Von Anpassung und Verrohung "The Tribe" — große Filmkunst aus der Ukraine

Düsseldorf · Dass die Menschen einander auch ohne Not das Leben schwer machen, dass auch in den Gemeinschaften der Underdogs keine Solidarität herrscht, sondern die Brutalen und Kaltschnäuzigen versuchen, die anderen auszubeuten und zu unterdrücken, ist Dauerthema im Kino.

Dass der ukrainische Film "The Tribe" Kritiker rund um den Globus zu Lobeshymnen hinreißt, liegt also nicht am Thema. Sondern daran, wie frisch, ehrlich, rücksichtslos der Regisseur Mirodslav Slaboshpitsky die altvertrauten Szenen und Motive zu gestalten und zu variieren weiß.

Der eher zurückhaltende Junge Sergei (Grigoriy Fesenko) kommt hier in ein Internat für Taubstumme. Dort wird er sofort von einer Gang rauer Typen gemobbt, die Rückendeckung im Lehrkörper haben. Aber aus dem Getretenen wird ein Treter. "The Tribe" erzählt von Anpassung und Verrohung. Sergei macht auch mit, wenn die Jungs als Zuhälter zwei Mitschülerinnen auf den Fernfahrerparkplatz bringen. Obwohl er eine von ihnen liebt.

Das alles hat weder Untertitel noch gesprochene Dialoge, wir sehen nur die Gebärdensprache, verstehen aber doch alles. Je ruhiger die Kamera hinschaut, desto größer die Wucht der Bilder: dieser Film nimmt einen mit.

(RP)
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