"Three Billboards Outside Ebbing, Missouri" Golden Globe Gewinner bricht mit Klischees

Düsseldorf · "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri" war der große Gewinner der Golden Globes 2018. Der Film erzählt eine Geschichte über Rassismus und den Kampf einer Frau für ihre Rechte in den USA. Die Grenzen zwischen Held und Schurke sind fließend.

Three Billboards outside Ebbing, Missouri - Bilder vom Oscar-Favorit 2018
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Kinostart des Oscar-Favoriten

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Foto: ap

Im bereits mehrfach ausgezeichneten Drama "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri" geht es um drei Plakatwände am Rande des verschlafenen Nests Ebbing, Missouri. Die Hauptfigur Mildred Hayes (gespielt von Frances McDormand), eine klassische amerikanische Hinterstädtlerin, beschließt diese zu mieten, um auf das grausame Schicksal ihrer Tochter aufmerksam zu machen.

Hayes Tochter wurde ein Jahr zuvor von mehreren Männern vergewaltigt und anschließend verbrannt. Der Fall scheint bei der Polizei allerdings in Vergessenheit zu geraten, viele Monate ist nichts mehr passiert - auch weil Spuren fehlen. Hayes ist das nicht genug. Sie liest in einem Ratgeber, dass öffentliche Aufmerksamkeit die Chancen auf Aufklärung deutlich erhöht und entschließt sich zum Plan mit den Plakatwänden.

Auf ihre drei gemieteten Werbetafeln lässt sie deshalb folgende Sätze schreiben: "Im Sterben vergewaltigt", "Noch immer keine Festnahmen?", "Weshalb, Chief Willoughby?". Das damit angeklagte Polizeirevier in Ebbing um Chef Willougby (Woody Harrelson) reagiert erwartungsgemäß ungehalten mit Beschimpfungen und Zorn, nimmt aber die Ermittlungen wieder auf. Besonders der etwas zurückgebliebene Polizist Dickson (gespielt von Sam Rockwell) ist jedoch erbost über die verbalen Angriffe auf seinen Chef. Der Zuschauer erkennt schnell, dass das unreife und gewalttätige Muttersöhnchen bereit ist alles für seinen Chef zu tun - auch zu töten. Dafür ist der stadtbekannte Säufer und Rassist berüchtigt.

Die Geschichte entwickelt sich aber anders als gedacht, und das Drama stellt den Zuschauer vor viele Fragen: Kann ein Rassist ein Held sein? Wie weit darf man mit einem anscheinend bösen Menschen mitfiebern? Und: Wie weit darf man im Kampf um sein Recht gehen? Der Film stellt im Laufe der Handlung das typische Klischee von Held und Schurke in Frage. Zu Beginn ist der Zuschauer klar auf der Seite von Mildred Hayes, der brutal ihre Tochter genommen wurde. Der rassistische Dickson ist der Feind.

Beim Zuschauer wächst eine Hoffnung, der Wunsch, der zurückgebliebene Polizist solle doch bitte auch der Mörder sein. Doch auch hier bricht der Film mit den Erwartungen. Hayes überschreitet auf ihrem Rachefeldzug Gesetze, während in Dickson anscheinend doch gute Seiten stecken. Die Grenzen von Gut und Böse verschwimmen. Das stellt den Zuschauer vor allem vor ein Problem: Wem darf man die Daumen drücken? Regisseur Martin McDonagh, der schon mit "Brügge sehen... und sterben" und "7 Psychos" begeisterte, zeigt, wie einfach sich Zuschauer manipulieren lassen und auch einem eigentlichen Verbrecher als Helden akzeptieren, sogar Mitleid mit seinem Schicksal haben.

Die vielschichtigen Charaktere und deren Schauspieler sind ein wesentlicher Grund, die "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri" so erfolgreich machen. Den Zuschauer wird es nach dem Film nicht verwundern, dass die Hauptdarstellerin Frances McDormand als gebrochene, verzweifelte Mutter und Nebendarsteller Sam Rockwell als kindlicher, aber ebenso brutaler Polizist den Golden Globe gewonnen haben, sich sogar Hoffnungen auf den Oscar machen dürfen.

Die Botschaft, die nach dem Film bleibt: Es gibt nicht nur Schwarz und Weiß. Jeder Mensch hat Gutes und Böses in sich. Auch eine vom Schicksal geplagte Mutter kann bei ihrem Kampf nach Recht zu weit gehen, wenn sie dabei die Regeln der Gesellschaft überschreitet. Auch ein Rassist hat nicht nur schlechte Eigenschaften in sich, kann in anderen Lebenssituationen trotzdem seinen guten Kern zeigen. Echte Helden gibt es eben nur in Filmen.

"Three Billboards Outside Ebbing, Missouri" läuft ab dem 25. Januar 2018 in den deutschen Kinos.

(se)
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