Neues "Transformers"-Werk im Kino Der Terror des Schwermetalls

Düsseldorf · Der vierte Teil der Action-Serie "Transformers" gilt bereits jetzt als einer der erfolgreichsten Filme des Jahres. Und als einer der bescheuertsten.

"Transformers: Ära des Untergangs" enttäuscht
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"Transformers: Ära des Untergangs" enttäuscht

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Dieser Film gehört in die Kategorie des "O mein Gott!"-Films, und vielleicht gibt es demnächst psychologische Doktorarbeiten über dieses Genre. "O mein Gott!"-Filme versprechen nämlich die Erfüllung sämtlicher im echten Leben verbotenen Destruktionsphantasien, sie haben eine Ventilfunktion, weil sie mit der Vorstellung spielen, die Technik könne uns irgendwann beherrschen.

Im Grunde sind sie eine Travestie aller Schreckensvisionen, die uns nachts vom Schlafen abhalten. In "Transformers" haben sie nun die Gestalt von Außerirdischen, die nach Landung auf der Erde unerklärlicherweise die Form von Autos annehmen. Sie bekriegen einander, denn es gibt gute und böse Automonster, und wenn sie grell illuminiert und heftig orchestriert zu kämpfen beginnen, stehen die Menschen da, schauen ins Chaos und sagen fassungslos: "O mein Gott!"

Kinocharts aus den USA
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Die Kinocharts aus den USA

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Der Bedarf an diesen Filmen ist offenbar enorm, denn "Transformers 4 - Ära des Untergangs", der als endgültiger "O mein Gott!"-Film gelten darf, ist bereits jetzt der erfolgreichste amerikanische Film der Geschichte in China; auf diesem höchst wichtigen Filmmarkt spielte er innerhalb von zehn Tagen 222,7 Millionen Dollar ein. In den USA selbst kam er am Startwochenende auf knapp hundert Millionen Dollar, was es in diesem Jahr bislang auch noch nicht gab.

Regie führte der Weltuntergangsspezialist Michael Bay ("Armageddon", "Pearl Harbor"), und dem muss man zugute halten, dass sein erster "Transformers"-Teil aus dem Jahr 2007 insofern Charme hatte, als er den schlechten Geschmack mit ebenso viel Hingabe, Instinkt und Finesse zelebrierte wie andere Regisseure den guten. Er besetzte Megan Fox und Shia LaBeouf als Elftklässler, wobei man sich gar nicht so sehr daran stieß, dass die beiden mindestens acht, neun Jahre zu alt für die Rollen waren, sondern viel mehr daran zweifelte, dass sie es je so weit bringen könnten in der Schule. Bays Kunst bestand darin, gleichzeitig ironisch und bitterernst zu sein, seine Haltung war insofern durchaus konsequent und radikal.

Die Kinocharts aus Deutschland
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Der Gründungsmythos der Reihe war indes völlig bescheuert: Auf dem Planeten Cybertron herrschte der Kampf zwischen netten Autobots und fiesen Deceptions, und sie stritten sich um einen Würfel namens Allspark, der verkürzt gesagt alle Energie enthält, die Außerirdische zum Leben brauchen. Das Ding wurde nun aber ins All geschossen, landete auf der Erde, und so wurde der Krieg hierher getragen. Während die Deceptions die Menschheit vernichten wollen, versuchen die Autobots, sie zu retten. Beide können sprechen, und was sie reden, klingt so: "Farewell, Earth!".

Es fällt schon schwer, die Handlung bis hierher zu erzählen, und physische Schmerzen bereitet es, die Weiterführung in Teil vier zu berichten. Deshalb nur dieses: Der Kampf dauert an, Explosionen, Feuer und Beschuss, Schwermetall wird zu Schrott, Menschen rufen "O mein Gott!". Das Schauspieler-Ensemble wurde ausgetauscht, nun macht Mark Wahlberg mit, und ebenso absurd wie die Vorstellung, Shia LaBeouf sei gut in der Schule, ist die, dass Wahlberg zärtlicher alleinerziehender Vater einer halbwüchsigen Tochter sein könnte. Ist er hier aber, der Verbündete der Autobots zudem, und die absurdeste Szene ist die, in der sich in seiner Scheune ein verbeulter LKW in ein fünf Meter großes Blechmonster verwandelt und Wahlberg mit viel Mitgefühl dieses sagt: "Du musst starke Schmerzen haben."

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Man könnte nun sagen: Okay, ich lasse mich 165 Minuten lang fallen, ergebe mich dem Rausch der Zerstörung und hoffe auf ein Katharsis-Erlebnis auf dem Boden der Popcorn-Tüte. Aber man wird in einem bisher nicht gesehenen Ausmaß mit Schleichwerbung terrorisiert, dass man keine Ruhe im Lärm findet. Nicht die Außerirdischen haben hier die längsten Krallen, sondern der Kapitalismus. Allerorten sieht man Werbetafeln und Embleme, Logos und Aufschriften, und man bekommt Lust, sich nach Filmende in Armani zu kleiden, Chevrolet zu fahren und Budweiser zu trinken.

Wobei auch dieser Beschuss mit Angeboten, für die es eigentlich keine Nachfrage gab, konsequent und irgendwie radikal ist. Denn der Film geht auf ein Spielzeug der Firma Hasbro zurück. Im Film treten am Ende sogenannte Dinobots auf, Außerirdische in Dinosaurier-Form. Deren Modelle sind das neueste Produkt von Hasbro. Der Film ist also eine gigantische Markteinführungskampagne: Der Umsatz mit "Transformers"-Spielzeug könnte sich 2014 verdreifachen, hofft man.

O mein Gott.

(hols)
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