Muster verfällt Hollywood bei dem am Donnerstag in den Kinos startendem Sequel "Thor 2 - The Dark Kingdom".

Der Blockbuster ist bereits die dritte Verfilmung der Marvel-Comics in diesem Jahr, der Grund liegt auf der Hand: "The Wolverine" und "Iron Man 3" spielten insgesamt rund 1,6 Milliarden Dollar ein. 2012 hatte man zahlreiche Stars in dem Action-Spekatakel "Marvel's The Avengers" (1,5 Milliarden) vereint, in zwei Jahren wird die nächste Verfilmung des Superhelden-Clans folgen. Der Rubel rollt, die Kreativität stagniert weitestgehend.

Das Universum muss erneut gerettet werden

Nachdem Shakespeare-Kenner Kenneth Branagh am ersten Teil der Saga mehr oder minder gescheitert war, übernahm nun Alan Taylor, der unter anderem bei den Ausnahme-TV-Serien "Game of Thrones" oder "Mad Men" mitgewirkt hatte, als Regisseur. Am Plot wurde derweil nicht viel gerüttelt: Den Part des Antagonisten übernimmt in diesem Werk der rachsüchtige Malekith (Christopher Eccleston), der nach Jahren der Abwesenheit zurückkehrt und nun Großes vorhat — er will das Universum zerstören.

Thor (Chris Hemsworth) und sein Vater, König Odin (Antony Hopkins), sind dem übermächtigen Gegner unterlegen, helfen soll ausgerechnet der geächtete Halbbruder Loki (Tom Hiddleston). Zwischenzeitlich muss sich der Donnergott noch um seine große Liebe Jane Foster (Natalie Portman) kümmern.

Selbstironie steht dem Film gut

Folgerichtig müsste bei einem solch minimalistischen Plot der Fokus auf anderen Aspekten liegen. Wer aber nun "pures Kino" à la Alfred Hitchcock erwartet, liegt falsch. "Thor" setzt auf derzeit bekannte Formeln. Im Gegensatz zu dem Vorgänger wird in Taylors Verfilmung mehr Wert auf Realismus gelegt, die den Film dominierenden Actionszenen werden durch exzessive Schnitte, eine unruhige Kamera und gekonnt inszenierten Effekte bestimmt.

Das Dilemma: All das hat man in Dutzenden (Hollywood)-Werken schon gesehen, "Thor" überrascht stilistisch erstaunlich selten. Gegen Ende der 112 Minuten kommt immerhin deutlich mehr Selbstironie auf, der Film verbucht dadurch einige Lacher.

Das Handy von einer anderen Welt

Der aufkeimende Humor tröstet sogar streckenweise über die eindimensionalen Figuren hinweg. Besonders problematisch ist das für die Darstellung des Protagonisten. "Im ersten Film war Thor zunächst ein ungestümer Königssohn, der die ersten Schritte zu größerer Reife unternahm. In der Fortsetzung beobachten wir diese Entwicklung weiter", erklärt allzu passend Regisseur Taylor. Für den objektiven Beobachter herrscht schlicht Stillstand.

Die Beziehung zwischen Thor und Foster ist durchschaubar, das Verhältnis der beiden Gottesbrüder — so viel soll verraten werden - geradezu bizarr. Dabei hinterlässt Hiddlestons Figur Loki noch den besten Eindruck. Zwar ist er nur in relativ wenigen Szenen zu sehen, er durchlebt aber noch die markanteste Entwicklung im Film.

Einen weiteren Fauxpas leisten sich zudem Taylor und die fünf (!) Drehbuchautoren kurz vor dem dritten Akt: Das Liebespaar ist in einer der neun Reiche verloren, ohne Hoffnung auf eine schnelle Rückkehr. Aber, unverhofft kommt oft: Das Handy von Foster klingelt, es stellt sich heraus, dass sie sich in der unmittelbaren Nähe eines Portals (die zugegebenermaßen in der Handlung schon eingeführt worden sind) zur Erde befinden. Damit schrammen die Macher hauchdünn an einem "Deus ex machina" vorbei, also einem Ereignis, das vollkommen unmotiviert und überraschend zum Vorteil der Figuren auftritt.

Es ist bezeichnend, dass eben diese Szene bei dem Blockbuster in Erinnerung bleibt. Der Erfolg des Films scheint dennoch vorab gesichert, ansonsten wird "Thor — The Dark Kingdom" aber im Sud der Comicverfilmungen untergehen.

(jco)
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