Fotos Szenenbilder "Die Vermessung der Welt"
"Man heiratet, wenn man nichts Besseres vor hat", verkündet der junge Alexander von Humboldt am Tisch des Herzogs von Braunschweig. Alexander hat etwas Besseres vor: Er will Naturforscher werden und die Welt bereisen - sehr zum Leidwesen seiner adeligen Mutter.
Ganz anders der kleine Junge, der hinter einer Absperrung wartet und Alexander und dem Herzog beim Speisen zusieht. Carl Friedrich Gauß will nicht in die weite Welt hinaus, sondern bei seiner Mutter bleiben.
Aber er will auch lernen und zwar Mathematik. Dafür braucht das hochbegabte Kind, das aus ärmlichen Verhältnissen stammt, Geld.
Auch wenn er dem Herzog nichts auf Kommando vorrechnet, willigt der ein, ihm ein Stipendium zu geben. Alexander fördert er ebenfalls.
Mit diesem kurzen ersten Treffen von Humboldt und Gauß werden die Weichen für ihre Lebenswege, die kaum unterschiedlicher sein könnten, neu gestellt. Und doch gibt es Parallelen - sogar genügend, dass Schriftsteller Daniel Kehlmann die beiden Biografien in einem international gefeierten Roman nachzeichnete.
Zwei Ausnahmetalente spielen die Beiden - Schuch den neugierigen, disziplinierten Humboldt und Fitz den genialen Gauß.
Während Humboldt nach Ecuador reist und exotische Tiere sammelt, arbeitet der Mathematiker Gauß fieberhaft an seinem Werk. Dabei stoßen beide immer wieder an ihre Grenzen.
Humboldt kämpft etwa mit den Naturgewalten und den Lebensbedingungen in Südamerika. So versucht er, Sklaven freizukaufen und Ureinwohner davor zu bewahren, von Missionaren ausgepeitscht zu werden.
Gauß verzweifelt fast daran, dass keiner mit seinem schnellen Geist mithalten kann. Auch nach einem Besuch beim Philosophen Immanuel Kant fühlt er sich unverstanden. Als Gauß ihm sein Werk zeigen will, antwortet der vom Alter gezeichnete und inzwischen verwirrte Mann nur "Wurst. Der Diener soll Wurst kaufen."
Ablenkend sind die zahlreichen Sexszenen. So viel Fleischeslust will schlicht nicht in eine Geschichte passen, bei der es um zwei Protagonisten geht, denen der Geist viel wichtiger zu sein scheint als das Körperliche.
Mit "Die Vermessung der Welt" hat sich Buck an einen nicht gerade einfachen Stoff herangewagt. Galt der 2005 erschienene Bestseller, der in mehr als 40 Sprachen übersetzt wurde und sogar Schullektüre ist, doch als unverfilmbar.
Das hielt aber weder Buck (r. im Bild in einer kleinen Rolle im Film) noch Kehlmann davon ab, es zu versuchen. So schrieben sie gemeinsam mit Daniel Nocke das Drehbuch. Ein Abenteuer für Kehlmann, dem es gefiel, die Geschichte noch mal für ein anderes Medium zu erzählen.
"Die Vermessung der Welt", Drama, Deutschland/Österreich 2012, 122 Minuten, FSK: 12, Verleih: Warner Bros. Pictures, Regie: Detlev Buck, Darsteller: Florian David Fitz, Albrecht Abraham Schuch, Jérémy Kapone, Katharina Thalbach u.a.
Kinostart in Deutschland am 25. Oktober 2012