Diane Lane als vom Sex besessene Frau Richard Gere in "Untreu"

Frankfurt/Main (rpo). Kinofans ist der erotische Thriller "Untreu" kein unbekannter. Regisseur Adrian Lyne hat den Klassiker von Claude Chabrol über einen betrogenen Ehemann neu aufgelegt. In den USA spielte der aktzeptable Streifen mit Richard Gere und Diane Lane bereits 40 Millionen Dollar ein.

Connie Sumner hat alles, was das Leben einer westlichen Frau im besten Fall bieten kann: Wohlstand, den aufgeweckten kleinen Sohn, einen drolligen Hund, vor allem aber diesen attraktiven Ehemann, der schon deshalb wie der Frauenschwarm Richard Gere aussieht, weil er genau von diesem im Film "Untreu" gespielt wird. Connie hat aber selbst mit all dem nicht genug, denn sie genießt bald auch noch einen leidenschaftlichen jüngeren Liebhaber, der ihr mit europäischer Raffinesse erotische Wonnen schenkt.

Paul heißt dieser in New York lebende Lebenskünstler, dem die nur vordergründig kühl wirkende Amerikanerin auf der Straße begegnet und dem sie bald auch in dessen schick-chaotische Wohnung folgt. Nur zufällig kommt der beruflich überstrapazierte Ehemann Edward dem heimlichen Verhältnis seiner Frau auf die Spur. Doch dann lässt Edward nicht locker, bis er dem Rivalen persönlich gegenüber steht. Was folgt, entgleitet völlig seiner Kontrolle und wird doch Cineasten mit Langzeitgedächtnis keineswegs völlig unbekannt vorkommen.

Denn was der in Hollywood arbeitende britische Spezialist für erotische Leinwandware zeigt, war - wenngleich mit anderen Darstellern und vor anderem Hintergrund - schon 1970 unter dem Titel "Die untreue Frau" vom französischen Altmeister Claude Chabrol in Szene gesetzt worden. Damals spielte Michel Bouquet die Rolle, die nun Gere übernommen hat. Der Amerikaner ist seinem französischen Vorgänger deutlich unterlegen, denn ihm fehlt jene Hintergründigkeit, jene unter der glatten bürgerlichen Oberfläche brodelnde mörderische Energie, die Bouquet so unvergleichlich darzustellen wusste. Und unvergleichlich war auch die schöne Stephane Audran, Chabrols zeitweilige Ehefrau.

Diane Lane, die in "Untreu" Connie Sumner verkörpert, schlägt sich im Vergleich zu ihrer kühl-erotischen Vorgängerin indessen erstaunlich gut. Die Schauspielerin zeigt die sehr amerikanische, vor Gewissensbissen stets am ganzen Leib zitternde Variante einer vom Sex besessenen Frau, die Mann, Kind und Bekannte belügt, um ihre Lust leben zu können. Lane scheut für die Rolle in einigen Szenen auch nackte Haut nicht, was sehr erstaunlich für eine Hollywood-Produktion ist und in dem in Sachen Sex noch immer äußerst puritanischen Land Kinoverbot fürs ansonsten dominierende frühjugendliche Publikum zur Folge hat.

Unter diesen Vorzeichen hat sich der Film nach drei Wochen Laufzeit in den USA mit bislang 40 Millionen Dollar Einspielergebnis überraschend gut gehalten. Dazu beigetragen hat nicht zuletzt der Franzose Olivier Martinez in der Rolle des charmanten Verführers. Martinez erinnert an den jungen Alain Delon, sieht also nicht nur unverschämt gut aus, sondern strahlt auch eine lauernde Gefährlichkeit und Laszivität aus, die er in künftigen Rollen noch besser ausspielen wird können. Diane Lane wird also gewiss nicht die letzte Kino-Schöne sein, die in seinen Arm schwach wird.

Regisseur Adrian Lyne hat nach der ziemlich verunglückten "Lolita"-Verfilmung kein Meisterwerk, aber eine mit Abstrichen durchaus akzeptable Chabrol-Neuauflage geschaffen. "Untreu" kommt am 13. Juni in die Kinos. Es wäre eine schöne Geste, das Original bei dieser Gelegenheit noch einmal in die Kinos zu bringen. Aber das bedingte eine Kinokultur, die es leider in Deutschland nicht gibt.

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