Neuer Film mit Tobias Moretti Schizophrenie zersetzt eine Familie

Düsseldorf · Die Satellitenschüssel des Nachbarn hat es auf ihn abgesehen: Sie belauscht seine Gedanken, sendet Störfrequenzen. Davon ist Hans Dallinger überzeugt. Der früher gefeierte Architekt und Familienvater leidet an Schizophrenie. Was das mit dem fragilen Gefüge der Familie anrichtet, will Regisseur Christian Bach in seinem Debütfilm "Hirngespinster" zeigen.

 Tobias Moretti als schizophrener Vater.

Tobias Moretti als schizophrener Vater.

Foto: dpa, lus sab

Mutter Elli (Stephanie Japp) verdient das Geld für die Familie, weil der Vater schon länger keinen Auftrag mehr an Land gezogen hat. Sohn Simon kümmert sich um die kleine Schwester, während er sich nach dem Abitur als Schulbusfahrer durchschlägt und noch nichts so richtig mit seiner Zukunft anzufangen weiß, zumal er befürchtet, selbst geisteskrank zu werden. Erst als er sich in die zielstrebige Verena (Hanna Plaß) verliebt, fängt er an, einen eigenen Weg zu suchen.

Im Zentrum der Geschichte steht also nicht so sehr der Vater, den Tobias Moretti mit dezent gequälter, aber nie überzogen "verrückter" Mimik zeichnet, sondern Sohn Simon. Der junge Jonas Nay spielt den 22-Jährigen verletzlich und anrührend, macht die Zerrissenheit des Sohnes zwischen familiären Pflichten und eigener Selbstbehauptung spürbar. Beide Darsteller wurden zu Recht mit dem Bayerischen Filmpreis für diese Leistungen ausgezeichnet.

Die Schauspieler sind das große Plus dieses Dramas, das eine Familie in einer Extremsituation skizziert, dafür aber filmisch leider kaum treffende Bilder findet und über langweilige Fernsehästhetik nicht hinauskommt. Das durchaus spannende Thema hätte in dieser Hinsicht mehr verdient.

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Wie geht man mit einer Krankheit um, die nach außen ein Tabu ist? Mit einem Menschen, der zunehmend unberechenbar wird, seine Tabletten nicht nehmen will und wiederholt in der Psychiatrie landet? Heimlich mischt die Mutter dem Vater die Tabletten ins Essen, nimmt ihm damit die Selbstbestimmtheit.

Die Eltern wandern von einem kurzen Zwischenhoch zum nächsten Tief der Krankheit. Man würde gerne mehr über Schizophrenie erfahren, doch die geistige Störung bleibt unergründlich und fremd.

(RP)
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