"Ein Augenblick Liebe" Sophie Marceau ist unglücklich verliebt

Paris · In "Ein Augenblick Liebe" begegnet die Französin einem charmanten Rechtsanwalt, beide verlieben sich sofort. Nur ist Pierre verheiratet - und nimmt das ernst. Aus "La Boum" ist eine hübsche Romanze über reifere Liebe geworden.

 Sophie Marceau in "Ein Augenblick Liebe".

Sophie Marceau in "Ein Augenblick Liebe".

Foto: dpa, mjh

Sie war der Teenager der 80er Jahre: Sophie Marceau, das unschuldige, raffinierte Mädchen aus "La Boum", die 14-Jährige, die sich in Mathieu verliebt, aber noch nicht so recht weiß, wie sie ihn zu ihrem Freund machen kann. Damals setzten Jungs dem Mädchen, das sie mochten, noch die Bügel-Kopfhörer ihres Walkman auf, und dann hörte Sophie Marceau "Dreams are my Reality" und eine ganze Generation tanzte mit ihr Klammerblues.

Drei Jahrzehnte später ist Sophie Marceau wieder verliebt. Und es hat noch immer etwas Mädchenhaftes, wenn sie ungeduldig auf Nachricht von ihm wartet, und als die SMS eintrifft, einen Seufzer in die Fransel ihres Ponys pustet. Als Teenager hat sie noch alles darangesetzt, einen Jungen auf sich aufmerksam zu machen, Gefühle in ihm zu wecken. Und es war das zeitlose Spiel von Zutrauen und Cool-tun, das die Zuschauer in "La Boum" beobachten konnten. Inzwischen ist Sophie Marceau 47 und so attraktiv, dass sie nicht mehr viel tun muss, damit Männer sie beachten. In "Ein Augenblick Liebe" hat sie als Schriftstellerin Elsa allerdings erste Enttäuschungen hinter sich. Gerade läuft die Scheidung, ihre drei Kinder zieht sie alleine auf, die Affäre mit einem 25-jährigen Kollegen ist für sie nur ein schmeichelndes Intermezzo.

Doch dann begegnet sie Pierre. Und es reicht ein Augenblick. Und alles könnte ganz einfach sein, wäre Pierre nicht verheiratet, seit 15 Jahren, und noch immer glücklich. Auf solche Männer lässt sich Elsa nicht ein und auch Pierre hat sich für Treue entschieden. Er findet das heldenhafter als alle Eroberungen seiner früheren Jahre. Und Pierre ist der Typ Mann, der ein Held sein will.

François Cluzet spielt ihn charmant, souverän, und auch ein wenig jungenhaft. Schon in "Ziemlich beste Freunde" hat er eine tragische Rolle durch Humor herzzerreißend gemacht, weil die Fallhöhe besonders hoch ist, wenn einem Menschen mit der Fähigkeit zu feiner Selbstironie Böses widerfährt. Nun lässt er ebenfalls manchmal Humor durchblitzen, wenn er schauspielerisch als romantischer Liebhaber auch unter seinen Mitteln bleibt. Marceau und Cluzet wären jedoch ein schönes Paar. Wenn da nicht die Ehe wäre und eine Haltung, für die Pierre sich entschieden hat, als er erwachsen wurde.

"Ein Augenblick Liebe" erzählt von einem tragischen Konflikt und von zwei Arten der Liebe, von der, die aus Vertrauen lebt und von Leidenschaft. Die französische Regisseurin Lisa Azuelos macht daraus eine luftige Tragikomödie, sie zieht nicht die Stirn in Falten, grübelt nicht über Moral, sondern erzählt mit Leichtigkeit aus einer Welt, in der alles ein wenig gediegener zugeht als im normalen Leben. Elsa hat Erfolg, ohne dass man sie je arbeiten sähe, sie bändigt ihre pubertierenden Kinder durch nichts als Charme und schreitet stilsicher im roten Kleid über die schweren Teppiche in Londoner Hotels dem Geliebten entgegen.

Die Kulissen sind glatt und edel, die Geschichte schnurrt so vor sich hin, und das wäre alles höchst durchschnittlich, wäre Sophie Marceau nicht immer noch so anmutig. Es macht Spaß, ihr beim Flirten zuzusehen, zu beobachten, wie sie in schicke Kleider schlüpft und reiferen Herren den Kopf verdreht. Schon in "La Boum" hatte ihr Spiel etwas Kesses, Selbstbewusstes, das sehr einnehmend ist. Allerdings war der Film sicher auch deswegen so erfolgreich, weil er ehrlich aus einem Teenager-Leben erzählte. Die Eltern der Vic im Film trennen sich, sie sind für das junge Mädchen schlechtere Ratgeber als etwa die Großmutter, die eine Generation gelassener auf die Probleme der Enkelin eingehen kann. "La Boum" ist ein unterhaltsamer, gefälliger Film, aber eine einzige Party ist er nicht.

Den Mut zu so viel Echtheit hat "Ein Augenblick Liebe" leider nicht. Sophie Marceau muss sich darin mit keinerlei Alltagsproblemen herumschlagen, es geschieht in ihrem Leben nichts Problematisches, außer, dass sie sich in einen verheirateten Mann verliebt. Und auch der hat die Wahl zwischen einer Bilderbuchfamilie mit reizenden Kindern und kluger, gutaussehender Ehefrau und der noch attraktiveren Schriftstellerin, die sich nach ihm verzehrt.

"La Boum" ist realistisch und überhöht zugleich, und so wurde er zum Traum der Realität einer ganzen Generation. "Ein Augenblick Liebe" lädt auch zum Träumen ein, aber nur für einen Abend.

(RP)
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