Düsseldorf Rückkehr zum "Planet der Affen"

Düsseldorf (RP). Der Science-Fiction-Klassiker mit Charlton Heston aus den 60er Jahren wird fortgesetzt: "Planet der Affen – Prevolution" kommt am Donnerstag ins Kino. Die Produktion mit James Franco und Freida Pinto in den Hauptrollen erzählt, wie die Affen zu Herrschern der Welt wurden.

"Planet der Affen - Prevolution" - wie die Affen die Erde erobern
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"Planet der Affen - Prevolution" - wie die Affen die Erde erobern

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Düsseldorf (RP). Der Science-Fiction-Klassiker mit Charlton Heston aus den 60er Jahren wird fortgesetzt: "Planet der Affen — Prevolution" kommt am Donnerstag ins Kino. Die Produktion mit James Franco und Freida Pinto in den Hauptrollen erzählt, wie die Affen zu Herrschern der Welt wurden.

Die Schluss-Szene des Films "Planet der Affen" aus dem Jahr 1968 gehört zu den verstörendsten Schreckensbildern des US-Kinos. Sie hat etwas beängstigend Definitives, ist von schauerlicher Endgültigkeit. Charlton Heston musste als Astronaut der Nasa auf einem scheinbar unbekannten Planeten in ferner Zukunft notlanden.

Affen hatten dort eine Diktatur errichtet, Menschen wurden wie Tiere gehalten, und Hestons Raumfahrer, der sich unverhofft am kürzeren Ende der Evolutionspyramide wiederfand, konnte sich nur mit Mühe vor den Aggressoren retten — der letzte Vertreter einer Menschheit, wie wir sie kennen.

"Ihr Wahnsinnigen!"

Auf der Flucht vor den bewaffneten Primaten sah er am Strand die verwitterte Spitze der Freiheitsstatue aus dem Sand ragen. Er erkannte, dass das hier die Erde war, dass ein Atomschlag sie zerstört haben musste, und nun kniete er sich hin und rief: "Ihr Wahnsinnigen! Ihr habt die Erde in die Luft gesprengt! Ich verdamme euch alle!"

Der mit drei Ausrufezeichen besiegelte Fluch meinte natürlich uns, und noch heute hallt er durch Hollywood und lässt Regisseuren und Produzenten keine Ruhe. Es gab zwischen 1970 und '73 vier Kino-Fortsetzungen, es folgten zwei Fernsehserien ('74 und '75), zwei Fernsehfilme ('81 und '98), mehrere Comic-Serien sowie vor zehn Jahren die Neuverfilmung durch Tim Burton.

Zwischendurch hatten sich die Regisseure Oliver Stone und James Cameron an dem Stoff versucht — sie gaben jedoch auf, bevor ihre Produktionen die Kinos erreichten. Dass nun, mehr als 40 Jahre nach dem Original und nach Jahrzehnten in der populärmythologischen Mangel, ein weiterer Film mit dem Titel "Planet der Affen — Prevolution" auf die Leinwand kommt, zeigt, wie zeitgemäß die Geschichte weiterhin ist.

Der Missing Link

Das neue Werk, das am Freitag in den USA startete und bei uns von Donnerstag an zu sehen ist, erzählt, wie es dazu kommen konnte, dass die Affen zu Herrschern der Welt wurden. Es ist sozusagen der Missing Link zwischen unserer Gegenwart und dem Jahr 3978, in das sich Charlton Hestons Raumschiff durch Einwirkung elektromagnetischer Ströme verirrt hatte.

Zwei Verweise auf die Ur-Version verknüpfen die wichtigsten Motive: Auf den Titelblättern der Zeitungen ist von einem Raumschiff die Rede, das den Kontakt zur Bodenstation verloren hat, und auch das Modell der Freiheitsstatue kommt vor.

Während die Affen in der Vorlage trotz maskenbildnerischer Höchstleistung von John Chambers, der schon Dr. Spock spitze Ohren anklebte, in Maharadscha-Gewändern und Pelz-Dickicht eher putzig wirkten, sehen die Tiere nun echt aus — echt bedeutet hier: beinahe wie Menschen. "Performance Capture" heißt das Verfahren, das bereits in "Avatar" und "Herr der Ringe" Anwendung fand und phantastischen Wesen zu realistischem Ausdruck verhilft.

Jährlich vedoppelter IQ

Ergebnis: Dem Zuschauer wird es leichtgemacht, sich mit den Affen zu identifizieren, mit ihnen zu leiden. Und Anlass zu Mitleid gibt es reichlich. James Franco spielt einen kalifornischen Wissenschaftler mit Kittel, Preppy-Hemd und Macbook Pro, der an einer Arznei gegen Alzheimer forscht — Arbeitstitel: "Alz 112".

Sein Vater leidet an dieser Krankheit, und als erste Versuche an einem Affen dazu führen, dass das Gehirn des Tiers neue Zellen bildet und es also intelligenter wird, scheint die Sensation möglich. Der Affe stirbt allerdings, aber er war schwanger, und das gerettete Baby, das im Mutterleib gewissermaßen in "Alz 112" badete, verdoppelt seinen IQ von Jahr zu Jahr.

Bald kann das Cäsar genannte Junge puzzeln und Türme bauen und später sogar reden. Sein erstes Wort wird "No" sein, und diese zwei Buchstaben waren stets sprachlicher Beginn des Aufbegehrens.

Nur ein einziger Kuss

Franco zieht das Tier daheim auf, er lernt bald eine Frau kennen, die das gut findet, eine von Freida Pinto ("Slumdog Millionaire") gespielte Tierärztin. Sie werden ein Paar, sie sehen verflixt gut aus, und sie halten zusammen gegen die auf sie hereinbrechenden Verwerfungen. Es entwickelt sich ein spannender Film, ein kurzweiliger Blockbuster, bei dem die Tiere derart im Mittelpunkt stehen, dass Regisseur Rupert Wyatt die Liebesgeschichte zwischen Franco/Pinto links liegen lässt.

Bei zwei der attraktivsten Schauspieler der Welt müsste man eigentlich nur das Licht ausknipsen, damit die Funken fliegen. Aber diese Beziehung ist die langweiligste, die man jemals sah: Ein einziger Kuss, und der wird vom Ruf des Affen beendet. Eine Schande.

Schon das Original war vom Geist der Zeit durchwehte Science-Fiction. In einer der klassischen Fabel angenäherten Erzählform ging es unausgesprochen um die Rassenkonflikte in Amerika, die Angst vor der nuklearen Katastrophe und die Fragwürdigkeit des Kriegs in Vietnam.

Aus der Evolution wird eine Revolution

Auch in "Prevolution" agieren die Primaten wie in einem Diorama vor zeitgenössischem Hintergrund. Die Vereinbarkeit von Forschung und Business wird zum ethischen Leitmotiv, und die Frage nach dem richtigen Umgang mit Tieren harrt der Beantwortung.

In der Figur des Affen als dem Anderen reflektieren die Macher die wissenschaftliche Debatte über das Selbstverständnis des Menschen: Ist das Ich wirklich überlegen? Der Affe fungiert genau genommen nicht als Feind der Menschheit, sondern als alternierend-sinnstiftende Lebensform, als Chiffre für die Absurdität unserer Kämpfe in der Zivilisation.

Der erwachsene Cäsar muss nach einem Zwischenfall in eine Einrichtung, in der Dutzende Affen in Zwingern gehalten werden. An dieser Stelle übernimmt die Technologie die Regie. Die Tiere werden von ihrem Pfleger gequält (Tom Felton, der Draco Malfoy aus den "Harry Potter"-Filmen, spielt das schön sardonisch), und ihr durch visuelle Effekte verstärktes Minenspiel greift ans Herz.

Der Zuschauer steht auf Seiten der Affen, das ist wichtig, denn nun wird aus Evolution eine Revolution, eine etwas spektakelige, die den Vergleich mit dem Finale von "Sucker Punch" oder "Thor" nicht scheut: Die Affen klauen "Alz 112", dopen sich, büxen aus und erobern San Francisco. Die minimalistische Versuchsanordnung explodiert mit viel Action.

Franco steht am Schluss da wie eine Mischung aus Dr. Frankenstein ohne Bartwuchs und James Dean aus dem digitalen Dorf. Seine Forschungen drehten den Darwinismus um, und nichts wurde besser. Das muss er sich eingestehen. Das offene Ende ist Mahnung und Hoffnungsschimmer zugleich. Alles ist möglich. Noch. Auch eine weitere Fortsetzung.

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